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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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eine andere. Wer auch immer dort die Treppe herunterkommen mochte, tat dies jedenfalls sehr langsam. Als er schließlich die Flinte senkte und selbst die Treppe hinauflief, kam er nicht weiter als bis zur dritten Stufe.
    »Leopold! Wen hast du denn hier unten?«
    »Mama, geh wieder nach oben! Delilah, bring deine Großmutter wieder hoch!«
    »Das wird sie nicht tun! Was machst du da mit dem Gewehr? Was geht hier vor sich?«
    »Mama, bitte! Ich bitte dich! Du solltest gar nicht auf sein!«
    »Du reißt ja das Haus ab. Hast du dir mal das Wohnzimmer angesehen? Maria und Josef, was stimmt denn bloß mit dir nicht? Du machst ja einen Lärm, daß die Toten auferstehen!«
    »Mama, ich befehle dir, auf der Stelle wieder nach oben zu gehen!«
    Er stand da wie erstarrt. Wir hörten zwei weitere Stufen knarren und dann wieder die Stimme der Frau, jetzt sanfter: »Leopold, Lieber, geh uns aus dem Weg!«
    Er trat zurück. Die Frau nahm die beiden letzten Stufen, wobei sie sich auf Delilah stützte. Sie mußte neunzig Jahre alt sein. Sie trug das weiße Haar zurückgekämmt, eine einzelne Strähne hing ihr ins Gesicht. Sie stützte sich auf ihre Enkelin, auch noch, als sie die Treppe hinter sich hatten. Mit ihr war ein scharfer Mentholgeruch in den Keller gekommen.
    »Wer sind diese Männer?« fragte sie.
    »Harwood hat sie geschickt«, sagte Leopold. »Sie suchen nach Maria.«
    »Stimmt das?« fragte sie, an uns gewandt.
    »Es stimmt, daß wir nach Maria suchen«, sagte Randy. »Sie sind Madame Valesca. Ich kann mich an Sie erinnern.«
    »Aber diesen Harwood kennen wir nicht«, fügte ich hinzu.
    »Sie lügen«, beharrte Leopold.
    »Laß mich sie mal ansehen«, sagte die alte Frau.
    »Geh nicht zu ihnen!«
    »Leopold, schsch.«
    Delilah blieb neben ihrer Großmutter, als sie zu uns herüberkam. Man sah, daß Delilah Angst vor uns hatte, aber das Gesicht der alten Frau war ruhig. Leopold stand hinter ihnen und biß sich auf die Unterlippe. Anthony hatte die Hantelstange ergriffen, stand jetzt da und hielt sie so, als wolle er sie auf uns schleudern, wenn wir nur mit der Wimper zuckten.
    Die Frau blieb vor Randy stehen und sah auf ihn herunter. »Ihr Gesicht kenne ich«, sagte sie.
    »Ich heiße Randy Wilkins.«
    »An Namen kann ich mich nicht erinnern. An Ihr Gesicht erinnere ich mich.«
    »Ich war 1971 bei Ihnen«, sagte er. »Um mir die Zukunft deuten zu lassen.«
    »Sie …« sagte sie. Lange betrachtete sie ihn. »Sie waren einer von den Baseballspielern. Der, der wiedergekommen ist.«
    »Ein paarmal, ja.«
    Sie kam zwei Schritte näher und musterte mich. »Sie kenne ich nicht.«
    »Nein«, sagte ich. »Wir sind uns nie begegnet.«
    »Er ist mein Freund«, stellte Randy mich vor.
    Sie kam noch einen Schritt näher, so dicht, daß sie mein Gesicht hätte berühren können. »Wer hat das gemacht? Hat mein Sohn Sie so zugerichtet?«
    »Ich war das«, sagte Anthony. »Aber nicht das Auge. Das Auge war schon angeschwollen, als er zu uns kam.«
    »Nicht das Auge, sagt er. Alles, aber nicht das Auge. Mein Enkel gäbe einen guten Anwalt ab, wenn er nicht die ganze Zeit in seinem Schlafanzug rumliefe.« Sie zwinkerte mir zu.
    »Mama, das verstehst du nicht«, sagte Leopold.
    »Laß die Männer gehen.«
    »Mama, wir können doch nicht zulassen, daß sie Maria finden.«
    »Wer sagt denn, daß wir das tun? Maria ist in Sicherheit. Das weißt du doch. Jetzt bring sie nach oben, damit wir ihnen Tee anbieten können.«
    Fünf Minuten später saß ich am Eßzimmertisch, denselben Leuten gegenüber, die mich die Treppe hinuntergeworfen hatten und gedroht hatten, einen Teil meines Körpers wegzupusten. Ich kriegte das Adrenalin nicht unter Kontrolle. Meine Hände zitterten noch immer. Randy saß neben mir, und dieses eine Mal waren sein ganzer Charme, seine Scherze und sein Genius, der bewirkte, daß jedermann ihn liebte, wie ausgeknipst. Madame Valeska saß am Kopf des Tisches und beobachtete uns mit ihren dunklen bedächtigen Augen. Ein dünnes Stahlrohr lief von Madame Valeskas Nase zu einem Sauerstofftank auf dem Boden. Das leise Zischen des Tanks füllte die Stille.
    Randy sagte schließlich etwas und bedachte Madame Valeska mit der Kurzversion, warum er da sei, ohne die Einzelheiten, wie intim er mit ihrer Tochter gewesen war. Er erzählte es wie ein Teenager, der seinen Eltern etwas erklärt, während Madame Valeskas Blick auf seinem Gesicht ruhte, wobei sie nicht einmal nickte. Delilah stand hinter ihr und massierte sanft die

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