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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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zu ihm sagen?«
    »Er darf da nicht rein«, meldete sich der Deputy.
    Der Arzt sah ihn an und dann wieder mich. »Wissen Sie etwas über seine Krankengeschichte? Seine Familie kann uns nicht helfen.«
    »Ich glaube, niemand soll überhaupt wissen, wer da liegt«, bemerkte der Deputy.
    »Zu spät«, sagte der Arzt. »Sie müssen uns jetzt entschuldigen.« Er griff nach meinem Arm und führte mich einige Schritte den Flur hinunter. Der Deputy sah einen Moment lang unglücklich aus und setzte sich dann einfach wieder auf seinen Stuhl.
    »Warum sitzt da ein Polizist vom County vor der Tür?« fragte ich. »Was ist hier los?«
    »Darüber weiß ich überhaupt nichts. Ich versuche nur, ihn am Leben zu halten. Wissen Sie, ob er irgendwelche Allergien gegen bestimmte Medikamente hat?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich werde da auch keine große Hilfe sein. Sieht man von den letzten paar Tagen ab, habe ich ihn seit dreißig Jahren nicht gesehen. Warten Sie mal – was haben Sie da von seiner Familie gesagt? Wieso kriegen Sie keine Informationen von denen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich erreiche da einfach niemanden.«
    »Das kann ich nicht verstehen.«
    Der Doktor schüttelte den Kopf. »Er wurde gestern abend mit einer Schrotschußverletzung im Hals eingeliefert. Er hatte etwa vierzig Prozent seines Blutes verloren und stand entsprechend unter Schock. Das ist nun« – er sah auf seine Uhr – »fast zwölf Stunden her. Sein Blutvolumen ist fast wieder normal, aber er ist immer noch bewußtlos. In der Tat gibt es sogar Anzeichen für eine Lähmung, obwohl keine der Schrotkugeln das Rückgrat getroffen hat.«
    »Schrotkugeln? Jemand hat mit einer Schrotflinte auf ihn geschossen?«
    »Offenbar nicht direkt«, sagte er. »Das meiste ist wohl am Hals vorbeigeflogen. Ein Stück weiter nach rechts und er hätte keinen Kopf mehr auf dem Körper gehabt. Er müßte eigentlich jetzt bei Bewußtsein sein und sich über sein Glück freuen.«
    Ich dachte darüber nach. Er war in Michigan geblieben oder dorthin zurückgekehrt. Und dann hatte man auf ihn geschossen. Mit einer Schrotflinte.
    »Wann werden Sie Gewißheit haben?« fragte ich. »Ich meine Gewißheit, daß er überlebt?«
    »Das ist im Augenblick schwer zu sagen. Haben Sie eine Karte oder so was? Ich rufe Sie dann an, wenn sich sein Zustand verändert.«
    Ich gab ihm eine meiner Karten. »Vielen Dank«, sagte ich. »Sie sind sehr entgegenkommend.«
    Wir hörten beide die Schritte und sahen zur selben Zeit auf. Ein Mann kam den Flur entlang auf uns zu und ging dabei so schnell, daß die Aushänge am Schwarzen Brett raschelten.
    »Haben Sie den Stolz von Orcus Beach schon kennengelernt?« fragte der Arzt.
    »Ist er ein scharfer Hund?«
    »Nein, aber er spielt einen im Fernsehen.«
    Bevor ich nachfragen konnte, machte Chief Howard Rudiger halt vor uns; die Hände hingen an beiden Körperseiten herab wie bei einem Revolverhelden. Er atmete schwer, und auf seinem Gesicht waren hinreichend viele gefahrene Kilometer sichtbar, um ihn auf Ende Fünfzig oder Anfang Sechzig zu schätzen. Aber er hatte noch immer das Aussehen eines Filmstars und mehr Haare auf dem Kopf, als ein Mann seines Alters von Rechts wegen haben sollte. Es war schwarz, mit Haaröl zu einer Tolle frisiert und so makellos, daß es sich um eine Perücke hätte handeln können. Natürlich war es keine. Polizeichefs tragen keine Perücken.
    Er sah den Doktor an und dann mich. An mir blieb sein Blick haften. »Sie«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf mich, um ihn sodann zu einem einladenden Haken zu krümmen. »Folgen Sie mir.«
    Fünf Minuten später war ich wieder im Erdgeschoß und saß im Raum 119, während Chief Rudiger Kaffee kochte. Er wandte mir die ganze Zeit den Rücken zu, während er die Maschine füllte und ihr zusah, wie sie etwa zwei Becher voll durchlaufen ließ. Weitere fünf Minuten lang hörte man im Raum kein anderes Geräusch als das stete Tropfen. Ich saß da und betrachtete all die kleinen Blümchen und Muscheln auf der Tapete. Offensichtlich versuchte der Raum fröhlich zu wirken – an einem Ort, wo die Nachrichten keineswegs immer gut sind. Als mir das langweilig wurde, sah ich mir seinen Polizistenhut an, der auf dem Tisch lag. ORCUS BEACH, MICHIGAN stand darauf, mit dem Bild einer Kanone auf einem Sandhügel.
    Er läßt mich warten, dachte ich. Ich soll hier sitzen und mir überlegen, was er mich wohl fragen wird und wann er das tun wird. Ein altes Polizistenspielchen, aber mit

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