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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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sagte ich. »Meine Reifen sind platt, und der Tankstelle ist die Luft ausgegangen.«
    »Da wollen wir doch mal sehen, ob wir irgendwo welche finden«, sagte er. »Dann können Sie fahren.«
    »Nach Hause ist eine weite Fahrt. Und ich bin seit vier Uhr morgens auf. Ich denke, ich suche mir hier ein Zimmer für die Nacht.«
    »Hier finden Sie keines«, meinte er. »Das nächste Motel ist in Whitehall. Die werden aber wohl voll sein. Ihre beste Chance ist Grand Rapids.«
    »Die Zimmer sind Ihnen also auch alle ausgegangen. April ist bei Ihnen touristische Hochsaison.«
    Er sah mich nur an. Fast hätte er gelacht. »Sie sind ein spaßiger Mann«, sagte er. »Dann wollen wir mal gehen und Ihre Reifen aufpumpen.«
    Diesmal ließ er mich auf der Fahrt zur Tankstelle vorne sitzen. Wir kamen an einem kleinen Motel mit dem Namen Orcus Arms vorbei. Es handelte sich um eine winzige Sechszimmer-Geschichte mit Blick auf den Lake Michigan. Der Chief bemerkte, wie ich hinblickte, vor allem auf den leeren Parkplatz. »Es hat geschlossen«, sagte er. »Öffnet nicht vor Juni.«
    Das Schild vor dem Motel war mit einer großen Kanone auf einem Sandhügel geschmückt, genau wie die auf dem Hut des Sheriffs. »Was bedeutet übrigens das mit der Kanone?« fragte ich.
    »Das geht zurück bis zur Jahrhundertwende«, erklärte er. »Wenn ein Schiff in einen Sturm geriet, versuchte es so dicht wie möglich an die Küste heranzukommen. Hier war dann eine Mannschaft zusammen, die die Kanone benutzt hat, um ein Seil zum Schiff zu schießen. Die konnten mit dem Ding über sechshundert Meter weit feuern, wenn sie richtig zielten.«
    Ich versuchte mir das vorzustellen. Es mußte schon ein verteufelt guter Schuß sein, der ein so weit entferntes Schiff erreichen konnte.
    »Das kann Sie was lehren«, sagte er. »Eine Kanone tötet einen nicht immer. Manchmal rettet sie einen auch.«
    Während mir dieser Gedanke noch im Kopf herumging, hielten wir schon an der Tankstelle. Stu gelang es in der Tat, noch etwas Luft für meine Reifen zu finden. Er pumpte sie höchstpersönlich auf und stellte sich dann neben den Chief, während ich ins Führerhaus stieg. Als ich die Tür geschlossen hatte, kam der Chief noch einmal zum Wagen und klopfte mit dem Knöchel ans Fenster. Ich kurbelte es hinunter.
    »Ich wünsche Ihnen für heute eine gute Nacht, Mr.   McKnight«, sagte der Chief, »und für morgen früh eine sichere Heimfahrt. Ich hoffe, Ihnen hat Ihr Besuch in Orcus Beach gefallen.«
    Es gab da das eine oder andere, was ich ihm gerne gesagt hätte, aber ich entschloß mich, den Mund zu halten. Ich drehte den Schlüssel und gab Gas.
    »Im Ernst, Mr.   McKnight«, sagte er. »Ich weiß, daß wir hier in der Gegend ein paar ganz schön ausgefallene Typen haben. Sie müssen schon verstehen – die Leute hier in der Stadt, die sind extrem vorsichtig mit ihren Sachen. Wenn Sie wissen, was ich meine. In der Tat, so im großen und ganzen würde ich sagen, Sie haben uns an einem guten Tag erwischt. Beim nächsten Mal könnten wir weniger freundlich sein.«
    Ich fuhr los und ließ ihn im fahlen Licht der Tankstelle stehen. Im Rückspiegel wurde er kleiner und kleiner, als ich nach Süden fuhr, fort von Orcus Beach und allen, die dort lebten.
    »Gute Nacht, Chief«, sagte ich, als er aus meinem Blick verschwand. »Man sieht sich.« Vor meinem geistigen Auge stellte ich mir den Block vor und die Autonummern, die ich darauf notiert hatte. Ich sagte mir die Nummern auf, um sicherzugehen, daß ich mich an sie erinnern würde. Eine für Maria. Und die andere für den Fahrer des weißen Cadillacs, wer immer das sein mochte.

Kapitel 15
    Am nächsten Morgen erwachte ich in einem fremden Bett, in einem Motelzimmer in Whitehall, Michigan, dreißig Kilometer südlich von Orcus Beach. Gegen elf war ich angekommen, mit brennenden Augen von all der Fahrerei und mit leerem Magen. Das Motel hieß Whitehall Courtyard, und jedes Zimmer hatte ein strahlend grünes Licht über der Tür, das den Eindruck erweckte, man sei in einem Aquarium. Ich fragte den Mann an der Anmeldung, ob zu dieser Zeit noch ein Restaurant offen sei. Er hatte mich nur angesehen und gelacht. »In Whitehall?« hatte er gesagt. »Der war gut. ’nen besseren Witz habe ich heute noch nicht gehört.«
    So hatte ich mich mit Käse, Cräckern und Oreo-Plätzchen aus dem Automaten begnügt, hatte die Vorhänge gegen das grelle Licht vorgezogen und mich hingelegt. In meinen Traumfetzen spielten Schrotgewehre eine Rolle,

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