Der Lilith Code - Thriller
Österreicherinnen in der Zisterne versteckt.«
Faruk blickte ihn an. »Warum sollte ich dir trauen?«
»Weil du keine Wahl hast. Lass uns das hier zu Ende bringen, und ich schaffe dich aus dem Land. Denn nach dieser Aktion wirst du in Syrien nicht mehr bleiben können. Du sprichst gerade mit deiner Lebensversicherung, Ahlan Habibi.«
Faruk mochte es nicht, wenn Ausländer glaubten, Araber mit ihren Sprachkenntnissen beeindrucken zu müssen. »Sie sind nicht mein Freund, weil Sie …«
Schüsse peitschten, eine Salve wirbelte direkt vor ihnen Steine und Sand auf. Fast zeitgleich warfen sie sich auf den Boden. Der Sohn des Alten schien sich nicht mit der Niederlage abzufinden.
»Die Deutschen wissen nie, wann Schluss ist«, rief Alistair zu Faruk, der nur säuerlich grinste. Er schob dem Mann die Kalaschnikow zu und rollte sich in einen Spalt zwischen den Containern. Alistair schwang sich wieder auf das Dach. Der Syrer wandte sich zur Ausfahrt, rannte an der Hauswand entlang, wo er den Dicken vermutete. Der Schotte schoss das erste Magazin leer, riss das Gafferband ab und legte das zweite Magazin ein. So hielt er den Dicken unter Beschuss und konnte hoffen, dass der Syrer sich von der anderen Seite näherte.
Faruk blickte um die Ecke. Tatsächlich stand der Mercedesdort. Der Alte versuchte, aus dem Wagen zu kommen und sich auf den Rollstuhl stützend dem Haus zu nähern. An der Ecke stand sein Sohn und feuerte in Alistairs Richtung. Faruk rannte los, trat gegen den Rollstuhl, der Alte fiel. Faruk trat ihm mit aller Macht auf die Kniescheibe und feuerte auf Günthers Bein. Der schrie getroffen auf und verlor im Fallen die Waffe aus den Händen. Faruk rannte zu ihm, blickte zu ihm herab und richtete die Waffe auf ihn.
»Wo sind die Frauen?«
»Bring mich doch um, Scheiß-Araber. Ich werde es dir sagen: in der Hölle.«
Der Dicke spuckte aus. Faruk hasste solche Situationen. Er drückte die Spitze seines Schuhs in die Beinwunde.
Günther schrie. »In der Zisterne, du Schwein.«
Regina war weich gefallen. Aber der Schock ließ sie schreien. Im nächsten Moment war ihr Mund mit Asche gefüllt. Sie spuckte und würgte es heraus. Aber kaum war der Mund frei, hatte sich die Nase gefüllt. Panik befiel sie. Sie erbrach sich, schnaufte wieder und wieder. Mit jedem Atemzug schien die Luft weniger zu werden. Sie hielt, gegen den Impuls ankämpfend, die Luft an und richtete sich auf. Tatsächlich konnte sie stehen, sie befand sich knietief in Asche. Sie konnte nichts sehen, denn die Asche hatte jedes Licht nur noch diffus werden lassen. Sie atmete flach. Immer noch waren ihre Hände gefesselt. Sehr langsam watete sie zur Wand der Zisterne. Obwohl sie versuchte, keine Asche aufzuwirbeln, gerieten mit jedem Atemzug Partikel in ihre Bronchien und Lungen. Sie hatte die Wand erreicht, als sie draußen Schüsse hörte. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Es war eine Handfeuerwaffe. Dann trat Stille ein. Erneut Schüsse. Das war ein Schnellfeuergewehr. War das eine Rettungsaktion?
Ihr Atem ging unwillkürlich schneller. Der Drang, tief mit dem Mund Luft zu holen, war kaum zu bändigen. Immer mehr Asche schien sich in ihrer Lunge zu sammeln. IhreAugen traten hervor. Sofort setzte sich Asche darin fest und ließen sie tränen. Sie rieb, so fest sie konnte, ihre Fesseln an der Wand. Doch sie blieben fest um ihre Handgelenke. Ihr Kopf schien anzuschwellen. Ihr Brustkorb blähte sich, und in ihrer Lunge brannte ein Feuer. Sie schloss die Augen, sah Sterne, Blitze und fiel vornüber in den Aschestaub.
Faruk griff in den Kofferraum nach einem Abschleppseil. Er blickte sich um und sah, wie Alistair den Hünen mit Günther zusammenfesselte. Der Alte lag immer noch neben dem Rollstuhl und wimmerte. Dann rannte er zur Zisterne. Er öffnete mit gezogener Waffe die seitliche Tür und rief Reginas Namen. Doch Almut antwortete: »Regina liegt unten. Sie müssen sich beeilen. Sie wird es nicht lange da unten aushalten. Der Boden ist voller Asche. Passen Sie auf!«
Er band sich sein Halstuch vor das Gesicht, fixierte das Seil und leuchtete in den Abgrund. Dort lag Regina.
Wenig später kauerten beide Frauen an der Mauer.
Es war für ihn kaum auszuhalten, sie so zu sehen. Er legte seinen Mantel um Reginas Schulter. Sie bemerkte es kaum, lag immer noch am Boden vor ihm und hustete sich die Lunge aus dem Hals. Almut wirkte fast gelassen. Sie saß ans Auto gelehnt und betrachtete die auf dem Boden sitzenden und
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