Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
angerufen. Wo auch immer das liegen mag. Arbeiten Sie im Krankenhaus?«
»Nein«, sagte ich, »ich bin ein alter Freund von ihm. Ich habe soeben mit Ihrer Mutter gesprochen.«
»Ich kann mir kaum denken, daß das eine erfreuliche Unterredung war.«
»In der Tat«, sagte ich. »Aber ich mußte sie anrufen, und ich mußte auch Sie anrufen. Ihr Vater hat einiges über Sie erzählt, als ich ihn letzte Woche getroffen habe. Ich denke, Sie sollten das wissen.«
»Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, Sie hätten gerade Ihr Abschlußexamen gemacht und Sie arbeiteten als Anwalt in San Francisco. Und daß Sie ein Baby erwarten.«
»Das ist aber erstaunlich. Nichts davon war gelogen. Das ist ein neuer Rekord für ihn.«
»Außerdem hat er gesagt, wie stolz er auf Sie sei.«
»Ah, sehen Sie, das war’s dann. Schon vorbei mit der Strähne.«
»Vielleicht paßt es nicht zu Ihrem Bild von ihm, aber ich glaube, das war ihm ernst.«
»Mr. McKnight, was hat er Ihnen über seine Baseballkarriere erzählt? Hat er Ihnen von all den Spielen erzählt, die er damals in den Siebzigern für die Tiger gewonnen hat?«
»Nein, ich weiß, daß man ihn nur in einem Spiel als Pitcher aufgestellt hat.«
»Aha, Version B. Bei seinem einzigen Auftritt in den Großen Ligen hat er die Orioles besiegt. Dann hat er sich den Arm verletzt, als er bei einem Überfall eingeschritten ist, und konnte nie mehr pitchen.«
»Nein, ich weiß, was passiert ist. Ich weiß, daß er völlig versagt hat und das nie mehr wettmachen konnte.«
»Ah ja, dann konnte er Sie in dem Punkt nicht belügen. Welch grausamer Schicksalsschlag! Das muß ihn ja um den Verstand gebracht haben.«
»Mr. Wilkins …«
»Tut mir leid, Sir. Ich sollte das alles nicht Sie entgelten lassen. Sie wissen nur nicht, was er uns angetan hat. Hat er Ihnen von der Firma seines Vaters erzählt?«
»Er erwähnte so etwas, daß sein Vater mit Gewerbeimmobilien gehandelt habe und er das Geschäft übernommen hat.«
»Das ist köstlich«, sagte er. »Das gefällt mir. Er hat in der Tat das Geschäft übernommen und es mitten in den Pazifik gesetzt. Im Grunde stimmt das sogar wörtlich – er ist aufgeflogen, als er genau dort Grundstücke verkaufen wollte. Für das, was er mit der Firma seines Vaters gemacht hat, hat er in einem Bundesgefängnis gesessen. Hat er Ihnen das auch erzählt?«
»Nein, aber der Chief hat mir von seinen Gefängnisaufenthalten erzählt.«
»Auch davon, was er gemacht hat, als er wieder draußen war? Sein neues Hobby? Reiche Frauen mit seinem Charme einwickeln und dann ihre Bankkonten abräumen? Ich kann mir denken, daß mein Vater Ihnen auch davon nichts erzählt hat.«
»Nein.«
»Habe ich es mir doch gedacht. Darin ist er etwas sonderbar.«
»Nun, ich glaube, hier gibt es nichts mehr zu sagen.«
»Nein, aber wissen Sie was? Unter uns Kindern bin ich der einzige, der ihm wirklich etwas verdankt.«
»Wie kommt das?«
»Ich bin Rechtsanwalt geworden, damit ich Typen wie meinen Vater vor Gericht bringen und zwingen kann, jeden Cent, den sie den Leuten stehlen, wieder zurückzugeben. Nur so kann ich wiedergutmachen, daß ich mit ihm verwandt bin.«
Darauf konnte ich nichts mehr erwidern. Nicht daß er es noch gehört hätte. Er hatte noch ›Guten Tag‹ gesagt und aufgehängt.
»Na, das läuft ja großartig«, sagte ich zur Wand. »Das war eine so brillante Idee. Wenn ich nur eine Spur Hirn im Kopf hätte, würde ich jetzt aufhören.«
Ich betrachtete den Namen des jüngsten Sohnes auf meiner Liste. Wenn ich weitermachte, wollte ich mir ihn bis zuletzt aufheben. So wählte ich erneut die Nummer der Tochter im Restaurant. Diesmal erwischte ich eine echte Stimme.
»Könnte ich bitte Annette Wilkins sprechen?« sagte ich.
»Die bin ich.«
»Mein Name ist Alex McKnight«, sagte ich. »Ich rufe wegen Ihres Vaters an.«
Klick. Und dann ein Tuten.
Okay, das war dann die Tochter, dachte ich. Das wird ja immer besser. Jetzt noch den letzten, solange ich so richtig heiß bin.
Auf dem Blatt stand nur der Name und die Nummer, aber ich erinnerte mich, daß Randy mir erzählt hatte, Terry sei im ersten Semester an der UC Santa Barbara. Ich wußte nicht mehr, was ich glauben sollte, aber ich nahm doch an, daß ich ihn dort anrief. Als der Hörer abgehoben wurde, hörte ich jede Menge Lärm und Musik um Hintergrund. Das klang mit Sicherheit nach Studentenwohnheim.
»Hallo«, sagte ich. »Ich suche nach Terry Wilkins.«
»Bleiben Sie dran.«
Eine
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