Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
obwohl sie selbst nicht hätte sagen können, warum. Vielleicht war es auch nur ihr schlechtes Gewissen, weil sie versucht hatte, seine Kinder auszuhorchen. Denn dieser Mann war immerhin ihr eigener Vater, der sie offenbar geliebt hatte als Kind, ein Mann, der seine Frau vergötterte, auch wenn Fia das Gefühl nicht zu erwidern schien. Es gab für Danni also absolut keinen Grund, in seiner Gegenwart nervös zu sein.
Sie ging zur Anrichte zurück, um eine Stange Sellerie für die Kasserolle aufzuschneiden.
»Wo ist Ihr Mann heute Morgen?«, fragte Cáthan, und da erst merkte Danni, dass er wieder hinter sie getreten war.
»Er ist mit Niall zum Fischen hinausgefahren«, erwiderte sie und wünschte, Cáthan würde ihr mehr Raum lassen. Er schien sich jedoch ganz unbekümmert über persönliche Grenzen hinwegzusetzen, und sie musste sich zusammennehmen, um sich ihre Gereiztheit darüber nicht anmerken zu lassen.
»Emsige Leute, ihr Ballaghs.«
»Nun ja, wahrscheinlich schon.«
Er wechselte die Haltung, sodass sie jetzt seine Wärme an ihrem Rücken spüren konnte. Irgendetwas streifte die Haut an ihrem Nacken, wo ihr Haar zusammengebunden war, und sie erschrak und stieß mit Cáthan zusammen, als sie herumfuhr. Da er jedoch nicht zurücktrat, sah sie sich jetzt eingekeilt zwischen der L-förmigen Arbeitsfläche und seinem hochgewachsenen Körper.
»Warum kann ich nicht glauben, dass Sie wirklich mit ihm verheiratet sind?«, fragte Cáthan finster.
»Wie bitte?«
»Sie tragen keinen Ring.«
»Den musste ich verkaufen«, sagte Danni, erstaunt, wie leicht die Lüge ihr über die Lippen kam. »Für Essen und Miete. Wir haben schwere Zeiten durchgemacht.«
Er schüttelte den Kopf. »Es erscheint mir irgendwie nicht richtig, dass eine so schöne Frau mit einem Mann verheiratet sein soll, der nicht einmal für einen Ring an ihrem Finger sorgen kann.«
Zu Dannis Ärger entrang sich wieder dieses verflixte nervöse Kichern ihren Lippen.
»Was haben Sie mit meinen Kindern gemacht, Danni?«, wollte Cáthan mit schmalen Augen wissen.
»Ich ... gar nichts. Wir haben nur geplaudert.«
»Geflüstert«, berichtigte er sie.
Danni schüttelte den Kopf, doch der jäh aufblitzende Zorn in seinen Augen ließ sie innehalten. Ihr Vater wollte seine Kinder beschützen - das war nur natürlich. Und ihn zu belügen, würde sein Misstrauen ihr gegenüber nur vergrößern. Aber sie konnte ihm doch nicht die Wahrheit sagen?
Sie dachte kurz darüber nach. Wenn er wüsste, was heute Nacht bevorstand, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um es zu verhindern. Und da sie auf jeden Fall einen Verbündeten brauchen konnte, könnte das vielleicht sogar ihr überfürsorglicher Vater sein. Sie konnte ihm natürlich nicht alles anvertrauen - schon gar nicht über sie und Sean -, doch wenn sie ihm zumindest einen Hinweis gab, dass heute Nacht Gefahr für seine Familie bestand ...
Im Geist verdrehte sie die Augen. War sie verrückt geworden? Wenn sie ihm das erzählte, würde er annehmen, sie sei die Gefahr. Und wer könnte ihm das schon verübeln?
Was konnte sie also tun?
Sie hatte ihren Vater in jener ersten Vision nicht gesehen, aber in dem Artikel im Internet hatte gestanden, dass er zum fraglichen Zeitpunkt in der Höhle gewesen war. Dass er Nialls Angriff gesehen hatte und anscheinend nur zu spät gekommen war, um ihn zu verhindern. Doch wenn sie ihn nun dazu bringen könnte, früher zu erscheinen, würde das vielleicht den Ausschlag geben und es ihnen ermöglichen, die Geschichte umzuschreiben ...
Danni war nicht naiv genug zu glauben, dass es Cáthans Ehe retten würde, aber es könnte Sean das Leben retten. Fia würde wahrscheinlich trotzdem mit Niall durchbrennen, doch Sean würde am Leben bleiben. Er würde eine Chance haben.
Da war allerdings noch die Sache mit dem Buch von Fennore und ihren Visionen davon. In beiden war ihre Mutter anwesend gewesen. Danni hatte keine Ahnung, was zwischen der Zeit, in der sie Edel das Buch hatte benutzen sehen, und dem heutigen Tag geschehen war, aber es war anzunehmen, dass Fia nach Edels Verschwinden von ihrer Mutter gezwungen worden war, die Stelle ihrer Schwester einzunehmen. Bedeutete das, dass Fia das Buch jetzt hatte? Es vielleicht sogar benutzte? Oder gab es noch eine andere Möglichkeit?
Was, wenn Fia versuchte, das Buch loszuwerden? Sie hatte ein Verhältnis mit Niall, erwartete ein Kind von ihm und wollte nach Amerika. Das zumindest wusste Danni. Mit einem Verkauf des
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