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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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gefesselten Männer mit interessierten Augen, als ob sie deren Gedanken lesen wollte. Der Dicke funkelte Almut an. Die Wunde am Bein musste schmerzen, aber es war ein glatter Durchschuss, der nicht einmal den Oberschenkelknochen zertrümmert hatte. Anders sah es beim Riesen aus. Obwohl Alistair das Bein abgebunden hatte, schien er immer noch Blut zu verlieren. Er würde die Fahrt an die Grenze nicht überleben. Alistair hockte mit Faruk vor einer alten russischen Militärkarte und besprach das weitere Vorgehen. Denn das war Alistairs Plan, genauer gesagt, der Plan, den Elijah ihm vor wenigen Stunden hatte durchgeben können: Angesichts der anstehenden Verhandlungen durfte keine israelische Sonderaktion auf syrischemGebiet stattfinden. Sie mussten also alles vermeiden, was diesen Anschein erwecken könnte. Wenige Meter von hier stand Alistairs Land Rover. Sie würden bis an die entmilitarisierte Zone zwischen Syrien und Israel und dann mit einem UN-Konvoi am Mittag über die Grenze nach Israel fahren. Elijah würde dort auf sie warten.
    »Das ist Wahnsinn. Wir sollen mit drei Verletzten und zwei traumatisierten Frauen tagsüber durch Syrien an die Grenze fahren? Wir kommen so nicht einmal bis nach Bosra. Wir werden sofort geschnappt.« Faruk war alles andere als begeistert.
    Hinter ihm bewegte sich etwas. Almut hatte sich erhoben. Er drehte sich wieder um. »Alistair, lass uns noch einmal nachdenken. So kommen …«
    Ein Schuss fiel hinter ihnen. Faruk sprang nach vorn, drehte sich und zog seine Glock. Auch Alistair hatte Deckung gesucht. Aber es war kein Feind. Es war Almut. Sie hatte die Benelli M4-Schrotflinte, die am Mercedes lehnte, genommen und dem Riesen in den Bauch geschossen. Der Rückstoß des Gasdruckladers warf Almut nach hinten gegen den Wagen. Dennoch rappelte sie sich auf, und ehe die Männer eingreifen konnten, schoss sie ein zweites Mal. Die Ladung Schrot streifte den dicken Günther nur an seiner Schulter und seinem Gesicht. Alistair riss Almut um und schlug ihr die Flinte aus den Händen. »Was soll das, verdammt? Wir sind nicht so wie die da. Sie sind gefesselt. Und wir richten sie nicht hin.« Sein Gesicht war völlig verzerrt. Fast spuckte er die Worte aus.
    Almut rieb sich die geprellte Schulter.
    Faruk beruhigte sie. »Sie hat ein unbeschreibliches Martyrium hinter sich. Ich kann sie verstehen.« Dann wandte er sich um. Der Riese war immer noch nicht tot. Die Schrotladung, aus kurzer Distanz geschossen, hatte ihm den Bauch weit aufgerissen. Aus den Innereien pulsierte in kurzen Rhythmen dunkles Blut. Seine Augen standen weit auf. Alistair beugte sich über ihn und sprach ihn auf Arabischan. Aber der Mann grinste nur. Dann verließ auch ihn die Lebenskraft. Er schüttelte sich. Seine große Hand legte sich über das Loch in seinem Bauch. Endlich starb er.
    Faruk hatte genug. Während Alistair Günthers Wunden notdürftig versorgte, musste er einen Augenblick allein sein. Es war nicht so, dass er noch nie sterbende Menschen gesehen hätte. Auch Gewalt war ihm als Geheimdienstmitarbeiter nicht fremd. Aber die letzten Tage hatten ihn verändert. Er hatte jahrelang diesen Moment herbeigesehnt, sich ihn ausgemalt, wenn er Fischer und seinen Schergen gegenüberstehen würde, den Tod seiner Frau rächen könnte. Aber all diese Umstände, die hierhin in die Wüste seines Landes führten, blockierten ein Gefühl des Triumphes. Faruk hatte nachts wach gelegen und sich vorgestellt, wie er Fischer quälen, ihm langsam den Tod bringen würde. Jetzt lagen im Staub, wenige Meter vor ihm, ein alter gebrechlicher Mann und dessen debiler Sohn. Ein zerfetzter Körper zeugte von dem Blutzoll, den sie schon hatten zahlen müssen. In seinen Träumen war alles so einfach gewesen. Er wollte Fischer und seine Familie töten, um dann sich selbst zu richten und für immer zu seiner Frau zu kommen. Aber jetzt lag die Sache anders. Er war nicht allein. Und er fühlte mit den Frauen. Er kannte dieses Gefühl nicht.
    Immer hatte er allein gearbeitet, sich nicht um andere geschert. Doch die beiden Frauen, schwer verletzt und hilflos, mussten überleben. Nur was wurde dann mit ihm? Syrien war nicht länger mehr sein Land. Auch wenn er die minimale Chance nutzte, den Verrat offenzulegen, den Präsidenten zu warnen, wäre es seine Aufgabe, die Säuberungsaktion danach gegen die Putschisten durchzuführen. Und wieder wäre es so sinnlose Gewalt mit unzähligen Opfern.
    Alistair trat hinter ihn und legte sacht seine Hand auf

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