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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Es ist Hilja!»
    «Welche Hilja? Ach, Stahls Hure? Was kümmert dich das?»
    «Lass sie gehen, oder ich schieße!»
    «Idiot! Weißt du nicht mehr, auf wessen Seite du stehst?», schrie Rytkönen Trankow an. «Auf meiner!»
    «Nein! Ich wollte ein neues Leben beginnen und nicht mit dir Menschen töten. Lass die Waffe sinken, oder …» Ich sah, dass Trankow kurz die Augen schloss und sie dann wieder öffnete. Sein Gesicht war blutleer, als er Rytkönen in den Kopf schoss. Rytkönen hatte keine Überlebenschance. Ich schaffte es gerade noch, Laitio und mich vor dem herabsinkenden Körper wegzurollen. Ich weiß nicht, wer von uns am lautesten schrie. Vielleicht war ich es.
    Trankow fiel auf die Knie und brach in Tränen aus. Er murmelte etwas auf Russisch und ließ seine Waffe fallen. Ich kroch von Rytkönens Leiche fort, um nicht von seinem Blut befleckt zu werden. Dann zog ich auch Laitio zur Seite. Er war blass und atmete schwer. Ich wickelte ihm den senfbraunen Schal vom Hals und ging daran, die Blutung an seinem Oberschenkel zu stillen.

22
    Laitios Wunde war zum Glück nicht tief, die Kugel hatte nur die Haut aufgerissen. Nachdem ich sie verbunden hatte, wagte ich mich zu Rytkönen und fasste ihn am Handgelenk, fühlte aber durch meine Handschuhe hindurch keinen Puls. Die Gehirnmasse, die sich auf der Erde ausgebreitet hatte, verriet ohnehin, dass es mit ihm aus war. Ich zwang mich, den Umschlag mit den gefälschten Fotos aus seiner Tasche zu ziehen, und erschrak vor der Wärme, die sein Körper noch ausstrahlte. Es schneite heftiger, bald würde der Tote von Schnee bedeckt sein.
    Trankow kniete immer noch weinend im Schnee. Ich nahm die Pelzmütze und die Perücke vom Kopf und riss mir den Schnurrbart ab, obwohl es so weh tat, dass ich aufstöhnte. Dann ging ich zu Trankow und fasste ihn an der Schulter.
    «Juri …» Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    «Ich habe einen Menschen getötet. Jetzt komme ich ins Gefängnis.» Trankow hatte sich so weit gefangen, dass er wieder Englisch sprach. «Ich konnte nicht zulassen, dass er … Nicht dich.»
    Ich fragte mich, wer letzten Endes ins Gefängnis wandern würde. Trankow hatte Rytkönen erschossen, aber auch Laitio und ich steckten ziemlich in der Klemme. Vielleicht war meine nächste Adresse das Frauengefängnis in Hämeenlinna. Laitio wusste sicher, wie wir jetzt vorgehen mussten, er war schließlich Polizist. Natürlich kannte auch ich die Gesetze, aber es erschien mir ungeheuer schwer, sie zu befolgen.
    Ich ließ Trankow los und ging zu Laitio zurück. Er verzog das Gesicht, wirkte aber merkwürdig gut gelaunt. Stand er unter Schock?
    «Dass Rytkönen eine Schießerei anfängt, hätte ich ihm nicht zugetraut. Er war noch beschissener, als ich dachte. Bei dir alles in Ordnung, Mädchen?»
    «Ich hab nichts abgekriegt. Und wie geht’s dir?»
    «Mir ist ein bisschen schwindlig. Aber wir schaffen es schon. Hast du die Waffe von dem da?», fragte Laitio. «Hol sie mal her.»
    Ich schob Juris Waffe mit dem Fuß zu ihm hinüber, denn ich mochte sie nicht anfassen.
    «Und wo ist Rytkönens Kanone?»
    «Die liegt wahrscheinlich unter ihm.»
    «Da kann sie bleiben. Die Sache funktioniert auch so.»
    «Welche Sache?», fragte ich verwundert. Mir war kalt, ich setzte die Pelzmütze wieder auf.
    «Die Sache, die ich gerade plane. Hört mal gut zu, Kinder. Wenn hier jemand in die Bredouille gerät, dann ich. Bei der Zentralkripo wissen alle, wie mies das Verhältnis zwischen Rytkönen und mir war. So miserabel, dass es schließlich zu einem Feuergefecht gekommen ist. Ihr zwei seid nie hier gewesen. Ihr überlasst mir Trankows Waffe und geht eurer Wege.»
    «Was hast du vor?» Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was Laitio plante. «Das klappt nicht. Du hast keine Schmauchspuren von Juris Waffe. Die Ballistiker und sonstigen Experten merken sofort, dass du ihnen Lügen auftischst.»
    «Ich geb noch einen Schuss ab. Dann schlägt mir die Aufregung aufs Herz. In der Klinik habe ich Zeit, mir gescheite Erklärungen auszudenken, während ich so tue, als hätte ich das Gedächtnis verloren. Glaubst du, ich wäre unbedarft wie ein neugeborener Luchs? Für die Leitung der Zentralkripo ist die Geschichte wahnsinnig peinlich. Einer der aufsteigenden Stars entpuppt sich als Informant von Kriminellen.» Laitio verzog das Gesicht, als der Schmerz in seinem Bein erneut aufflammte. «Geht jetzt, Polizei und Krankenwagen rufe ich selbst. Aber den Leichenwagen für diesen Arsch

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