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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Gummistiefeln stand er an Deck eines Bootes. Danni beugte sich zu ihrem Bildschirm vor, um seine Gesichtszüge zwischen den vielen Schattierungen von Elfenbeinfarben und Grau ein wenig besser auszumachen. Sein Blick war direkt und scharf, sein Kinn hart und unnachgiebig. Da war kein Lächeln oder auch nur ein Anflug von Humor in seinen hellen Augen.
    Ein Wirbel widerstreitender Emotionen erfasste Danni, als sie ihn so genau betrachtete. Der Teil von ihr, der als Pflegekind aufgewachsen war und nie ein Zuhause gekannt hatte, das sie ihr eigenes nennen konnte - dieser Teil fand, dass der Tod durch seine eigene Hand noch viel zu gnädig für Niall Ballagh gewesen war. Aber da war auch ein anderer Teil von ihr, der sich an sein vom Kummer schwer gezeichnetes Gesicht erinnerte, als er neben seinem toten Sohn gestanden hatte, und dieser Teil von Danni konnte gar nicht anders, als Mitleid mit ihm zu empfinden.
    Hatte der Mörder von Nialls Sohn ihn zu der Raserei getrieben, deren Zeuge Dannis Vater gewesen war? Vielleicht war ihre Familie in eine Auseinandersetzung geraten und das unschuldige Opfer einer Gewalt geworden, die gar nicht für sie vorgesehen gewesen war? Danni versuchte, die möglichen Szenarien in Gedanken durchzuspielen. Niall Ballagh könnte durchgedreht sein und Dannis Bruder getötet und ihren Vater verwundet haben - aber Danni und ihre Mutter entkamen, ohne vielleicht gewusst zu haben, dass ihr Vater noch am Leben war. Und vielleicht hatten der Kummer und die Gewissensbisse ihres Vaters, sie nicht beschützt zu haben, die fehlenden Episoden in seiner Vorstellung ergänzt, an die er sich nicht mehr erinnern konnte.
    Doch wenn es so gewesen war, warum waren Danni und ihre Mutter dann nicht heimgekehrt, nachdem sie erfahren hatten, dass Niall sich das Leben genommen hatte? Weshalb waren sie nach Amerika geflohen? Und warum hatte ihre Mutter sie dort ausgesetzt und aufgegeben?
    Fragen über Fragen. Und immer solche, auf die sich keine Antwort fand.
    Danni rieb sich die Gänsehaut von den Armen und schaute sich das nächste Foto an. Dieses war von ihrer eigenen Familie. Sie waren genauso gekleidet wie auf dem Schnappschuss, den Sean ihr gegeben hatte, aber diesmal waren sie sich der Kamera anscheinend nicht bewusst gewesen, denn alle waren in ihre eigenen Gedanken versunken. Ohne ihr falsches Lächeln hatten sie alle irgendwie etwas Tragisches an sich.
    Dannis Mutter stand mit hängenden Schultern da und starrte irgendetwas weit Entferntes an. Der Wind blies ihr eine Haarsträhne ins Gesicht und brachte den Saum ihres Rocks zum Flattern. Dannis Vater wirkte grimmig und distanziert auf diesem Bild; seine Hände steckten tief in seinen Taschen, sein Kinn zeigte auf den brausenden Ozean unter ihnen. Hand in Hand standen zwischen ihnen Danni und ihr Bruder, beide mit stoischem Gesichtsausdruck, während sie schweigend abzuwarten schienen. Es war Resignation, was in Dannis Ausdruck lag - eine stumme und hoffnungslose Akzeptanz, die sie sich fragen ließ, ob sie geahnt oder gewusst hatte, was ihnen bevorstand.
    Cáthan MacGrath mit seiner Frau Fia und ihren beiden Kindern, den Opfern der Fennore-Morde, stand nur unter diesem Bild.
    Das Foto selbst hatte jedoch schon sehr viel mehr gesagt. Sie sah sich das Gesicht ihres Vaters noch ein bisschen länger an, aber es war das letzte Foto, das einen halbwüchsigen, an einem schwarzen Felsen lehnenden Jungen zeigte, bei dem sich Danni der Magen umdrehte und es ihr kalt über den Rücken lief. Der Junge sah sowohl trotzig als auch verzweifelt aus, als er das Gesicht in einen kalten, stürmischen Wind hielt, der seine Wangen rötete und seinen Augen einen feuchten Glanz verlieh. Er war groß und drahtig, jedoch noch nicht ganz in seine großen Hände und Füße hineingewachsen. Mit seinem flatternden dunklen Haar und den nach vorn gebeugten Schultern schien er sich an der Grenze zwischen Adoleszenz und Erwachsensein zu befinden. Und dennoch war es schon ein Schatten des Mannes, der er einmal sein würde, der Dannis Blick erwiderte.
    Zwischen Wut und Erstaunen schwankend, blickte sie in diese anmaßenden Augen. Was für ein Spiel trieb Sean Ballagh mit ihr? Was für Lügen hatte er ihr erzählt?
    Langsam wandte sie sich der Bildunterschrift zu und schüttelte den Kopf, während Ungläubigkeit und Verstehen in ihr kämpften. Was da stand, konnte nicht wahr sein.
    Und dennoch ... Danni dachte an diesen Morgen und Seans unvermuteten Besuch bei ihr. Sie hatte weder ein Auto

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