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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Pereulok ein, seine Straße. Vor seiner Haustür hielten sie an. Der blonde Mann stieg aus dem Auto und öffnete Locks Tür. Misstrauisch stieg Lock ebenfalls aus, während der blonde Mann seinen Koffer holte.
    »Was machen wir hier?«, fragte Lock.
    »Wir bringen Sie nach Hause. Das ist alles.«
    Lock ging bis zum Gebäude, zog seinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. In der Lobby drückte er auf den Aufzugknopf. Der blonde Mann stellte sich neben ihn und starrte, während sie warteten, unverwandt auf die Aufzugtür.
    Locks Wohnung lag im fünften Stock. Er nahm seinen Schlüssel, öffnete die drei Sicherheitsschlösser und ging hinein. Der blonde Mann folgte ihm und stellte den Koffer im Flur ab.
    »Danke«, sagte Lock.
    Der blonde Mann sagte nichts und ging.
    Lock zog seinen Mantel aus, warf ihn über einen Stuhl und betrat die Küche. Er hatte Gin, aber keinen Tonic. Im Eisfach gab es Wodka. Er goss fünf Zentimeter in ein Wasserglas
und trank es in einem Zug. Es fühlte sich wie Licht an, kühl und gleichzeitig warm in seiner Kehle.
    Er schloss die Augen und schüttelte sich. Er hatte keine Ahnung, was hier geschah. War Andrej einfach nur krank? Von all den haarsträubenden Möglichkeiten, die ihm durch den Kopf schossen, war dies absurderweise eine der plausibelsten. Er ging ins Wohnzimmer, das zur Straße hin die ganze Länge seiner Wohnung einnahm, und schaute aus dem Fenster. Der BMW stand noch da, parkte genau vor der Tür. Wahrscheinlich wartete er, um ihn ins Ministerium zu fahren, vielleicht in einer Stunde oder so. Soweit Lock sehen konnte, war nur der Fahrersitz besetzt. Er schaute eine Weile hinunter. Der Armeeveteran in Winter-Tarnkleidung, der die Parkplätze vor dem Gebäude beaufsichtigte, ließ das Auto in Ruhe. Zwei oder drei Minuten vergingen.
    Dann ergriff ein eisiger Gedanke von Lock Besitz. Er ging zu seiner Wohnungstür und schaute durch den Spion. Niemand zu sehen. Er öffnete die Tür und blickte in den Flur hinaus, und dort stand, rechts von seiner Tür mit verschränkten Armen, den durchgedrückten Rücken an die Wand gelehnt, der Blonde. Jetzt wusste Lock Bescheid.
    »Was machen Sie?«, fragte er.
    »Ich warte auf Sie.«
    Er musste nichts mehr fragen. Er schloss die Tür, ging, um sich einen weiteren Drink einzugießen, und setzte sich an den Küchentisch. Man hatte ihn unter Hausarrest gestellt.
    Das war die logische Annahme. Wenn sie ihn erschießen wollten, dann hätten sie das inzwischen getan.
    Es gab verschiedene Arten von Hausarrest. Bei manchen war es einem erlaubt, unter enger Bewachung auszugehen; bei anderen durfte man gar nicht ausgehen. In manchen Fällen
war er unbefristet, in anderen gab es ein klar definiertes Ende. Wie viel Zeit hatten die Romanows gehabt? Ein Jahr? Ein bisschen mehr?
    Zwanzig Minuten lang saß er dort, dachte nach und trank. Dann klingelte es an der Tür. Wieder ging er zum Spion. Ein großer Mann im Anzug stand davor, durch die optische Verzerrung der Linse sah er noch rundlicher aus als sonst. Malin war noch nie in seiner Wohnung gewesen. Lock öffnete die Tür.
    »Richard.«
    »Konstantin.«
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Natürlich, natürlich.«
    Malin folgte Lock ins Wohnzimmer.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Lock.
    »Nein, danke.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Malin setzte sich in den einzigen Sessel, in dem Lock normalerweise saß, wenn er fernsah. Der Raum war spärlich möbliert; dies war kein Zuhause. Lock saß auf dem Sofa und versuchte, entspannt zu wirken.
    Ein oder zwei Sekunden lang schaute Malin Lock nur an, und wie immer war es Lock unmöglich, in seinem Gesicht zu lesen. Es hatte keinen Ausdruck. Ihm erschienen diese Augen leer und scharf zugleich. Waren sie immer so gewesen? Waren das die Augen, die ihn vor so langer Zeit verführt hatten?
    »Wie lief es in Paris?«, fragte Malin endlich.
    »Schlechter als erhofft. Sie haben es sicher schon gehört.«
    Malin nickte langsam dreimal, wobei er Lock nicht aus
den Augen ließ. Dann holte er langsam und bedächtig tief Luft, atmete durch die Nase aus und griff in seine Jackentasche nach seinen Zigaretten, einer russischen Marke. Er nahm eine aus der Verpackung, zündete sie mit einem Plastikfeuerzeug an und ließ den gesamten Rauch aus der Lunge entweichen, bevor er zu reden begann.
    »Ich dachte, Kesler hätte Sie gecoacht.«
    »Das hat er.«
    »Dann war es also Ihr Fehler?«
    Lock antwortete nicht. Er versuchte, Malins Blick standzuhalten. Malin

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