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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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ausgelöst. Er sprach es nicht aus. »Also was wusste er?«
    »Mehr als ich, nehme ich an. Er war Russe, damit geht es schon los. Er wusste, wo das Geld herkam. Oder ein Teil davon.«
    »Genug, um ihn zu einer Gefahr werden zu lassen?«
    »Dmitri war viel zu klug, um eine Gefahr für diese Leute zu sein. Er tat alles, was er konnte, um Konstantin das zu zeigen. Ich dachte, er glaubt ihm.«
    Webster wartete ein oder zwei Sekunden. Seine Finger trommelten auf die Tischplatte, sein Fuß klopfte auf den Boden. Sein nächster Zug war nicht ohne Risiko, da es immer noch sein konnte, dass Lock auf Malins Geheiß hier war. Doch Lock, mit den dunklen Tränensäcken unter den Augen und der Angst im Gesicht, Lock brauchte ihn, dachte Webster.
    Es gab etwas, das er zuerst klären musste. Er schaute Lock in die Augen. »Sagen Sie mir – erinnern Sie sich an einen Artikel über Faringdon? Vor zehn Jahren. Auf Englisch. Der einzige eigentlich, den es gab. Darin stand, dass Sie Dinge für den russischen Staat kaufen.«
    Lock runzelte die Stirn, als würde er seine Erinnerung durchsuchen. »Nein. Da gab es nie etwas. Nicht, bis Sie angefangen haben.«
    »Er war von einer Freundin. Einer Russin.«
    »Nein.« Lock schüttelte den Kopf. »Ich würde mich daran erinnern. Ist es wichtig?«
    Lock war kein Schauspieler. Sein Gesicht war leer; es sagte ihm nichts.
    »Wahrscheinlich nicht.« Es war seltsam, wie eine einzige
Information plötzlich einen Menschen entschlüsseln konnte. In diesem Moment verstand Webster, dass Lock nicht zu der Sorte Mensch gehörte, der man Dinge erzählt, sondern dass er eine Funktion erfüllte. Ein Standardbauteil in einem komplexeren Mechanismus. Diese Erkenntnis befreite ihn. »Ich habe Nina Gerstman besucht.«
    Lock lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »War das nicht unpassend?«
    Webster zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich könnte ihr helfen. Sie glaubt, dass es Malin war.«
    »Natürlich war es Malin. Wie hilft uns das weiter?«
    »Vielleicht können wir beweisen, dass er es war.« Lock wartete darauf, dass Webster weitersprach. »Ich glaube, Dmitri hatte eine Art Akte über Malin. Und jemand hat seine Wohnung durchsucht, eine Woche oder so, bevor er starb. Prock erwähnte es, er dachte wohl nicht, dass ich es verstehen könnte. Kennen Sie Prock?«
    Lock schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Dmitris Partner. Ein ungleiches Paar.« Er machte eine Pause. »Vielleicht würde sie Ihnen das Material zeigen.«
    »Nina?«
    »Ja.«
    »Warum sollte sie es mir zeigen?«
    »Weil Sie der Mann sind, der den Mörder ihres Mannes zu Fall bringen kann. Weil Dmitri Sie mochte.«
    Lock seufzte, atmete durch Mund und Nase aus. »Sind Sie sicher, dass es dort etwas gibt?«
    »Ich glaube schon. Etwas, das Malin gefährlich werden kann. Sonst ergibt das alles keinen Sinn.«
    »Und wenn es nichts gibt?«
    »Dann wird trotzdem jeder mit Ihnen reden wollen, Sie
werden einfach weniger zu erzählen haben. Sie können nach Russland zurückgehen oder mit dem FBI reden. Ich werde Ihnen helfen.«
    Lock dachte einen Moment lang nach. »Ist sie in Berlin?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Ich gehe also hin, sie gibt mir diese Akte, diese Information, was immer es ist, und dann komme ich zurück. Was bringt mir das?«
    »Es macht Sie wertvoll. Ganz einfach. Du lieber Himmel, Sie können es Malin aushändigen, wenn Sie wollen, und er wird Ihnen den Kopf tätscheln und Sie wieder liebhaben. Vielleicht dürfen Sie danach frei herumlaufen. Wenn es das ist, was Sie wollen. Ansonsten ist es der Unterschied zwischen Malin festnageln zu wollen und es auch wirklich zu tun.«
    »Das wird nie passieren. Das passiert nie.«
    »Es passiert. Ich habe es schon erlebt. Und Sie sind der Einzige, der es tun kann.«
    »Und Sie machen sich keine Sorgen, dass ich abhaue?«
    »Ich kann Sie nicht kontrollieren. Aber wenn Sie es tun, weiß ich, dass Sie etwas haben.«
    Lock seufzte wieder, schaute sich im Raum um, blickte zu den Standbesitzern hinüber, die zum Mittagessen hereinkamen.
    »Ich bin nicht besonders gut in diesen Dingen.«
    »Welchen Dingen?«
    »Ich bin kein Geheimagent. Ich habe es in Moskau versucht und habe es vermasselt. Ich habe kein Talent für Täuschungen.« Er lachte ein kaltes Lachen. »Eigentlich witzig. Angesichts der Umstände.«
    »Ich bin ziemlich gut darin. Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
Dort in Enzos Café entwarf Webster seinen Plan, schrieb und skizzierte, legte sein Notizbuch schräg auf den Tisch, damit Lock es

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