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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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wirst du arbeiten?»
    «In der Gastronomie.»
    «Hoffentlich als Türsteherin. In dem Job darf man bärbeißig sein, solange man nicht gewalttätig wird. Zur Kellnerin taugst du nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass du einem widerwärtigen Gast Bier oder Tomatensoße auf den Kopf kippen würdest. Und eine besonders gute Köchin bist du wohl auch nicht.»
    Ich seufzte. Auf Smalltalk mit Laitio hatte ich keine Lust. Dennoch erzählte ich ihm von Monika und ihren Plänen.
    «So, so. Ich wette um eine Kiste Zigarren, dass du Stahl, wenn er wieder von sich hören lässt, wer weiß wohin folgst, notfalls sogar bis nach Amboland. Aber das existiert ja auch nicht mehr. Ich habe schon im Juni Urlaub, und Caruso hat mich eingeladen, die Kunstschätze von Florenz zu besichtigen. Lago di Scanno soll auch sehr schön sein. Wir wollen einen Abstecher dorthin machen. Womöglich ist Carlo Dolfini dann schon aus Übersee zurückgekehrt.»
    «Das bezweifle ich. Aber vielleicht findet ihr Frau Dolfini.»
    «Caruso versucht jedenfalls, sich über diesen Dolfini zu informieren. Ich nehme dich ernst, wie du siehst.»
    Das Maunzen der Katze war unterdessen immer lauter geworden.
    «Koch will Krabben. Ich muss ihm welche geben, sonst pinkelt er mir wieder in die Schuhe. Halt die Ohren steif!» Damit unterbrach Laitio die Verbindung.
    Ich trank von meinem Tee. Er war schwarz und süß, genau die Art Tee, die nach Ansicht der Briten gegen alles half, vom Schock bis zum Liebeskummer. Bei mir schien er nicht zu wirken; vielleicht sollte ich es mit finnischem Wodka versuchen. Seit meiner Zeit in New York bevorzugte ich allerdings Tequila.
    Hatte David Dolfini – falls es sich bei dem Toten überhaupt um Dolfini handelte – tatsächlich ermordet und die Leiche für mich zurückgelassen? Was hätte ich seiner Meinung nach tun sollen? Wer hatte Davids Sachen geholt? Bruder Gianni hatte ihm die Wohnung besorgt, kannte also den Vermieter. Sollte ich mich noch einmal mit dem Mönch in Verbindung setzen? Aber wahrscheinlich war er auch jetzt nicht bereit zu reden. Geistliche waren wohl in jeder Hinsicht diszipliniert, lebten enthaltsam und peitschten sich aus, das hatte ich jedenfalls gelesen. Also würde ich mit körperlichen oder psychischen Drohungen keinen Eindruck auf Bruder Gianni machen, der obendrein ein Expolizist war. Warum hatte er diesen Beruf eigentlich aufgegeben?
    Ich nahm Syrjänens Papiere aus dem Rucksack, sie flatterten im Wind. Sollte ich mich als Nächstes mit Syrjänen in Verbindung setzen? Es war allgemein bekannt, dass er eine Schwäche für Frauen hatte, Frauen jeden Typs, jeder Größe und jeden Alters. Seine bildhübsche russische Freundin wirkte möglicherweise als Bremse, aber Syrjänen liebte die Abwechslung. Sein Sexualleben an sich interessierte mich nicht, doch es war immer gut zu wissen, ob man jemandem im Bett Geheimnisse entlocken konnte. Mike Virtue hatte uns vor allem vor zwei Typen von Schützlingen gewarnt: vor Alkohol- und Drogenabhängigen und vor Sexsüchtigen. Diese Sklaven ihrer Lust waren tatsächlich Sklaven, die man zu fast allem bringen konnte, wenn man ihnen das versprach, wonach sie gierten. Mike selbst hatte natürlich über jeder Art von Abhängigkeit gestanden, auch wenn er mitunter scherzhaft über seine Fitnessmanie klagte, die allerdings eher eine Tugend war. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.
    Ich wanderte in Richtung Kvarnträsket. Der Frühling war so spät dran, dass ich nicht damit rechnete, schon Frühjahrslorcheln zu finden. Nach einer Weile erreichte ich die Lichtung, auf der ich David begegnet war. Vor meinem inneren Auge sah ich seine in einen Tarnanzug gekleidete Gestalt vor mir. Damals hatte ich mich gefragt, auf wessen Seite er stand. Danach hatte ich anderthalb Jahre lang geglaubt, es zu wissen, aber ich hatte mich getäuscht.
    Die Abdrücke auf dem feuchten Streifen am Seeufer erkannte ich sofort. Es waren nur etwa ein Dutzend, aber klar ausgeprägt: Hier war ein Luchs vorbeigelaufen. Als hätte jemand versucht, mir eine Botschaft zu übermitteln. Ich schluckte und wehrte den Gedanken ab. Natürlich gab es in Kopparnäs Luchse, aber mit mir hatten sie nichts zu tun, in keiner Weise. Vielleicht würde Syrjänen sie einfangen und zu Maskottchen seines Urlaubsparadieses machen.
    Den Zeitungs- und Internetartikeln zufolge war Syrjänen ein Mann, der nicht nur ungeheure Visionen hatte, sondern auch Geld und Energie genug, sie zu verwirklichen. Das mehr als fünfhundert

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