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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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dachte, du würdest länger in der Toskana bleiben. Jedenfalls hatte ich deine Mail so verstanden.»
    «Es läuft nicht immer alles nach Plan. David hat sich mal wieder in Luft aufgelöst.»
    «Wie meinst du das?» Monika atmete ein und zuckte dabei zusammen, als hätte sie Schmerzen in der Lunge.
    Ich wusste nicht, was ich ihr erzählen konnte. Jedem Außenstehenden musste mein Verhalten verantwortungslos und unvernünftig erscheinen. Vielleicht war es besser, mich zuerst mit den Behörden in Verbindung zu setzen – oder mit einem bestimmten Beamten. Ich konnte Davids Verschwinden schließlich nicht auf sich beruhen lassen.
    «David hat sich einfach abgesetzt. Der Boden brennt ihm die ganze Zeit unter den Füßen. Er wollte mir nicht verraten, wer hinter ihm her ist.» Ich hatte nicht gewagt, Monika am Telefon oder in meinen Mails die ganze Wahrheit über Davids Aktionen zu berichten, denn solche Mitteilungen konnten allzu leicht in falsche Hände geraten. Zu Weihnachten hatte ich ihr ein Päckchen geschickt, in dem ich einen Brief versteckt hatte. Darin hatte ich in groben Zügen erklärt, was David trieb, natürlich ohne seinen Namen zu nennen. «Es lohnt sich nicht, über David zu reden, Worte ändern nichts an der Tatsache, dass er mir letztlich nicht vertraut. Was ist mit dir? Was hat dich nach Finnland zurückgebracht?»
    Monika stand mühsam auf, als seien ihre Bauchmuskeln völlig kraftlos.
    «Der Tee hat wohl lange genug gezogen. Einen Moment.» Ihre Sandalen schleiften über die zahlreichen Teppiche. Auf dem Parkettboden im Flur klang das Geräusch noch gespenstischer, als wäre sie über das Holz gerutscht. Hätte ich ihr Hilfe anbieten sollen? Weiter weg, offenbar in der Küche, polterte es. Irgendetwas war heruntergefallen, anscheinend aber nicht zerbrochen. Kurz darauf kam Monika mit einem Tablett ins Wohnzimmer. Darauf standen nur eine Kanne, zwei Tassen mit Untertassen, ein Honigglas und ein Teller mit Keksen, doch sie schleppte daran, als wiege es zwanzig Kilo. Ich stand auf, nahm ihr das Tablett ab und stellte es auf den Sofatisch. Monikas Arme zitterten vor Anstrengung.
    «Jetzt sag mir endlich, was dir fehlt!»
    Monika lächelte traurig.
    «Das würde ich gern tun, wenn ich es könnte. Niemand weiß es. Die Ärzte in Maputo meinten zuerst, es sei eine Darminfektion. Es fing damit an, dass ich keine Speisen bei mir behalten konnte. Dann kamen Anfälle von Muskelschwäche dazu. Ich bin nach Finnland gekommen, um mich gründlich untersuchen zu lassen. Es ist mir schwergefallen, die Küche im Stich zu lassen, aber Joau hat versprochen, meine Arbeit fortzusetzen, selbst wenn ich nie mehr zurückkehren sollte.»
    «Joau?» Monika hatte den Mann am Telefon und in ihren Mails gelegentlich erwähnt, und ich hatte angenommen, er sei ihr Liebhaber.
    «Ja.» Das traurige Lächeln kehrte zurück. «Mein Geschäftspartner. Ein vierzigjähriger Katholik, der in Maputo eine Frau und fünf Kinder hat. Das hat uns natürlich nicht daran gehindert, uns auf ein Verhältnis einzulassen. Vielleicht bin ich an Joau erkrankt. Ich wusste, dass aus unserer Beziehung nie mehr werden kann. Mein Herz und mein Verstand konnten mich aber nicht von diesem Mann losreißen, also ist mein Körper zusammengebrochen und hat mich gezwungen zu gehen. Vielleicht werde ich wieder gesund, wenn Tausende von Kilometern zwischen uns liegen.»
    Monikas Arme zitterten nicht mehr. Sie beugte sich vor und goss den Tee ein. Das Rot des Rooibos glühte wie die Savanne, der Duft versprach Entspannung.
    «Wir haben kein Glück mit den Männern», stellte ich fest. «Können die Ärzte wenigstens sagen, ob dein Zustand irgendwie … gefährlich ist?»
    «Ich habe morgen den ersten Termin. Weißt du, ich habe Privatärzte immer abgelehnt. Es ist falsch, dass sich die Qualität der medizinischen Versorgung nach dem Geldbeutel richtet. Aber wenn es ernst wird, lasse ich meinen Idealismus sausen und gehe brav in die Privatklinik.» Monika hob die Teetasse an die blutleeren Lippen und trank einen Schluck, bevor sie fortfuhr. «Allerdings habe ich nicht vor, müßig dazusitzen und auf das Urteil der Ärzte zu warten. Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen. Ich habe mich schon von Mosambik aus nach Restaurants umgehört, die zum Verkauf stehen. Ich will das Chez Monique neu gründen. Während meiner Abwesenheit sind biologische und regionale Kost so trendig geworden, dass es genug Nachfrage geben wird. Ich überlege mir nämlich, wie ich die Küche

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