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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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außerhalb neben einem Militärcamp. Er wollte von unterwegs von seinem Handy aus anrufen, aber die Verbindung kam nicht zustande. So waren die wachhabenden Offiziere mehr als überrascht, als sie in ihrer Schläfrigkeit von Al-Ali entdeckt wurden. Er machte sie mit den allernötigsten Informationen vertraut, nannte die Adresse und hörte zu seinem Erstaunen, dass die Europäer bei einem Imam Unterschlupf bekommen hatten. Und dass der eine Arzt war und schon einige, darunter auch den Vater eines der jüngeren Offiziere, behandelt hatte.
    Al-Ali musste unwillkürlich schmunzeln. Dieser Deutsche gerierte sich als Wanderheiler und hinterließ Spuren, groß wie Kamelfüße. Was entweder für Dummheit oder für Unschuld sprach. Faruk wollte sich erst ein Urteil erlauben, wenn der Mann vor ihm saß. Er schaute auf die Landkarte, die den Distrikt beschrieb. Die Stadt lag nur 26 Kilometer vom Euphrat entfernt, der aus der Türkei im Norden für ein schmales fruchtbares Band mitten in der Wüste sorgte. Dem geübten Auge Faruks entging nicht, dass auch der Grenzübergang Jarabulus zur Türkei nur 30 Kilometer entfernt lag. Unsere Vögel wollen aus ihrem Käfig, dachte er fast erleichtert, denn zu wissen, was der Gegner vorhatte, war für ihn der halbe Sieg.
    Mit dem zweiten Offizier fuhr er aus der Stadt, um sich das Anwesen anzusehen. Einen Zugriff bei Tag schätzte ernicht sonderlich. Er liebte die Überraschung bei Nacht. Viele hatten ihm schlaftrunken so ziemlich alles verraten, was sie bei Tage nicht unter Schmerzen ausgesagt hätten.
    Sie fuhren aus der Stadt Richtung Ayn an Nakhil. Der Offizier machte Anstalten zu plaudern, da er an den Hintergründen interessiert war. Faruk ließ sich aber auf kein Gespräch ein, fragte ihn stattdessen über den Imam aus.
    »Er ist mehr als ein Geistlicher, er ist ein Seher«, erklärte der Offizier. »Er kann in die Zukunft schauen. Das sagen zumindest die Alten, die Moschee ist immer voll, wenn er predigt. Wir haben aber nie etwas Feindliches oder Verräterisches in seinen Predigten gehört. Er ist loyal, redet selten über Politik, bleibt eher bei mystischen Themen oder bei Moral und Anstand.« Der Offizier konnte seiner Begeisterung kaum Herr werden. Nichts war Al-Ali angenehmer als ein Brunnen, dessen Wasser ständig überlief.
    Der Offizier bog nach links auf einen staubigen Eselsweg und steuerte den Wagen in einem langen Bogen auf eine Anhöhe, die von mehreren Olivenbäumen gekrönt war. Al-Ali presste die Lippen zusammen. Dieses Geschaukel ließ die Schmerzen zurückkehren, so dass er, als sie anhielten, beinahe vom Beifahrersitz gefallen wäre.
    Faruk spuckte Schleim aus, griff ins Seitenfach, trank das warme und abgestandene Wasser aus einer Plastikflasche und nahm den Feldstecher. »Wo ist es?«
    Der Fahrer zeigte nach unten, wo sich der zweistöckige Hof mit der Einfahrt von der Hauptstraße befand. Faruk Al-Ali sah nach der Sonne, damit er mit den Gläsern nicht eine Spiegelung hervorrief, aber die Sonne stand schon tief im Westen, so dass die Sorge unbegründet schien.
    Faruk Al-Ali konnte es nicht genau bestimmen, aber etwas in ihm sagte, dass sie hier nicht allein waren. Jemand beobachtete auch sie. Er schaute nach links, nahm das Fernglas von den Augen. Er ging vorsichtig ein paar Schritte nach links, immer bedacht, nicht die Deckung der Olivenbäume zu verlassen. Jemand bewegte sich hintereinem Haufen aus Müll und Altmetall. Er zog vorsichtig seine Waffe. Der Fahrer stand am Wagen, schaute in die andere Richtung und rauchte. Faruk lud durch. Sein Schuh drückte auf eine leere Plastikflasche. Noch ehe er den Fuß wegzog, hatte das Geräusch etwas hochgeschreckt. Sein Fahrer rief etwas, und plötzlich stob eine Katze aus dem Haufen in Richtung Bäume, rannte zwei Meter und verschwand mit einem gewaltigen Satz auf den verkrüppelten Bäumen. Faruk drehte sich mürrisch, die Waffe wieder in das Holster steckend, zum Fahrer um. Der Offizier wies stumm auf das Haus. Faruk sah, dass mehrere Personen in weiten Kaftanen unter dem Vordach standen. Ein weißer Kleinbus wurde rückwärts aus der Einfahrt gefahren, hielt vor dem Eingang, und vier der fünf Personen stiegen ein.
    Faruk rief dem Fahrer zu, den Wagen zu starten, und in einer halsbrecherischen Fahrt rasten sie den Weg hinunter. An der ersten Kreuzung, die in die Stadt zurückführte, hatten sie den Wagen erreicht. Zwei Autos Abstand war die Regel, die man beim Dienst zuerst lernte, und der Offizier hielt sich

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