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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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»Noch was Auffälliges, Doktor? Oder habe ich das alles im Dossier, das ich heute Abend in meinem Büro vorfinden werde? Wie Antworten auf Mageninhalt, Drogenkonsum, Krankheiten, Religion und vieles mehr vielleicht?«
    Abdul lächelte. Der junge Iraker liebte es, seinen Chef dabei zu erleben, wie er langsam den Druck auf Personen erhöhte, die seiner Meinung nach nicht den nötigen Respekt gezeigt hatten.
    »Ist eine zweite, genauere Obduktion in Damaskus nötig?«
    Über der Oberlippe des Arztes bildete sich ein Schweißfilm, den nur Al-Ali sah. »Es wird noch dauern, aber Sie haben alles heute Abend. Darf ich jetzt gehen?«
    Wenig später stand Al-Ali im Licht der Sonne, die hinter den Bergen unterging, dort lagen der Libanon und das Meer. Er versuchte, die neuen Informationen zu ordnen.Ein Holzkreuz, drei Tote, ein Mann im Koma und zwei westlich aussehende Typen, die in den Dörfern Ziegen tot fuhren. Sie hatten in den vergangenen Wochen immer wieder Hinweise auf Anschläge und Verschwörungen erhalten. Aber das hier passte so gar nicht in ein Schema. Ein Schritt nach dem anderen. Die Fahndung nach dem Auto lief, es würde nicht lange dauern, bis ihn einer seiner Informanten in den Dörfern ringsum anrufen würde.
    Sein Handy klingelte. Für einen kurzen Augenblick wollte er fluchen, als er die Kennung auf dem Display sah. Aber er unterdrückte es und begrüßte höflich den Anrufer – in deutscher Sprache. Ein Lächeln huschte über seine dünnen Lippen, als er das Gespräch beendete. Er blickte zu seinen Assistenten. »Wir fahren zurück nach Aleppo.«

Aleppo, 14. 06., 16.15 Uhr
    Und du, mein krummer Stahl, leb’ wohl! Aus meiner dunkeln Werkstatt ziehst du hinaus! In Schlachten wirst du funkeln!
    Bald klirrst du, wo dein Blitz ein Volk von Reitern lenkt!
    Da schwärmen durch den Sand spießwerfende Geschwader;
    Den wilden Rossen schwillt vor Kampflust jede Ader,
    Und alle Zügel sind verhängt.
    …
    Dann zuckst du himmelan, wie eine rothe Flamme,
    Bei deren Lodern Nachts ein Dichter seinem Stamme
    Von Feen erzählt am rothen Meer.
    Und diese Flamme, die den Orient entzündet,
    Und bald im Occident des Ostens Macht verkündet –
    Aus meiner Esse stammt sie her!
    Aus: Ferdinand Freiligrath, Gedichte des Orients
     
    Wenn Damaskus der Kopf des Landes ist, so stellt Aleppo das Herz und den Bauch dar. Für viele ist sie die schönste Stadt des gesamten Orients. Ist die Hauptstadt immer dererste Ankunftspunkt, hält sich die Stadt, die von den Syrern nur Haleb genannt wird, für die kunstsinnigere, weltoffenere von beiden. Das lag und liegt an ihrer Position. Nicht zufällig befindet sich Aleppo auf halbem Wege zwischen den Euphrat-Übergängen und dem Mittelmeer und war somit auch Knotenpunkt zwischen den Assyrern, Persern und anderen östlichen Großreichen und eben Europa. Die Handelsstraßen aus Mekka und Istanbul, Al-Lāḏikiyya und Kairo treffen hier zusammen. Schon vor fünftausend Jahren war Aleppo ein Siedlungsraum. Wie eine große Wartehalle nimmt die Stadt, über der immer trotz eines rauen Windes, der aus dem nördlichen Taurus-Gebirge über die Stadt fegt, eine Dunstglocke zu hängen scheint, die unterschiedlichsten Gruppen auf: türkische Bauern aus Harran, Tscherkessen aus Südrussland, christliche Armenier und Beduinen aus der Wüste östlich der Stadt. Über allem thront die sandfarbene Zitadelle wie eine Sphinx. Steht man auf ihren Türmen und blickt hinab, so sieht man die gelben Taxiströme, die sich in scheinbar nie enden wollenden Kreisen um das Bauwerk winden.
    Alistair hatte seine Kontakte zum Hospital St. Louis in Aleppo spielen lassen. Oben in den Bergen hätte der Junge keine Überlebenschance gehabt. Und so waren Jan und Ed die fast zweihundert Kilometer aus dem Süden hergekommen. Sie sollten sich beim Chefarzt, Dr. Arisians, melden. Der Zwischenstopp war ein Alptraum für Jan. Denn der bewusstlose, von Fieberschüben geschüttelte Yussef war am Morgen, auf ein Brett geschnallt, auf dem Rücken eines Esels in die Ebene hinabgetragen worden. Jan hatte ihm notdürftig noch einmal die Wunden gereinigt und ihm unverantwortlich viel Antibiotikum verabreicht. Er war zum Schluss gekommen, dass sie ihn spätestens am Nachmittag würden sterben sehen. In der Nacht hatte er die Entscheidung gefällt, sich in Aleppo von diesem Abenteuer zu verabschieden und sich von Ed zu trennen. Er hatte es ohne Panik oder Wut entschieden, sondern analytisch, wie ein Mediziner, der täglichRisiken

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