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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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weiß es nicht.» Trankow sah auf die Uhr. «Fast neun. Wahrscheinlich haben sie schon gegessen.»
    Mist. Ich hätte gern am Esstisch Bekanntschaft mit Usko Syrjänen geschlossen, denn eine gemeinsame Mahlzeit wirkte verbindend und schuf eine Atmosphäre des Vertrauens. Aber ich musste mich der Situation anpassen. Ich beschloss, mich für das Abendessen umzuziehen, und streifte die dünne geblümte Tunika über, die so tief ausgeschnitten war, dass die Spitzen meines Büstenhalters zu sehen waren. Dazu legte ich die mit Türkisen geschmückten Ohrringe an, die Monika mir aus Afrika mitgebracht hatte. Die hochhackigen, knielangen, violetten Stiefel waren aus so dünnem Leder, dass man im Freien nicht allzu weit darin laufen konnte, aber für drinnen waren sie gerade richtig. Trankow tauschte seinen weißen Kittel gegen eine graue Strickjacke mit Reißverschluss. An den Farbflecken auf seiner weißen Jeans schien er sich nicht zu stören.
    Ich nahm meine Handtasche mit. Trankow hakte mich unter, als wir durch den hell erleuchteten Garten gingen.
    Im Hauptgebäude hatte ich bisher nur den Flur, die Küche und die an das Wohnzimmer angrenzende Essecke gesehen. Auch diesmal wurde ich zuerst in die Küche geführt. Dort roch es nach Käse.
    «Hanna?», rief Trankow und klopfte an eine Tür am Ende des Küchentrakts. Eine gut vierzigjährige Frau mit einem Dutt und einer rot-weiß gestreiften Schürze spähte heraus. Trankow küsste auch sie auf beide Wangen.
    «Können wir noch etwas zu essen bekommen?», fragte er wie ein kleiner Junge. «Haben Usko und Julia schon gegessen?»
    «Schon vor zwei Stunden. Jetzt sehen sie sich einen Film an. Sie wollten Fondue. Mögt ihr auch davon? Es dauert eine Weile, bis der Käse geschmolzen ist, aber ihr könnt vorher einen Salat haben.» Während die Frau sprach, sah sie mich unverwandt an und schien mich auf Anhieb als leicht zu haben einzustufen. Es war mir gleichgültig.
    «Das ist Hilja. Sie hat mir Modell gestanden. Wann darf ich dich malen, Hanna?» Trankow flirtete ungehemmt mit der Haushälterin, und ich sah ihr an, dass es ihr gefiel.
    «Wenn die Hölle zufriert», sagte sie flapsig.
    «Sie ist längst zugefroren. Vergiss nicht, dass ich aus Sibirien stamme.»
    Hätte Hanna ein Putztuch oder einen Staubwedel in der Hand gehabt, wäre sie Trankow vermutlich damit durchs Gesicht gefahren. So aber begnügte sie sich damit, an uns vorbei in die Küche zu stiefeln, wobei sie im Dialekt von Tampere vor sich hin murmelte.
    «Komm, wir gehen Usko und Julia guten Abend sagen», schlug Trankow vor, und obwohl ich mich viel lieber über Hannas Salat hergemacht hätte, folgte ich ihm. Er nahm mich an der Hand und zog mich durch das riesige Wohnzimmer. Dort brannten nur ein paar schwache Lampen, doch dafür waren der Garten und das Ufer taghell beleuchtet. Syrjänen – oder vielmehr der Besitzer des Hauses – schien noch nie vom Klimawandel gehört zu haben.
    Hinter einer Tür am anderen Ende des Wohnzimmers fielen Schüsse, Frauen kreischten. Trankow klopfte an und zog mich mit sich in den Raum.
    «Wir wollten nur guten Abend sagen.» Sein Englisch hatte plötzlich einen viel stärkeren russischen Akzent als zuvor. «Das ist Hilja.»
    Das Zimmer beherbergte ein voll ausgestattetes Heimkino, dessen Bildschirm fast zu groß war. Der Western schien aus den 1950 er Jahren zu stammen. Syrjänen, der in einem Lehnsessel saß, erhob sich höflich und gab mir die Hand, während die Frau auf dem Sofa liegen blieb. Sie war so groß wie ich, aber völlig anders proportioniert, sie schien nur aus Beinen und Brüsten zu bestehen. Die Körbchengröße D war garantiert das Werk eines Schönheitschirurgen, ebenso die pralle Fülle der Lippen. Die Haare fielen ihr wie eine schwarze Flut über den Rücken, und das Make-up, das sie trug, hätte mir für einen ganzen Monat gereicht.
    «Syrjänen. Für Juris Freunde einfach Usko.» Syrjänens Herzlichkeit war so gut trainiert, dass sie beinahe echt wirkte. «Macht die Kunst Fortschritte?»
    Statt zu antworten, wurde Trankow rot und sagte auf Russisch etwas zu Julia. Sie zuckte die Achseln und antwortete
nje chotschit
, keine Lust, woraufhin Trankow noch mehr errötete.
    «Ein Glück, dass ich Juri als Dolmetscher habe, denn Fremdsprachen liegen mir nicht so. Ich habe nur die mittlere Reife gemacht, aber man kann es auch ohne Abitur weit bringen. Bist du ein professionelles Modell?»
    «Nein, ich arbeite in einem Restaurant.»
    Die Minister hatten ihrem

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