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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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abzuwägen hatte. Er behielt diesen Entschluss jedoch erst einmal für sich. In Aleppo wollte er Ed dann reinen Wein einschenken.
    Ed hatte im Dorf seinen Jeep bei einem von Alistair als vertrauenswürdig bezeichneten Händler gegen einen Kombi koreanischer Herkunft getauscht. Während der gesamten Fahrt war die Anspannung zu spüren gewesen, unter der jeder stand, doch hatte niemand ein Wort gesagt. Radioempfang hatte es nur sporadisch gegeben. Einmal hatte Jan die Nachrichten auf BBC World gehört, aber nur Bruchstücke verstehen können. Diese Meldungen zu hören war für Jan, als wäre er in eine Oase der Zivilisation gelangt inmitten von Kampf und Tod, Schmutz und Angst. Er schob sich näher zum Lautsprecher. Anscheinend war der Präsident Syriens auf einer Rundreise, um die anderen Führer der arabischen Welt zu treffen.
    Endlich erreichten sie die Außenbezirke der Stadt über die große Umgehungsstraße, die kurz vor dem Zentrum in einen gigantischen Kreisel mündete, in dessen Mitte ein monumentaler Adler aus Eisen prangte. Immer wieder blickte Ed in den Rückspiegel, ein verzweifelter Versuch, in dem Land mit einem der mächtigsten Geheimdienste Verfolger erkennen zu können.
    Nach einer scheinbar planlosen Fahrt in den verwinkelten Straßen und Gassen der Stadt gelangten sie zum Hintergebäude des Al Freesho, wie die Aleppiner das Krankenhaus nannten. Hier parkten kleine Transporter, deren Fahrer Wäsche in großen Körben in die Kellerräume trugen. In einer Ecke sah Jan das Pflegepersonal in weißen OP-Hemden herumlungern und rauchen. Ein vertrautes Bild. Das Krankenhaus machte einen guten Eindruck. Es schien unter französischer Leitung zu stehen, viele der Pfleger sprachen französisch miteinander.
    Eine Schwester führte sie über lange, verwinkelte Gänge, die an ostdeutsche Polikliniken erinnerten. Vor dem Zimmer Dr. Arisians’, eines Armeniers, dessen Eltern beim Pogromder Türken 1919 nach Syrien flüchten mussten, wie Alistair ihnen erzählt hatte, nahmen sie auf zwei grauen Plastikstühlen Platz und warteten ungeduldig, weil Yussef immer noch unten im Auto lag.
    Es ging um Minuten, und sie verschwendeten hier ihre Zeit. Er blickte sich um. Die Schwester wirkte irgendwie angespannt. Links neben ihm spielte Eduard mit seinem Blackberry, las Nachrichten oder schrieb hastig Mails.
    Endlich öffnete sich die Tür. Ein junger Araber lächelte die beiden an und bat sie in holprigem Englisch in das Zimmer des Arztes, ging aber gleichzeitig aus dem Raum. Hinter einem Schreibtisch saß ein fast riesenhafter, für einen Arzt ungeheuer dicker Mann, schwitzend und deutlich erregt. Ein Messingschild auf seinem Tisch wies ihn als Dr. Arisians aus. Die Fensterfront hinter dem Schreibtisch eröffnete den Blick auf einen gepflegten Innenhof, der an eine kleine Moschee grenzte.
    So leben hier die Religionen zusammen, dachte Jan. Ein katholisches Krankenhaus neben einer Moschee, geführt von einem Armenier.
    Gerade als Eduard die Hand dem Armenier ausstrecken und sich erklären wollte, registrierte er die Person rechts von ihm, die fast hinter der Tür verschwand, diese mit einer schnellen Bewegung hinter den beiden schloss und sich zwischen sie stellte. »Herzlich willkommen, die Herren. Mein Name ist Faruk Al-Ali. Dr. Arisians bat mich zu dem Gespräch. Was können wir für Sie tun?« Kein Arabisch, kein Englisch – der Mann mit der Nase eines Falken und Brandnarben am Hals sprach in einem perfekten Deutsch mit ihnen. Vor Überraschung waren Jan und Ed einen Moment sprachlos.
    Al-Ali lächelte. »Ich habe in Ihrer Heimat studieren dürfen.«
    Ed erzählte von dem Jungen, ohne die Vorgeschichte zu erklären.
    Der junge Araber kam wieder herein und flüsterte demHageren mit der Falkennase etwas ins Ohr. Al-Ali nickte mit regloser Miene.
    Jan unterbrach Ed, der begonnen hatte, sich in Beschreibungen der Verletzungen des Jungen zu ergehen. Er stellte sich als Notfallmediziner aus Deutschland vor.
    Der junge Araber vor ihm notierte alles.
    »Der Junge liegt unten im unserem Wagen. Er muss schnellstmöglich behandelt werden.«
    Dr. Arisians starrte ihn nur mit großen Augen an und schwitzte. Nicht die Reaktion, die Jan erwartet hatte.
    »Und wo haben Sie den armen Jungen gefunden?«, fragte Al-Ali.
    Eine unbehagliche Stille trat ein. Die Klimaanlage brummte. Warum will er das wissen? dachte Jan.
    Dann brach die Hölle los.
    Eine Druckwelle ließ die Glasscheiben in dem Fenster hinter Dr. Arisians zerbersten. Der

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