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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Veranda bequem. Die nachmittägliche Brise tanzte durch die Sträucher und das Gras und brachte den Duft von blühenden Rosen aus dem Nachbargarten mit. Ein paar Häuser weiter stellte jemand einen Rasenmäher an, und bald schloss sich der scharfe Duft von frisch gemähtem Gras der Mischung an. Ohne den wie wahnsinnig kläffenden Hund wäre es ein friedlicher, entspannender Abend gewesen. Sean lehnte den Kopf an die Wand und versuchte, das nervige Gebell aus seinem Bewusstsein auszuschalten. Er brauchte ein wenig Ruhe, um einen Überblick zu erlangen.
    Das Einzige, woran er jedoch denken konnte, war Dannis zarte, helle Haut, der Duft ihres Haares und ihre wohlgeformten kleinen Ohren. Wie es sich wohl anfühlen würde, ihr ganz nahe zu sein und sie einzuatmen wie einen guten Wein? Er erinnerte sich wieder daran, mit welch irritierender Erwartung sie ihn angesehen hatte. Als hätte sie auf ihn gewartet. Als hätte sie ihn schon erwartet.
    Sean schüttelte den Kopf, verwirrt von der Eindeutigkeit des Gefühls.
    Dann sah er eine Bewegung zu seiner Rechten und blickte gerade noch rechtzeitig dorthin, um die gelbe Katze aus dem Gebüsch herausstolzieren zu sehen. Als sie merkte, dass er sie gesehen hatte, sprang das ungewöhnlich große Tier über den Rasen und auf den Baum hinauf. Waren Dannis Tiere alle so verrückt? Wenigstens der Hund schien langsam aufzugeben. Bean gab ein letztes, heiseres Kläffen von sich, dann war Ruhe.
    Sean hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, seit er hier saß und die Ruhe des Ortes genoss, bevor er Dannis Wagen die Straße hinunterkommen hörte. Einen Augenblick später bog sie in die Einfahrt ein. Sean blieb auf der Veranda sitzen, weil er jetzt, da sie hier war, nicht wusste, was er tun sollte. Er war sich irgendwie sicher, dass er nicht hätte kommen sollen, aber andererseits war er auch überzeugt, dass er ihr gar nicht hätte fernbleiben können.
    Der Tag war noch so warm geworden, dass sie ihren hellblauen Pullover ausgezogen hatte und jetzt nur noch ein dünnes weißes T-Shirt und eine schwarze Hose trug. Ihr Haar hatte sie zu einem Knoten geschlungen und, wie er belustigt feststellte, mit einem Bleistift festgesteckt. Sie wirkte ein bisschen durcheinander und zerzaust. Wunderschön. So lebendig und natürlich wie die wild wuchernden, blühenden Pflanzen überall um ihn herum. So unerreichbar und geheimnisvoll wie die Feen, die unter den Bergen seiner Heimat lebten. Er wollte sich in ihr verlieren. Und seltsamerweise hatte er das Gefühl, dass er, falls er es tatsächlich tat, die fehlenden Teile des Mannes finden würde, der er gerne wäre.
    Sie war schon mehrere Schritte die Einfahrt hinaufgegangen, als sie sich plötzlich versteifte und ihre Schultern straffte. Sie hatte ihn noch nicht gesehen, spürte aber offensichtlich seine stille Musterung. Langsam erhob sie ihren Blick zu seinem, und ihr Gesichtsausdruck und das Misstrauen in ihren Augen versetzten Sean einen scharfen Stich.
    Sie wusste Bescheid über seinen Vater - dass er es war, der für die MacGrath-Morde verantwortlich gemacht wurde.
    Es verriet sich in ihren plötzlich schmalen Lippen und der Art, wie sie ihr hübsches Kinn vorschob. In der Kälte, die in ihren sonst so warmen grauen Augen erschien und sie in Gewitterwolken verwandelte, die kurz vor einem Ausbruch standen. Sean hatte diesen Blick schon gesehen - jeden Tag in den letzten zwanzig Jahren, um genau zu sein. Wenn die Leute in Ballyfionúir - seine Leute - sich überhaupt dazu herabließen, ihn wahrzunehmen, taten sie es mit der gleichen Skepsis und Beklemmung, die Danni ihm jetzt offenbarte. Er hatte sich daran gewöhnt, sich eingeredet, dass es ihn jetzt nicht mehr störte.
    Aber wenn Danni ihn so ansah, war ihr Blick für ihn wie Glassplitter in seinem Magen.
    »Hallo«, sagte er.
    »Was tust du hier?«, fragte sie. Ihre Stimme war ausdruckslos, doch ihre Augen ... Ah, ihre Augen! Sie funkelten von nur mühsam unterdrückten Emotionen. Blitze hätten aus ihnen hervorzucken müssen. Doch vielleicht würden sie das ja noch tun.
    »Ich wollte mit dir reden«, antwortete er nach einem tiefen Atemzug, als sie auf dem Weg zur Tür an ihm vorbeiging.
    Sie blickte sich um. »Um mir etwas zu erklären?«
    Sean verneinte und versank in ihrem verurteilenden Blick. Es war nicht weniger, als er verdient hatte. Er war mit Lügen zu ihr gekommen und konnte nicht einmal behaupten, von nun an nicht mehr zu lügen. Er würde tun, was immer nötig war.
    »Es gibt

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