Der Lilith Code - Thriller
sie von einhundert herunter. Es war eine Zen-Aufgabe, die ihr Kick-Box-Trainer, ein Koreaner, ihr mit auf den Weg gegeben hatte.
Hinter ihr knirschte Metall. Die Tür wurde geöffnet. Die Metallfessel an ihrem Hals wackelte. Jemand schien sie lösen zu wollen. Dabei drückte er den Ring nach oben, so dass Regina unwillkürlich ihren Kopf in den Nacken legen musste. Dann war sie die Fessel los. Sie atmete durch und mühte sich, ihre Gedanken zu sammeln.
Plötzlich bekam sie mit der Stange einen Schlag in den Rücken. Sie kippte nach vorn. Ihre Beine umspannten denBalken, pressten gegen das Holz. Jetzt sah sie aus ihren Augenwinkeln, dass die Stange auf ihre rechte Seite geschoben wurde und jemand damit ausholte. Der Schlag war nicht stark, doch er reichte aus, um sie ihr Gleichgewicht verlieren zu lassen. Sie kippte nach links, versuchte sich mit ihrem rechten Fuß noch an den Stamm zu klammern. Aber der Schwung war zu stark. Sie fiel.
Faruk hatte den Jeep in einer kleinen Senke nahe der Kreuzung abgestellt. Der Wagen war von der Straße wie auch vom verlassenen Camp nicht einsehbar. Er griff in seinen Rucksack, setzte sein Nachtsichtgerät auf, steckte die Glock in seinen Hosenbund und zwei Magazine in die Westentasche und zog zu Fuß Richtung Osten weiter. Das Camp lag hinter einer kleinen Hügelkette. Das Licht des Mondes goss die Wüste in ein hartes silbernes Licht. Es war kalt geworden, somit war er froh, dass er Aziz’ Militärmantel im Wagen gefunden hatte. Er roch nach Motten und kaltem Männerschweiß. Faruk wollte erst einmal ein Bild des Geländes machen. Er hatte in seiner Militärausbildung zwar viel Zeit in der Wüste verbracht, aber sie war ihm immer fremd geblieben. Zudem war ihm das offene Feld zuwider. Zu ungeschützt, zu leicht auszumachen.
Das Areal lag hundert Meter südlich der Schotterpiste, die ihn in zwei Stunden von Bosra hierhergeführt hatte. Er hatte ohne Licht fahren können, da der Mond genug Licht spendete. Fast kreisförmig war die ehemalige Bohrstelle von natürlichen Geröllschuttwällen umringt. Dahinter erst lag ein maroder Zaun.
In gebückter Haltung lief er unterhalb der Wälle entlang, um sich dann in einer natürlichen Mulde zu verstecken. Er drehte an dem Nachtsichtgerät auf Zoomfunktion und suchte das Areal von links nach rechts und von vorn nach hinten ab. Knapp fünfzig Meter vor ihm erstreckten sich sechs rostige Schiffscontainer, die als Werkzeuglager dienen sollten. Dahinter befand sich ein Lehmgebäude mitzerschlagenen Fenstern und einer Eisentür. Zwei rostige Bettgestelle konnte er neben der Tür erkennen. Daneben lag eine alte Autobatterie.
Die Bohrstelle selbst war nur als Vertiefung zu erkennen. Teile des Turms und verbogene Bohrstangen rosteten dort vor sich hin. Er schwenkte nach rechts und konnte eine runde, knapp drei Meter über dem Boden liegende Einfriedung aus Beton erkennen. Auf ihr stapelten sich mehrere schwer aussehende Holzbohlen. Faruk vermutete einen Brunnen oder eine Zisterne. Dahinter öffnete sich die Wüste. Er sah keinen Menschen. Nichts deutete auf eine Anwesenheit Fischers oder Almuts hin.
Plötzlich schritt jemand aus dem zerfallenen Lehmhaus. Der Mann musste sich bücken, um sich nicht an der für ihn so niedrigen Tür zu stoßen. Es war ein Hüne, in seiner Armbeuge hielt er eine abgesägte Schrotflinte. Zwei Meter vor dem Haus blieb er stehen, reckte seinen Kopf nach oben und drehte ihn dann.
Wie ein Hund, dachte Faruk. Und dann kamen sie. Der Dicke schob den Rollstuhl sachte aus dem Haus. Faruk konnte die zusammengesunkene Gestalt des Alten erkennen. Es war Fischer, Faruk hatte keinen Zweifel. Sein Puls erhöhte sich. Er musste Ruhe bewahren, noch konnte er nicht eingreifen. Der Alte rief dem Hünen etwas zu, der sich daraufhin zu der Zisterne aufmachte, eine eiserne Treppe hinaufkletterte und auf dem Dach eine Holzbohle etwas zur Seite schob. Ohne Anzeichen von Schwäche oder Gebrechlichkeit war ihm der Alte gefolgt. Der Wind wehte Sprachfetzen zu Faruk hinüber. Er verstand aber nicht, was sie bedeuteten. Die Männer schienen über die Zisterne zu reden. Dann erkannte er das Meckern, das er schon in Bosra im Theater vom Alten gehört hatte.
Wenige Augenblicke später saß der Alte wieder im Rollstuhl, und der Hüne machte sich an einer Öffnung der Zisterne zu schaffen. Faruk konnte sehen, wie er mit einer Stange hantierte, aber nicht erkennen, was der Riese damitanstellte. Der schloss nach kurzer Zeit die Öffnung,
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