Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Beziehung gesorgt.
Meilenweit sah man schon das riesige Schild in grünen Neonbuchstaben: SPECTRUM HEALTH. Als ich endlich dort angekommen war, folgte ich den Schildern und fuhr eine Rampe hoch bis zum obersten Deck, ging die Treppen runter und durch einen langen Tunnel aus gefärbtem Glas, bis ich in die Eingangshalle kam. Einige Leute hockten auf blauen Plastikstühlen und starrten auf einen hoch an der Wand angebrachten Fernsehapparat. Es gab einen kleinen Empfangsschalter, an dem ein Mann vom Wachpersonal vor einem Schwarzen Brett saß. Er mochte einundzwanzig Jahre alt sein, vielleicht aber auch nicht. Hätte er Alkohol kaufen wollen, hätte ich einen Ausweis verlangt.
»Ich suche nach Chief Rudiger«, sagte ich zu dem Knaben.
»Er ist gerade Kaffee holen. Er hat gesagt, Sie sollten in Raum eins neunzehn warten. Die Halle durch nach links.«
»Können Sie mir sagen, in welchem Zimmer Randy Wilkins liegt?«
»Der Chief hat gesagt, Sie sollten auf ihn warten. Raum eins neunzehn, die Halle durch nach links.« Er versuchte, seiner Stimme einen rauhen Klang zu geben, als trüge er einen echten Sheriffstern statt des Blechabzeichens eines Wachmanns.
»Nun hören Sie mal«, sagte ich. »Hier liegt ein Freund von mir. Ich muß ihn sehen. Er muß auf der Intensivstation sein. Können Sie mir verraten, wo die ist?«
»Sie müssen in Raum eins neunzehn warten«, sagte er.
»Die Halle durch nach links. Das habe ich kapiert.«
»Soll ich Sie vielleicht dort hinbringen?«
»Ich schaff das schon«, sagte ich. »Verlassen Sie bloß nicht Ihren Posten.«
Ich ging durch die Halle und steckte meinen Kopf in Raum 119. Ein Tisch, weitere blaue Plastikstühle. Eine kleine Spüle mit einer Kaffeemaschine daneben. Ein Körbchen mit Zucker- und Süßstoffpackungen. Eine Dose mit diesem Milchersatzpulver. Alles, was man zum Kaffeekochen braucht, außer dem Kaffee selbst. Das war der Grund, warum mein Mann losgezogen war, um danach zu fahnden, statt hier auf mich zu warten. Brillante Detektivarbeit von meiner Seite!
Ich sah nach dem Typen vom Wachdienst am anderen Ende der Halle. Er beobachtete mich. Ich winkte ihm zu und ging weiter, direkt in einen offenen Aufzug.
Im Aufzug befand sich eine Liste. Intensivstation Chirurgie 4. Etage. Das klang nach der richtigen Adresse. Ich drückte auf vier. Als sich die Türen schlossen, hörte ich noch, wie der Wachmann ›Hey‹ rief und dann noch irgendwelche Dinge, die ich nicht mehr verstand.
Als sich die Türen wieder öffneten, folgte ich den Pfeilen zur Intensivstation und öffnete eine Doppeltür. Eine Krankenschwester blickte zu mir hin, einen Telefonhörer am Ohr. Sie zeigte mit einer Hand auf mich, während sie jemand anderem am Ende der Leitung zuhörte. Ich stand vor ihrem Tisch und sah mich um. Zwei Krankenhausflure bildeten ein L, und die Schwester saß an ihrem Schnittpunkt. In beiden Fluren waren fast alle Türen geschlossen, Ständer für intravenöse Fusionen und fahrbare Tragen standen überall herum.
Dann sah ich, daß ein Mann in Uniform auf einem Stuhl vor einem der Zimmer saß, etwa in der Mitte des rechten Flurs. Er starrte vor sich hin ins Nichts, die Hände im Schoß gefaltet.
Ich hörte, wie die Schwester hinter mir irgendwelche Geräusche machte, als ich den Gang hinunterging. Ich hörte nicht hin. Als ich näherkam, sah ich, daß es sich um einen Deputy vom Kent County handelte.
Er betrachtete mich lange Zeit. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?« sagte er schließlich.
»Wer liegt in diesem Zimmer?« fragte ich.
»Wieso fragen Sie?«
»Ich bin ein Freund«, sagte ich. Ich wußte, daß Randy da drinnen lag. Ich fühlte einfach, daß er in dem Zimmer war.
Der Deputy stand auf. »Niemand darf den Raum betreten«, verkündete er.
»Kennen Sie Chief Rudiger? Ich bin hier mit ihm verabredet.«
»Der wird aber gar nicht fröhlich sein, daß Sie hier hochgekommen sind.«
»Lassen Sie mich ihn kurz sehen«, sagte ich. »Eine Minute.«
»Niemand betritt dieses Zimmer«, sagte der Deputy.
Als wolle man ihm widersprechen, ging in diesem Moment die Tür auf, und ein Arzt kam heraus. Während die Tür offen war, konnte ich kurz ins Zimmer sehen. Ein Bett, darin ein Mann mit ganz vielen Verbänden um den Hals. Ein Schlauch im Mund. Es war Randy.
»Doktor«, sagte ich. »Er ist mein Freund. Was geht hier vor?«
»Sie kennen diesen Mann?« sagte der Arzt. Er trug einen grünen Kittel und grüne Hosen, am Hals baumelte ein Stethoskop. »Können Sie mir irgend etwas
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