Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
wußte.
Ich durchschaue dich sofort .
Es ist verrückt. Es ist der helle Wahnsinn. Laß die Finger davon.
»Hey, Herr Wirtschaft«, sagte ich, »haben Sie ’ne gute Karte vom County hier?«
»Irgendwo hab ich die«, sagte er und sah vom Spülbecken auf. »Was suchen Sie denn?«
»’ne kleine Stadt namens Orcus Beach. Kennen Sie sie?«
»Nicht viel los da«, sagte er. »Aber ich kann Ihnen sagen, wie Sie hinkommen.«
»Das wäre nett von Ihnen.«
»Hier, ich mache Ihnen eine Skizze. Wollen Sie jetzt gleich hin?«
»In Kürze. Vorher muß ich mir nur noch die Zukunft deuten lassen.«
Kapitel 13
Es sind etwas mehr als zwei Stunden von Grand Rapids nach Farmington. An einem Tag, an dem man schon vor dem Morgengrauen auf den Beinen war, werden es harte zwei Stunden. Ich fand das Haus auf der Romney Street, dasselbe Haus, in dem Randy und ich mit Handschellen im Keller gelandet waren und wo man uns den Doppellauf einer Schrotflinte präsentiert hatte. Es sah nicht anders aus als beim ersten Mal, an dem ich es gesehen hatte. Es war immer noch dasselbe Haus im Ranchstil auf zwei gegeneinander versetzten Ebenen in einem Viertel voller brandneuer Ranchhäuser mit versetzten Ebenen. Aber ich wußte, daß ich es nie wieder vergessen würde.
Es war nach vier, als ich dort ankam. Die Einfahrt war leer. Kein kleiner roter Wagen, kein Lastwagen mit Leitern drauf, das hieß keine Delilah und kein Leopold. Ich wußte nicht, ob Anthony ein Auto hatte oder ob er im Laster seines Vaters herumfuhr oder ob er den ganzen Tag zu Hause war und Gewichte stemmte. Wie dem auch sein mochte, jedenfalls war ich mir sicher, daß Madame Valeska, oder was zum Teufel ihr wirklicher Name war, nicht oft ausgehen würde, nicht, wenn sie immer einen Sauerstofftank mitzuschleppen hatte.
Als ich an die Tür klopfte, erschien keiner der oben Genannten. Ein alter Mann kämpfte beim Öffnen mit der Tür und versuchte verzweifelt, ihr aus dem Wege zu gehen, ohne hinzufallen. In der Linken trug er einen hölzernen Stock, ohne sich darauf zu stützen. Als er schließlich die innere Tür bewältigt hatte, stand er da und sah mich an. Einstmals mußte er ein großer Mann gewesen sein, vielleicht vor zwanzig Jahren. Jetzt war er stark vornübergebeugt und sicherlich zwanzig Zentimeter kleiner.
»Hallo!« sagte ich. »Ist sonst noch jemand zu Hause?«
Er stand nur da hinter der äußeren Windfangtür.
»Irgendwer?« fragte ich. »Ich muß mit jemandem sprechen. Ich bin ein Freund der Familie.«
Er schob den Kopf vor. Durch das Glas der Tür hindurch konnte der Mann kein Wort von dem, was ich sagte, verstehen. Also öffnete ich sie.
»Hallo!« sagte ich wieder.
Er versuchte den Türknopf zu packen. »Was machen Sie da?«
»Ich muß mit jemandem sprechen. Ist Leopold da? Oder seine Mutter?«
»Machen Sie die Tür zu!« sagte er.
»Entschuldigen Sie mich, Sir«, sagte ich und trat ins Haus. Ich hatte soeben Platz genug, um mich an ihm vorbeizuquetschen, ohne ihn umzuwerfen.
»Sie können hier nicht reinkommen!« sagte er. »Wer sind Sie?«
»Sir, seien Sie ganz ruhig. Ich heiße Alex. Ich muß wissen, wer zur Zeit im Hause ist.«
»Niemand!« sagte er. »Nur ich! Und Sie verschwinden gefälligst!«
»Wo ist Leopold? Auf der Arbeit?«
»Sie können hier nicht reinkommen!« sagte er. »Raus mit Ihnen! Raus!«
»Sir, wo ist Leopold?«
»Ich werde ihn auf der Stelle anrufen!« sagte er. »Ich sage ihm, daß Sie in seinem Haus sind!«
»Das ist gut. Tun Sie das bitte. Ich muß ihn sprechen.«
»Sie können doch nicht so einfach in sein Haus kommen!«
»Sir, würden Sie bitte ganz ruhig bleiben und ihn anrufen?«
»Ich werde ihn auf der Stelle anrufen!«
»Hören Sie, ich warte hier, und Sie rufen ihn an.«
»Raus mit Ihnen!« sagte er. »Sie können draußen auf ihn warten!«
»Hier drinnen ist es erheblich angenehmer«, sagte ich. »Und jetzt rufen Sie bitte Leopold an.«
»Das werde ich«, sagte er. Und dann bewegte er sich endlich von der Tür weg. Er schlurfte durch den Wohnraum ins Eßzimmer, wo Randy und ich vor ein paar Tagen gesessen hatten. Der alte Mann hielt sich an der Wand fest, sobald er sie erreichte, und wandte sich dann scharf nach rechts in die Küche. »Kommt hier einfach ins Haus rein«, sagt er zu sich selbst. »Als ob ihm das Haus gehört. Einfach so reinzukommen.«
Als er um die Ecke verschwunden war, öffnete ich die Flurgarderobe und spähte hinein. Da waren Mäntel und Regenschirme und alles, was man in einer
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