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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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werde ich nicht bestellen. Erzähl Trankow dasselbe auf Englisch. Ich muss mein Urteil über ihn wohl korrigieren. Steht dein Wagen nicht hier in der Nähe? Nimm Trankow mit und sag ihm, er soll die Schnauze halten. Ich gebe euch zwanzig Minuten Vorsprung. In der Zeit schafft ihr es bis Kirkkonummi.»
    «Aber die Spuren … und alles andere? Das geht auf keinen Fall durch!»
    «Unterschätz mich nicht, Mädchen. Nimm meine Knarre und deine eigene mit. Vernichte das hier und deine Aufzeichnung so schnell wie möglich.» Laitio gab mir die Videokamera, die er wie eine Stirnlampe an seiner Hutkrempe befestigt hatte. «Steck mir noch eine Zigarre an. Den Rest schaffe ich schon.»
    Ich nahm die Zigarrendose und Streichhölzer aus seiner Brusttasche, biss das Ende einer Zigarre ab und gab Laitio Feuer. Dann sah ich zu Trankow hinüber, der sich endlich erhoben hatte und nun schwankend im Schnee stand, als wäre er betrunken. Ich ging zu ihm und fasste ihn am Arm.
    «Gehen wir, Juri. Es ist vorbei.»
    Er sah mich ungläubig an.
    «Aber der Polizist …»
    «Laitio kümmert sich um alles. Mein Auto steht ganz in der Nähe. Komm schon.»
    Es war ein schlimmes Gefühl, den verwundeten Laitio allein mit der Leiche im Wald zurückzulassen. Was, wenn der Krankenwagen nicht sofort kam, wenn ich die Wunde nicht sorgfältig genug verbunden hatte und sie stark zu bluten begann? Doch mir blieb keine Wahl, als mich darauf zu verlassen, dass Laitio wusste, was er tat. Ich dachte daran, wie er sich zwischen mich und Rytkönens Waffe geschoben und mich mit seinem Körper geschützt hatte. Beinahe hätte ich kehrtgemacht.
    Doch ich tat es nicht, sondern gab Trankow das nicht ganz saubere Taschentuch, das ich in Reiskas Tasche fand, und sagte ihm, er solle aufhören zu flennen. Wir stapften über die verschneite Straße zu dem Dacia, der glücklicherweise ohne Muckser ansprang. Ich fuhr schweigend. Trankow hatte den Kopf an die Nackenstütze gelehnt und die Augen geschlossen. Wohin sollte ich ihn bringen? Wenn Syrjänen und seine Verlobte in Långvik waren, würden sie ihm sofort ansehen, wie verstört er war, und wenn ich ihn mit zu mir in die Yrjönkatu nahm, würde Monika mir Löcher in den Bauch fragen.
    «Juri, hör mir gut zu. Wenn du tust, was ich dir sage, geschieht dir nichts. Laitio nimmt die Schuld auf sich. Du warst überhaupt nicht in Kopparnäs. Laitio hat Rytkönen erschossen. Wir beide waren nicht dabei.»
    Meine Worte schienen ihn nicht zu erreichen. Ich wiederholte sie.
    «Kann man so etwas auch in Finnland tun?», fragte er schließlich.
    «Wir versuchen es.»
    «Hilja, ich habe das nicht gewollt! Rytkönen hat mich zur Zusammenarbeit gezwungen. Er hat gesagt, er würde mich wegen der Entführung von Helena Lehmusvuo ins Gefängnis bringen, wenn ich nicht mache, was er mir aufträgt. Und dabei wollte ich doch ein neues, anständiges Leben beginnen!»
    «Du hast also meine Bekanntschaft gesucht, um mir in Rytkönens Auftrag Informationen über David Stahl zu entlocken.»
    Trankow schloss erneut die Augen und seufzte. «Ich wollte mich an dir rächen, weil du mich in Bromarv besiegt hast. Aber die Rachsucht hat nicht lange vorgehalten. Es war besser für die Lehmusvuo, dass du sie Paskewitsch entrissen hast, das ist mir schnell klar geworden. Vielleicht habe ich es letzten Endes dir zu verdanken, dass ich die Chance zu einem neuen Leben bekam. Ich wollte dich wirklich malen, mit dir zusammen sein … Aber du liebst Stahl ja immer noch.»
    «Ach Juri, ich weiß es nicht. Spielt das eine Rolle? Du hast mir und Laitio das Leben gerettet, und dafür bin ich dir ewig dankbar.» Ich nahm die rechte Hand vom Lenkrad und zerzauste Juri die Haare, als wäre er mein kleiner Bruder. «Wann hast du eigentlich gemerkt, dass der Mann in Wahrheit ich war?»
    «Glaubst du, ich kenne dein Gesicht nicht? Ich bin Künstler, ich sehe den Knochenbau auch unter Schminke und Masken. Und ich konnte nicht zulassen, dass Rytkönen dich erschießt. Ich musste mich entscheiden, und nun bin ich ein Mörder.»
    Dem war nicht viel hinzuzufügen. In gewisser Weise war auch ich eine Mörderin, denn ich hatte mit Laitio einen Plan ausgeheckt, der zum Tod eines Menschen geführt hatte. Es war gleichgültig, wer letztlich abgedrückt hatte, schuldig waren wir alle. In meinen Adern floss das Blut meines Vaters, und ich war letzten Endes kein Stück besser als er. Ich betrachtete mich im Rückspiegel und sah Keijo Suurluotos Augen auf dem Hochzeitsfoto

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