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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Legende war. Trotzdem ging die Kontroverse über die Autorschaft des Buches weiter. Danni konnte nicht umhin, die Ironie des Streits zu sehen, wer das Buch geschrieben haben könnte, von dem sich alle einig waren, dass es gar nicht existierte.
    Was seinen Inhalt und Zweck anging, so gingen die Meinungen nicht mehr so weit auseinander. Alle Parteien waren sich darüber einig, dass das Buch von Fennore einst für ein mächtiges Werkzeug gehalten worden war, das die Macht des Universums lenken konnte. Was das genau bedeutete, blieb unbeantwortet. Ebenso wie auch die Frage, wie all diese Macht genutzt werden konnte, nach wie vor ein Rätsel war.
    Was allerdings allen klar zu sein schien, war, dass mit dem Buch von Fennore nicht zu spaßen war. All diese Macht kam nicht umsonst. Wie bei den meisten religiösen Mythen führten die dem Buch von Fennore verliehenen Kräfte unweigerlich Tragödie und Tod herbei - schlimmer noch, sollte jemand dumm genug sein, es für persönlichen Gewinn zu nutzen, so könnte er damit ein Übel unvorstellbarer Ausmaße auf die Welt herniederbringen. Bei dem Buch von Fennore konnte man sich nicht darauf verlassen, dass es irgendeines Menschen Gesetz gehorchen würde - ob dieser Mensch es wert war oder nicht.
    »Na toll«, murmelte Danni. »Und warum hält meine Mutter dann all das Böse dieser Welt in einer antiken Truhe versteckt?«
    Sie hätte Historikerin sein müssen, um alles zu verstehen, was sie gelesen hatte, und sie war alles andere als das. Doch es schien fast so, als gäbe es für jeden Experten, der das Buch und seine Kräfte widerlegte, einen anderen, der Beweise dafür erbrachte, dass es einmal existiert hatte, auch wenn es heute verschollen war. Im unendlichen Reich des Glaubens besaß es eine große Anhängerschaft. Es gab sogar ein Bild davon, eine Zeichnung in dem Tagebuch eines Mönchs, der vor siebenhundert Jahren gelebt hatte.
    Die Haut an Dannis ganzem Körper schien sich zusammenzuziehen, als sie sich die Zeichnung ansah. Der Mönch hatte die asymmetrische Form des Buches, den tiefschwarzen Ledereinband, das ineinander verschlungene Gold und Silber und Glitzern der Juwelen ausgezeichnet wiedergegeben. Nur der spiralförmige Knoten, der das Buch verschloss, war ihm nicht ganz so gut gelungen. Was aber auch nicht überraschend war, da er äußerst kompliziert und seltsam fließend war.
    Für etwas, das angeblich nicht einmal real war, hatten sie und der Mönch es sich jedoch beide auf die gleiche Weise vorgestellt.
    Danni erschauerte und fragte sich, ob der Mönch wohl auch dieses scheußliche Brummen, das ihr noch immer in den Knochen steckte, gespürt hatte ... oder die eklige, dicke Flüssigkeit, die aus den Buchseiten rann, gesehen hatte. Hatte jemand dem Mönch das Buch gezeigt, wie ihre Mutter es ihr gezeigt hatte? Und falls ja, wer war das gewesen? Und warum hatte er es getan? Wozu?
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Ihr dröhnte schon der Kopf vom Nachdenken, aber sie hatte das Gefühl, dass sie vor einer wichtigen Entdeckung stand - sie musste nur weitermachen.
    Seufzend klickte sie den nächsten Link an, den ihre Suchaktion ergeben hatte. Dieser brachte sie zu einem Artikel aus den Archiven der Irish Times, der mit Die blutige Insel von Fennore betitelt war. Das Erscheinungsdatum des Artikels war Oktober 1999. Die erste Zeile las sie zweimal und ließ sie in ihr Bewusstsein dringen, bevor sie weiterlas.
    Der zehnte Jahrestag der Morde und des Selbstmordes, die einst das kleine Fischerdorf Ballyfionúir erschütterten, verstrich ohne großes Zeremoniell und Trauerfeiern.
    Zeremoniell und Trauerfeiern. Nichts von alldem schien es je in Dannis Welt zu geben. Auch sie waren etwas, was sie ihr Leben lang gefürchtet hatte.
    Obwohl von amtlicher Seite behauptet wird, die Untersuchungen über das Verschwinden und den möglichen Mord an Fia MacGrath und ihren Kindern würden fortgesetzt, bis sie gefunden oder zumindest ihre Leichen aufgefunden werden, schätzen die zuständigen Behörden die Wahrscheinlichkeit, dass die junge Mutter und ihre Kinder noch leben, nur als sehr gering bis völlig unwahrscheinlich ein. Der dreifache Mord an den MacGrath, gefolgt von dem offenbaren Selbstmord des Täters, war zur Sensation aufgebauscht worden, als zwei weitere Leichen später in einem ungekennzeichneten Grab gefunden wurden, wodurch sich die Zahl der Toten schon auf sechs erhöhte. Eines der Opfer wurde eindeutig als Sohn des mutmaßlichen Mörders, Niall Ballagh,

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