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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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meiner Eltern. Am liebsten hätte ich laut geschrien. Ich bremste, da der Wagen vor uns überraschend nach links blinkte, und der Dacia wäre beinahe ins Schleudern gekommen. Trankow murmelte wieder etwas auf Russisch, vielleicht ein Gebet.
    «Wohin soll ich dich bringen?», fragte ich, als ich das Fahrzeug wieder unter Kontrolle hatte.
    «Mein Wagen steht am Bahnhof von Kirkkonummi. Rytkönen hat mich dort abgeholt.»
    «Kannst du fahren?»
    Trankow gab keine Antwort, er weinte wieder. Ein Krankenwagen kam uns mit Sirenengeheul entgegen, bald darauf folgte ihm ein Streifenwagen. Es schneite so heftig, dass ich mir um die Fußabdrücke beim Tanzboden keine Sorgen zu machen brauchte.
    Wir fanden Trankows Jaguar auf dem Parkplatz am Bahnhof. Ich überlegte, ob man mir unterlassene Hilfeleistung vorwerfen konnte, weil ich Juri anwies, umzusteigen und nach Hause zu fahren. Natürlich wusste ich, was das beste Heilmittel gegen den Tod war, aber Trankow hätte im Bett bestimmt nichts zustande gebracht, und ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich ihn noch wollte. Ich bugsierte ihn auf den Fahrersitz und achtete darauf, dass er sich anschnallte. Dann küsste ich ihn und versicherte ihm, alles würde sich einrenken und Rytkönen könne ihn nun nicht mehr zu illegalen Handlungen zwingen.
    Als Trankow endlich abfuhr, war ich mit meiner Kraft am Ende. Ich schaffte es kaum, die Tür des Dacia zu öffnen, und als ich im Wagen saß, überfiel mich ein Zittern, das nicht aufhören wollte, obwohl ich die Heizung voll aufdrehte. Ich hatte kein Mitleid mit Rytkönen, wusste aber, dass ich bis an mein Lebensende nicht vergessen würde, wie idiotisch Laitio und ich gehandelt hatten. In Rytkönens Spiel war die Welt das Spielbrett, während wir unsere Hütchen nur auf Provinzebene verschoben.
     
    Ich war den ganzen Dienstag über in Alarmzustand und blickte zigmal in der Stunde auf mein Handy, doch Laitio ließ nichts von sich hören. Weder in den Medien noch im Intranet der Zentralkripo wurde die Schießerei in Kopparnäs erwähnt. Als hätte sie gar nicht stattgefunden. Laitio war offenbar ein Zauberkünstler. Dennoch hatte ich schlecht geschlafen und zuckte jedes Mal zusammen, wenn ich eine Polizeisirene hörte, sodass Jouni fragte, ob ich etwa mit seinem Dacia geblitzt worden sei. Da ich versprochen hatte, ihm mit Respekt zu begegnen, verzichtete ich darauf, ihm die Steckrübe, die ich in der Hand hielt, an den Kopf zu werfen.
    Laitio rief erst am Donnerstagmorgen an.
    «Schönen Gruß aus dem Krankenhaus. Man hat mir versprochen, mich zu Weihnachten nach Hause zu lassen.»
    Ich wollte schon eine unvorsichtige Bemerkung machen, da fiel mir ein, dass ich mich ja unwissend stellen musste. «Wieso bist du im Krankenhaus?», fragte ich gespielt erschrocken.
    «Ich habe eine kleine Schusswunde am Bein, und deswegen hat mein Herz Zicken gemacht. Der Blutdruck ist so hoch, dass er für drei Männer in meinem Alter reichen würde.»
    «Eine Schusswunde? Was ist denn passiert?»
    «Rytkönen hatte beschlossen, dass wir unsere Differenzen mit der Knarre beilegen. Eine ziemlich unangenehme Geschichte. Aber da er ja nicht mal die Polizeischule besucht hatte, konnte er nicht richtig zielen. Ich schon. Das gibt bestimmt noch einen höllischen Hickhack, es kann nicht ewig geheim gehalten werden. Kommst du mich besuchen, wenn ich im Knast lande?»
    «Ganz bestimmt.» Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
    «Du darfst aber auch in die Klinik kommen. Ich habe dir nämlich etwas zu erzählen. Über dem Trara mit Rytkönen hatte ich es ganz vergessen, aber wir können ja sagen, es ist eine Art Weihnachtsgeschenk.»
    «Kann ich morgen früh kommen? Jouni ruft mich schon wieder, ich soll Steckrüben schälen. Ich bin ihm noch etwas schuldig, weil er mir sein Auto geliehen hat.»
    «Bring Zigarren mit! Meine Alte sagt, ich muss mit dem Rauchen aufhören. Zum Teufel auch, lieber lass ich mich scheiden.»
     
    Am nächsten Tag betrat ich das beste Tabakgeschäft von Helsinki und kaufte zehn Zigarren von Laitios Lieblingssorte. Ich überlegte, ob sein Weihnachtsgeschenk David betraf und ob ich es überhaupt haben wollte.
    Laitio lag in einem hässlichen Schlafanzug im Krankenbett und sah alt aus. Irgendwer hatte seinen Schnurrbart merkwürdig kurz geschnitten. Immerhin lächelte er, als er mich erblickte.
    «Teppo! Was war das für eine Geschichte mit Rytkönen? In der Zeitung steht nichts davon.»
    «Nach Weihnachten wird bestimmt darüber

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