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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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brauche daher ein Offshore-Unternehmen, das fähig wäre, in Russland Investitionen zu tätigen. Dazu sei auch ein Offshore-Konto nötig, auf das Zahlungen erfolgen könnten. Dieses erste Unternehmen trug den Namen Spirecrest Holdings. Es war inzwischen aufgelöst worden, es hatte sich als ein kleiner Fehler erwiesen. Schnell war es durch ein zypriotisches Unternehmen namens Arctec Holdings ersetzt worden, das eine Zeit lang genau das tat, was Malin wollte: Geld aus Russland floss hinein und wurde dann zurück nach Russland geschleust, wo es in kleine unabhängige Gasproduzenten und Hersteller von Ölfördertechnik investiert wurde.

    Kesler wollte wissen, woher das Geld kam. Lock erklärte ihm, dass er es am Anfang wirklich nicht gewusst hatte. Er sah nur die Zahlungen eingehen. Sein Job war es nicht, darüber nachzudenken, wo das Geld gemacht wurde, sondern einfach, es weiterzuleiten und sicherzustellen, dass es nicht die Aufmerksamkeit der Steuerbehörden – oder jemand anderes – erregte. Die Zahlungen erfolgten manchmal bar (in den Zeiten, wo Cash kein Problem war) und stammten manchmal von anderen Offshore-Unternehmen, manchmal auch von durchaus seriösen Unternehmen aus dem Westen, doch in jedem dieser Fälle konnte Lock über die genaue Herkunft nur Vermutungen anstellen.
    Arctec hatte die denkbar einfachste Struktur gehabt. Das Unternehmen hatte wenige Vermögenswerte – hauptsächlich Bargeld, das sicher auf einem Schweizer Konto verwahrt war – und gehörte einer Liechtensteiner Anstalt, einem besonders undurchdringlichen Unternehmenstypus, der seinerseits einem Liechtensteiner Trust gehörte: Longway Trust, dessen Begünstigter nicht genannt wurde. Jeder Steuerfahnder oder Ermittler, der versuchte herauszufinden, wem Arctec gehörte, gelangte mit Glück bis Liechtenstein, stieß dort aber auf eine undurchdringliche Mauer mitteleuropäischer Diskretion.
    Über Arctec zu sprechen, hätte allerhöchstens einen Vormittag in Anspruch genommen. Inzwischen aber war die ganze Sache sehr viel komplizierter geworden. Es war eine eigene Welt. Faringdon Holdings, das genau im Zentrum lag, hatte Anteile an mehr als vierzig verschiedenen Firmen in Russland und seinen Nachbarländern. Darüber stand ein Konsortium von neun Anteilseignern, von denen jeder einen etwa gleich großen Anteil hielt. Diese Gesellschafter
waren Unternehmen, die auf den Britischen Virgin Islands, den Cayman Islands, in Malta, in Gibraltar und anderswo registriert waren. Lock hatte jedes dieser Unternehmen gegründet, und jedes davon hatte wiederum eigene Gesellschafter an vielen verschiedenen Orten. Und über allem gab es noch eine weitere Ebene, jedes Unternehmen sorgfältig von Lock eingerichtet. Zeichnete man das Ganze, ähnelte es etwa einer Sanduhr. Schließlich, wenn man den Eindruck gewonnen hatte, als würde es nie ein Ende nehmen, lief alles in der dünnen Höhenluft des Schemas wieder zusammen – in der einzigen Konstante, dem undurchdringlichen Trust, den Lock vor fast fünf Jahren gegründet hatte: Longway. Eine Art Finale.
    Kesler und Lock gingen jedes Unternehmen in diesem Schema durch. Griffin hatte irgendwann einmal gezählt und verkündet, es seien dreiundachtzig. (Das waren nur die aktiven – die Dutzenden weiteren, die ihre Pflicht getan hatten und ausrangiert worden waren, ignorierten sie einstweilen.) Jedes hatte ein von Lock eingerichtetes Bankkonto. Jedes hatte seine Direktoren, die Lock hatte finden müssen. Jedes erforderte, dass seine Gebühren jährlich beim örtlichen Handelsregister gezahlt wurden; Lock schätzte, dass die jährlichen Ausgaben eine Million Dollar deutlich überstiegen. Die meisten hatten eine Geschichte, die kennenzulernen Kesler entschlossen war.
    So ging es weiter. Als sie sich systematisch von der Mitte der Sanduhr bis ganz nach oben und dann wieder nach unten gearbeitet hatten, schickte Kesler seine Kollegen erneut nach draußen und wandte sich den drei Fragen zu, die ihn am meisten zu beschäftigen schienen.
    »Also, Richard, woher bekommt Malin sein Geld?«

    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, im Ministerium verdient er – was? Tausend Dollar im Monat? Das erklärt nicht seinen Lebensstil. Woher bekommt er Cash?«
    Lock schaute hinab auf seine Hände und dann wieder auf Kesler. »Es gibt zwei russische Beratungsfirmen, die Dienstleistungen für Unternehmen in der Gruppe anbieten. Sie leihen ihm manchmal Geld.«
    »Das soll alles sein?«
    »Die Unternehmen, um die ich mich kümmere, zahlen

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