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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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in den Sessel«, sagte ich. »Sie haben einen anstrengenden Tag gehabt.«
    Ich sah mir noch einmal das Gewehr an. Falls Leopold dieses Gewehr benutzt hatte, um Randy niederzuschießen, versteckte er es wenigstens nicht, dachte ich. Er hatte es geputzt und mit Kugeln geladen. Das war möglich, aber nicht wahrscheinlich.
    »Wo war Ihr Sohn letzte Nacht?« fragte ich sie.
    »Fragen Sie ihn doch selber«, erwiderte William, während er sich langsam in den Sessel niederließ. »Er ist auf dem Weg hierher.«
    »Das haben Sie gut gemacht«, sagte ich. »Wie lange braucht er wohl hierhin?«
    »Nicht lange«, meinte er. »Und er wird nicht sehr erbaut sein.«
    Ich wartete draußen auf ihn, als er endlich mit seinem Lastwagen vorfuhr. Er trat mit einem solchen Ruck auf die Bremse, daß eine der Leitern vom Gestell flog. Als er aus dem Führerhaus gestürmt kam, trat ich auf den kalten, harten Boden seines Rasens vorm Haus, die Hände in Schulterhöhe erhoben. Mit erhobenen Händen signalisiert man, daß man Frieden will, hat sie aber gleichzeitig für alles andere in Bereitschaft.
    Er sagte kein Wort. Er ging direkt auf mich los und wollte mich mit Schwingern traktieren. Er erinnerte mich, wie schon beim ersten Mal, wieder an einen Hydranten, gedrungen wie er war, gebaut wie ein Bantamgewichtler. Heute trug er seinen weißen Maleroverall, komplett mit weißer Mütze.
    Ich blockte einige seiner Schläge ab und landete dann einen in seinen Rippen. Ich hätte nicht solche Freude darüber empfinden dürfen, wie er daraufhin nach Luft schnappte, aber ich konnte nicht anders. Wenn man Sie eine komplette Treppe hinuntergeworfen, mit Handschellen an die Wand gefesselt und dann mit einer Schrotflinte bedroht hat, kommen Sie nicht so schnell darüber hinweg. Auch wenn der Typ dann zugibt, einen Fehler gemacht zu haben.
    »Das ist schon eine andere Geschichte, was?« sagte ich, während ich einem harten Schwinger auswich. »Wenn man keine Schrotflinte hat und kein Muskelmonster von Sohn sich hinter der Türe versteckt.«
    »Was zum Teufel machen Sie überhaupt hier?« sagte er, während er zurückwich, um sich neu zu sammeln. »Sie haben hier nichts zu suchen.«
    »Randy wurde gestern niedergeschossen«, sagte ich.
    Er hielt in seiner Bewegung inne. »Und was hat das mit uns zu tun?«
    »Haben Sie denn nicht auf ihn geschossen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nicht geschossen.«
    Seine kleine weiße Mütze war runtergefallen. Sie wurde weggeweht. Ich sah ihm in die Augen.
    Er sagte die Wahrheit.
    »Wieso nehmen Sie das überhaupt an?« fragte er. »Welchen Grund sollte ich haben, auf ihn zu schießen?«
    »Weil er Ihre Schwester gefunden hat.«
    »Wovon reden Sie da?«
    »Ich weiß, wo sie ist.«
    Seine Augen verengten sich.
    Jetzt kommt es, dachte ich. Das verrät mir jetzt einiges.
    »Ich weiß, daß sie in Orcus Beach ist«, sagte ich.
    Die Augen. Wenn er nicht weiß, wovon ich spreche, sehe ich die Verwirrung in seinen Augen. Wenn es die Wahrheit ist, wird er wegsehen.
    Er sah weg.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte er. Aber es war zu spät.
    »Wie hat Randy das rausgefunden?« fragte ich. »Ist er hierher zurückgekommen? Haben Sie ihm gesagt, wo sie ist?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ihre Mutter? Ihr Sohn? Was ist mit …« Ich hielt inne.
    »Niemand hat ihm irgend etwas gesagt«, erklärte er.
    »Marias Tochter«, sagte ich. »Wie war noch mal ihr Name, Delilah?«
    »Nein.«
    »Er ist gerissen. Er hat so ein gewisses Etwas, daß man ihm vertraut. Besonders Frauen.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Denken Sie darüber nach«, sagte ich. »Er ist zurückgekommen, während Sie auf der Arbeit waren. Als Ihr Sohn unterwegs war und gemacht hat, was er halt macht. Er hat doch einen Job oder so was? Lassen Sie mich raten: Er arbeitet in einem Fitneßstudio.«
    »Ja, das tut er.«
    »Delilah war alleine hier«, sagte ich. »Er ist zurückgekommen. Er hat mit ihr gesprochen. Er hat ihr erzählt, wie intensiv er sich nach all den Jahren noch an ihre Mutter erinnert, daß er sie doch nur wiedersehen will, daß er versuchen wird, ihr zu helfen …«
    Leopold sagte überhaupt nichts. Er stand auf dem Rasen vor seinem Haus und schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, sagte er so zaghaft, daß ich ihn kaum hören konnte. »Nein.«
    Er stand noch auf dem Rasen, als ich abfuhr. Sein Bild, wie er auf den toten Aprilrasen hinabsah und den Kopf schüttelte, blieb in meinem Kopf haften, den ganzen Weg zurück zur Autobahn, die

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