Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
und einen Schnäuzer, nicht wahr? Er sieht ganz anders aus. Und doch ist er noch immer derselbe. Nach all den Jahren ist er immer noch derselbe. Und ich habe ihn niedergeschossen.«
»Hat er eine Pistole gehabt?«
»Was?« Sie blickte zu mir auf.
»In der Hand. Sie sagten doch, sie hätten gedacht, er hätte eine Pistole. Hatte er tatsächlich eine?«
»Nein«, sagte sie, »es war ein Blumenstrauß. Flieder. Den hatte er in der Hand. Das sollte doch bestimmt etwas bedeuten, oder? Wenn man jemandem Flieder schenkt? Was mit Unschuld der Jugend. Wenn es etwas bedeuten sollte, hat er jedenfalls keine Chance bekommen, es mir zu erklären.«
Ich sah hinunter auf die Stufen. Jetzt lagen dort keine Blütenblätter vom Flieder. Es war auch kein Blut zu sehen, keine Spur des Geschehens.
»Er war der erste Mann, den ich jemals geliebt habe. Und ich habe auf ihn geschossen.«
Sie weinte nicht. Ich wußte nicht, ob sie wollte, daß ich sie in den Arm nähme, oder ob sie wünschte, daß ich wegginge und nie mehr wiederkäme. Ich stand nur da.
»Sie müssen es denen doch erzählen, nicht wahr?« sagte sie.
»Was muß ich ihnen erzählen?«
»Daß ich ihn niedergeschossen habe. Das müssen Sie doch dem Chief erzählen, und ich komme dann ins Gefängnis.«
Exakt zwei Sekunden dachte ich darüber nach. »Nicht notwendig«, sagte ich. »Es war ein Unfall. Sie sind in Panik geraten. Nebenbei: Was haben Sie mit der Flinte gemacht?«
»Ich habe sie in den Wald geworfen.«
»Wo?«
»Die Landstraße runter«, sagte sie. »Einige Kilometer von der Stadt entfernt.«
»Vielleicht nicht gerade die beste Stelle«, meinte ich. »Aber es hat keinen Zweck, sie jetzt noch da wegzuholen.«
»Werden Sie mir helfen, Alex?«
»Was soll ich denn für Sie tun?«
»Finden Sie heraus, warum er hierher gekommen ist. Ob er rausgekriegt hat, daß ich Geld habe, oder ob Harwood ihn irgendwie benutzt hat. Und dann helfen Sie mir, Harwood zu finden. Wie auch immer, ich muß dafür sorgen, daß er aufgibt. Wollen Sie mir helfen?«
»Ich weiß nicht, ob ich das kann, Maria. Wie sollen wir ihn finden? Welche Hinweise haben wir?«
»Wir haben diesen Mann«, sagte sie. »Den Mann im weißen Cadillac. Ich bin sicher, Harwood hat ihn angeheuert.«
»Wir können nicht beweisen, daß er in Ihr Haus eingebrochen ist«, sagte ich. »Sieht man davon ab, fährt er nur hinter Ihnen her. Die Polizei kann ihn verwarnen, aber ich bezweifle, daß sie ihn wegen irgendwas belangen können. Und Sie können ihn ganz bestimmt nicht zwingen, seinen Auftraggeber zu nennen. Da gibt es sogar Gesetze, die diese Beziehung schützen.«
»Wie beim Arzt und seinem Patienten«, sagte sie. »Oder einem Rechtsanwalt und seinem Klienten.«
»Genau.«
»Oder einem Privatdetektiv«, sagte sie. »Wenn ich Sie engagiere, müssen auch Sie nichts sagen. Nichts von alldem hier.«
Mir war klar, worauf sie hinauswollte. Ich glaube, ich nahm es ihr nicht übel, daß sie sich schützen wollte, jetzt, wo sie mir gegenüber ihr Geständnis abgelegt hatte. Und ich nahm ihr auch nicht übel, daß ich für sie Harwood finden sollte, so daß sie alldem ein Ende bereiten konnte. Ich nahm ihr überhaupt nichts übel, nicht einmal den Schuß selber.
Ich war der Mann, der Randy geholfen hatte, sie zu finden. Wenn ich jemandem Vorwürfe machen wollte, müßte ich bei mir selbst anfangen.
»Maria, ich werde mit meinem Partner reden. Vielleicht fällt ihm etwas ein. Mit so was ist er gut.«
»Und worin sind Sie gut?«
»Nun ja, die Polizei kann diesen Privatdetektiv nicht zwingen, ihnen zu sagen, wer sein Klient ist oder wo er ist. Ich kann das vielleicht. Das ist der Vorteil, wenn man kein Polizeibeamter mehr ist. Ich brauche mich nicht immer an die Regeln zu halten.«
»Glauben Sie, Sie erwischen ihn?«
»Vielleicht brauche ich das gar nicht. Ich versuche ihn anzurufen und mich mit ihm zu verabreden. Ein Plausch von Privatdetektiv zu Privatdetektiv.«
»Heißt das, Sie übernehmen den Fall?«
»Wenn ich Ihnen helfen kann, werde ich das auch tun. Aber Sie sollten wissen, daß ich kein richtiger Privatdetektiv bin. Das war eher ein Zufall. Ich war früher mal Polizist, aber …«
»Heißt das, Sie übernehmen den Fall, Alex?«
Ich sah sie an. Mir fiel kein zwingender Grund ein, nein zu sagen.
Wir gingen zurück ins Haus, die Gesichter von der Kälte gerötet. Sie erzählte mir mehr über Harwood, über die Methoden, mit denen er in der Vergangenheit versucht hatte, sie aufzuspüren.
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