Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
der Maria hieß? Und in Detroit gelebt hat? Ihre Eltern hießen Gregor und Arabella?«
»Nein«, sagte sie. »Tut mir leid.«
Ich schickte einen Blick zum Himmel. »Okay«, sagte ich. Plötzlich fühlte ich mich sehr müde. »Verzeihen Sie bitte die Störung. Sie spielen Softball, nicht wahr?«
»Ja«, nickte sie. »Ich bin Pitcher.«
»Hey«, sagte ich und stieß Randy in die Seite. »Noch ein Pitcher. Genau das, was die Welt braucht.«
Der Blick auf seinem Gesicht erschreckte mich.
»Randy?«
Er starrte das Mädchen an.
Ich sah sie an und dann wieder ihn. »Randy«, sagte ich. »Was ist los?«
Er wandte keinen Blick von ihr. »Wie ist Ihr Name?« sagte er schließlich.
Sie schluckte. »Delilah.«
»Das ist ein wunderschöner Name.«
»Vielen Dank.« Sie schielte zum Türknauf.
»Delilah«, sagte Randy. »Darf ich Sie etwas fragen?«
»Ich muß zum Training«, sagte sie. »Ich bin nur nach Hause gekommen, um mein Trikot zu holen.«
»Sie sind doch Marias Tochter, oder?« sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß in der ganzen Familie niemand so heißt.«
»Dann sind Sie Leopolds Tochter. Das könnte sein. Dann sind Sie Marias Nichte.«
»Nein«, beharrte sie. »Nein, das habe ich Ihnen doch gesagt. Ich heiße Delilah Muller, und ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.« Allmählich wirkte sie ein wenig verängstigt.
»Es tut mir leid.« Ich trat zwischen sie. »Es tut mir leid; ich möchte mich für meinen Freund entschuldigen.« Ich sah ihn an. »Verdammt noch mal, was machst du hier?«
»Dieses Mädchen«, murmelte er und sah sie wieder über meine Schulter hinweg an. »Dieser wunderschöne Engel …«
»Ist nicht die, für die du sie hältst. Du hast gehört, was sie gesagt hat. Was bitte veranstaltest du hier?«
»Alex, ich weiß, daß sie es ist.«
»Komm, wir gehen«, sagte ich und packte ihn am Arm. Ich zog ihn zum Lastwagen zurück. Als ich mich umwandte, um mich noch einmal zu entschuldigen, war die Tür schon zu.
Randy schüttelte sich los und stieg an der Beifahrerseite ein. Ich stieg ebenfalls ein, knallte die Tür zu und setzte über die ganze lange Einfahrt bis zur Straße hin zurück. Dann schaltete ich die Automatik auf »Drive« und sorgte dafür, daß wir wegkamen.
Ich war schon auf der I-275, als ich ihn erstmals wieder ansah. Er hielt die Hände zwischen die Knie gepreßt und starrte auf die Motorhaube des Lasters.
»Was zum Teufel stimmt mit dir nicht?« fragte ich.
Er sagte nichts.
»Du hast das Mädchen erschreckt«, sagte ich. »Du hast sie richtig erschreckt. Sie ist mutterseelenallein in dem Haus, und du führst dich auf wie ein Freak.«
Er sagte nichts, und so ließ ich ihn vor sich hin brüten. Die Interstate verengte sich auf eine Fahrbahn, und wir bewegten uns im Schneckentempo weiter. Noch eine Baustelle.
»Es ist ihre Tochter«, sagte er schließlich.
»Hast du überhaupt zugehört, was sie gesagt hat?«
»Mir ist egal, was sie gesagt hat. Das ist Marias Tochter.«
Ich hätte am liebsten angehalten, wenn das möglich gewesen wäre, aber wir bewegten uns sowieso kaum. Die 275 führt auf fünf Spuren nach Norden und auf fünf Spuren nach Süden. Wir fuhren auf der einzigen noch freien Bahn nach Süden, während die Bauarbeiter die anderen vier Spuren kurz und klein schlugen.
»Randy, wo sie dir doch gesagt hat, daß sie es nicht ist – was macht dich da so sicher, daß sie die Tochter von Maria sein soll?«
»Du hast schließlich das Haus gefunden, Alex. Ein Anstreicher mit Namen Leopold wohnt da. Ist das etwa ein Zufall?«
»In der Tat, genau das ist es.«
»Nein«, sagte er. »Nein.«
»Sie war was? Sechzehn? Siebzehn? Du hast Maria seit 1971 nicht mehr gesehen, richtig?«
»Richtig.«
»Du hast auch nichts von ihr gehört? Oder über sie? Du weißt überhaupt nichts mehr von Maria seit 1971?«
»Richtig …«
»Und das Mädchen ist, sagen wir, um 1983 geboren?«
»Ja, das müßte hinkommen. Damals hat Maria dieses Mädchen geboren.«
Ich bewegte den Wagen einen weiteren guten Meter. Dann hielten wir wieder. Bei dem Tempo würden wir noch im September auf der 275 sein.
»Und warum sah es ganz so aus, als wisse sie das nicht? Man müßte doch annehmen, daß sie weiß, wer ihre Mutter ist, oder?«
»Das hat sie auch gewußt«, sagte er. »Sie hat gelogen.«
Ich sagte gar nichts. Mir fehlten die Worte. Der Mann war von Sinnen. Ich fuhr wieder einen guten Meter weiter.
»Alex, wir müssen
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