Der Lilith Code - Thriller
Union scheint die Hamas und die Hisbollah nicht mehr steuern zu können. Sollte es in einem der Länder oder mehreren gar zu erfolgreichen Putschen kommen, werden wir von diesen Ländern auch angegriffen. Israel war seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973 nicht mehr so schwach.«
Aber Jan war nicht so naiv, um Leas Ansinnen hinter den Worten nicht zu erkennen. Sie wollte Israel als wehrloses Opfer der Umstände und der umliegenden Feinde darstellen. Aber nach den Jahren der militärischen Dominanz in der Region, mit den damit einhergehenden schmutzigen Kriegen im Libanon und Gaza, konnte der Staat Israel kaum mehr diese Karte spielen. Sie war ausgereizt.
Lea bemerkte Jans Zurückhaltung. »Selbst wenn wir es verdient hätten, so müssen auch zynische Pragmatiker anerkennen, dass aus diesem scheinbar regionalen Konflikt bald ein weltweiter werden könnte. Geh raus an den Tisch und frag die Menschen, ob sie jemals wieder fliehen würden. Keiner verlässt das Land. Nie mehr werden wir nur Opfer sein. Es ist besser ein Löwe unter Schafen zu sein als ein Schaf unter Löwen …«
»Na, hältst du wieder Erweckungsreden?« Jemand war auf dem Bildschirm erschienen.
Lea fluchte auf Hebräisch. »Darf ich vorstellen, Ephraim Cohen, unser Experte für Internationale Studien. Zugeschaltet von einem nicht einmal mir bekannten Ort.« Es klang äußerst säuerlich aus dem Mund dieser sonst so beherrschten Frau.
Jan lehnte sich zu Elijah, der neben ihm auf einem Sofa saß und auf den Bildschirm sah. »Ihr Bruder. Das wird jetzt lustig. Lehn dich zurück und genieße es.«
»Ich habe dir ein wenig zugehört. Mir fehlen in deinen Aufzählungen die Übergriffe der radikalen Siedler auf palästinensische Bauern im Westjordanland gestern Mittag. Die Zerstörung der Frauenklinik in Gaza-Stadt durch eine israelische Luft-Boden-Rakete. Und – nicht zu vergessen,das Töten eines Kamels auf der Autobahn, Lea, bist du unter die Jäger gegangen?«
Lea konnte nicht darüber lachen. »Kannst du uns ein Update geben?«, erwiderte sie betont nüchtern.
»Nun, die jungen Araber sind in der Zange. Einerseits kocht ihnen die Suppe im eigenen Land hoch, Sunniten wie Schiiten verlangen Rache, der Zorn kann sich dann schnell gegen die Machthaber selbst richten. Andererseits ist ein Militärschlag unrealistisch, wenn er Erfolg haben sollte. Aber darauf können wir uns nicht verlassen. Hier die Fakten. In allen unseren freundlichen Nachbarstaaten sind die Armeen im Alarmzustand. Selbst Jordanien scheint da mitzuziehen. Der Iran wird es nicht bei der Ruhe belassen. Ein Generalschlag unsererseits ist möglich, aber nicht wünschenswert, da wir mit einem Schlag die Amerikaner, genauer gesagt ihren sehr israelkritischen Präsidenten, gegen uns hätten. Die Folge wäre, dass wir die Führer etablieren würden, sie wären dann die Opfer aus Sicht des Westens und Märtyrer in ihrem Volk. Danach müssten wir zu erheblichen Zugeständnissen bereit sein. Aus meiner Sicht ist es also keine Option. Dank unseres libanesischen Kontakts haben wir Gesprächsbereitschaft signalisieren können, ohne dass es offiziell wurde. Und hier die guten Nachrichten: Die Araber wollen reden. Und unser allseits geschätzter Premierminister möchte es auch. Verhandlungen würden uns insofern helfen, als dass sich die Aufregung mit der Zeit legen könnte und wir auf unsere westlichen Partner etwas intensiver einwirken könnten. Als Vermittler hatten wir die Amerikaner natürlich vorgeschlagen.«
Lea war etwas zurückgetreten und fast gestolpert. Sie ließ sich auf die Couch fallen. Und so saßen die drei wie bei einem lustigen Fernsehabend und starrten auf den Bildschirm.
»Hier aber weitere schlechte Nachrichten. Oh, und wie ich sehe, sitzt ihr ja jetzt alle. Die Araber wollen nur uns und sich selbst am Tisch sitzen sehen. Keine Fremdpartei. Bestünden wir darauf, würden sie die Chinesen an den Tisch bitten.«
Lea stöhnte auf. Es war nicht dumm. Die Chinesen waren selbstbewusst genug, gegenüber den Amerikanern aufzutreten, und der Alptraum in jeden Verhandlungen. Jahrelang hatten sie sich aus allen regionalen Konflikten herausgehalten und im Windschatten der großen Krisen zwischen dem Westen und dem übermächtigen Gespenst des Islams ihre außenpolitischen Interessen still vorangetrieben. Das galt für Landkauf in Afrika, um die eigene Lebensmittelversorgung zu sichern, wie für das »Schmieren« ganzer Regionen, um im Zweifel Stützpunkte für das Militär zu haben. China
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