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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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nicht viele Möglichkeiten, jemandem zu erklären, dass alle deinen Vater für einen Mörder halten«, sagte er. »Im Allgemeinen vermeide ich es deswegen auch lieber ganz.«
    Er hatte spöttisch klingen wollen, kühl und ungerührt von der Schande, die ihn Tag für Tag begleitete. Aber irgendwie hatte sie ihn mit diesem grimmigen Blick eingefangen und zwang ihn jetzt auch noch in die Knie.
    »Es tut mir leid«, versicherte er.
    Ihr Gesicht verriet Verwirrung, aber auch jähen, scharfen Zorn. »Es tut dir leid«, wiederholte sie. »Das mit deinem Vater?«
    Sean nickte.
    »Und das ist alles?«
    Er wusste nicht, was sie sonst noch wollte, doch es war offensichtlich, dass sie mehr erwartete. Irgendein Geständnis, das er nicht bereit war abzulegen. Würde er je verstehen, wie Frauen tickten?
    Mit einem abfälligen kleinen Laut wandte sie sich ab, um ihre Haustür aufzuschließen. Sean, der ihren Rücken anstarrte, sah die steifen, aber zarten Linien ihrer Wirbelsäule, die sanften Rundungen unter der schwarzen Hose und die schlanken, wohlgeformten Beine, die sich darunter verbargen.
    Der größte Teil ihres Haares hatte sich gelöst und fiel ihr lockig auf die Schultern. Die gedämpften Braun- und Goldtöne und das leuchtende Rot dazwischen fingen das Licht der Sonne ein und glänzten wie ein mit Worten nicht zu beschreibender Schatz. Sean wollte ihr Haar berühren, um zu sehen, ob es sich so weich anfühlte, wie es aussah. Und er wollte seinen Mund auf ihre Haut drücken, das Salz an ihrem Nacken und ihre Hitze in sich aufnehmen und von ihrer Süße kosten.
    Als sie ihm nicht gleich die Tür vor der Nase zuschlug, folgte er ihr ins Haus und dachte, sie wollte ihn bestimmt an ihren verrückten Hund verfüttern. Stattdessen hob sie die Hündin jedoch auf und brachte das knurrende kleine Monster in den Hintergarten. Ohne Sean anzusehen, ging sie in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Flaschen Wasser heraus, von denen sie eine vor ihn hinstellte, bevor sie wieder ging. Sean hätte Bier bevorzugt, war aber schon froh und dankbar, dass sie ihm nicht die Flasche an den Kopf geworfen hatte. Auf der Abstellfläche der Küche hockend, schraubte sie ihre Flasche Wasser auf und trank die Hälfte in einem langen Zug, ohne den Blick auch nur sekundenlang von ihm abzuwenden.
    Heute Morgen hatte sie ihn auch beobachtet. Er hatte die Intensität, das widerstrebende Interesse in ihrem Blick gespürt. Ohne ein Wort zu sagen, hatte sie es geschafft, Schalter zu drücken, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie besaß. Als sie jetzt ihre Wasserflasche sinken ließ, fing er ihren Blick auf und hielt ihn einen langen Moment fest, wobei er nicht einmal die Hitze zu verbergen suchte, die sein Innerstes versengte.
    Vielleicht war es falsch. Verrückt auf jeden Fall. Aber es war eben nun mal da zwischen ihnen, dieses prickelnde erotische Bewusstsein. Er konnte den Funken auf sie überspringen sehen und hörte, wie sie scharf den Atem einzog. Und dann atmete sie wieder aus und verengte dabei die Augen. Sie wartete also noch immer, erwartete nach wie vor noch etwas von ihm, von dem er nicht recht wusste, was es war.
    Er könnte ihr die hässliche Geschichte seiner Familie erzählen, von der Wut und Scham sprechen, die ihn überfiel, wann immer er an seinen Vater dachte, aber er hatte
    nicht den Mut, das Thema anzuschneiden. Noch nicht. Nicht, bevor es nicht mehr anders ging.
    Obwohl er wusste, dass dies nicht der richtige Ort war, um zu beginnen, sagte er leise: »Meine Großmutter ... sieht ... sieht Dinge.«
    Diese unklare Feststellung erzeugte keine Reaktion bei Danni. Sie nippte weiter an ihrem Wasser und antwortete nicht. Aber sie hörte zu.
    »Wir sind abergläubisch, wir Iren. Die Hälfte der Stadt hat Angst vor ihr. Die andere Hälfte glaubt, sie verfüge über magische Kräfte und könnte ändern, was sie sieht.«
    »Kann sie es?«
    Dannis Frage verblüffte ihn. Natürlich konnte Nana das nicht. Er schüttelte den Kopf.
    »Was sieht sie denn?«
    Ihre Worte waren frei von Groll, aber sie enthielten etwas anderes, bei dem sich ihm die Nackenhaare sträubten. Sie überraschte ihn, die Frage. Nein, sie beunruhigte und besorgte ihn.
    »Sie hat dich gesehen«, erwiderte er leise.
    In der Küche war es nicht sehr hell, da die Fenster von uralten Bäumen vor dem Haus beschattet wurden. Aber Sean hatte den Eindruck, dass Danni erblasste.
    »Sie hat dich gesehen, seit du ein kleines Mädchen warst.«
    »Und wie sieht

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