Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)
hier! Im Sans Nom! Helena Lehmusvuo hat ihn auch gesehen, gut, dass sie keine Panikattacke bekommen hat.»
«Der Teufel soll ihn holen, diesen Trankow!» Laitios Zigarre ging aus, und er hatte Schwierigkeiten, sie wieder anzuzünden, Ein Windstoß blies das Streichholz aus. Da ich für die Kerzen im Restaurant zuständig war, hatte ich ein Feuerzeug in der Tasche. Ich baute mich als Windschutz vor Laitio auf und gab ihm Feuer.
«Ich bin bis zur Sekretärin des Leiters der Polizeiabteilung vorgedrungen. Aber dann war Schluss. Warum sollte man uns einfachen Polizisten auch erklären, weshalb das Einreiseverbot und der Haftbefehl aufgehoben wurden?»
«Vielleicht solltest du Rytkönen danach fragen.»
«Glaubst du, von dem bekäme ich eine Antwort? Hat Trankow dich bedroht?»
«Indirekt.»
«Ich habe immer noch das Recht, Leute festzunehmen, die Mitbürger bedrohen. Sag mir sofort Bescheid, wenn so etwas vorfällt. Ich bring den Kerl hinter Gitter.»
An Laitios linker Augenbraue stand ein langes graues Haar hervor. Seine Tränensäcke hätten den klassischen Bleistifttest für weibliche Brüste nicht bestanden. Auf seiner Glatze saß eine unförmige Schirmmütze. Langsam gingen wir zum Vordereingang des Sans Nom. Wir verspürten beide keine Lust, die Zigarre aufzurauchen. Also drückten wir sie auf dem Asphalt aus, und Laitio legte die Stumpen in eine kleine Dose, die er zu diesem Zweck immer bei sich trug. Im Restaurant befanden sich nur noch rund dreißig Gäste und das fünfzehnköpfige Personal. Helena war bereits gegangen. Da in den Schüsseln nur noch Reste dümpelten, ging ich in die Küche. Ich war mir sicher, dass der Koch Jouni irgendwo noch ein Stück Speck hatte, und die Küchenregale waren gut gefüllt mit Bio-Eiern von der Hühnerfarm einer Bekannten von Monika.
«Hättest du eine Portion Eier mit Speck für einen hungrigen Bridge-Spieler?», fragte ich Jouni. Er war ein, zwei Jahre älter als ich und am ganzen Körper tätowiert, selbst auf der Glatze. Sogar ich hätte die Straßenseite gewechselt, wenn er mir im Dunkeln entgegengekommen wäre.
«Soll auch Knoblauch rein?»
«Alles, was dazugehört.» Ich warf einen Blick in den Raum, wo sich zu meiner Überraschung Laitio und Petter gefunden hatten. Petter servierte Laitio gerade auf eigene Faust ein Bier. Im Sans Nom gab es kein Bier vom Fass, und auch beim Flaschenbier war die Auswahl knapp, sie umfasste nur die Produkte von zwei kleinen Brauereien. Petter ging offenbar davon aus, dass Laitio wie er selbst dunkles Bier bevorzugte. Blonde Frauen und dunkles Bier, hatte er mir bis zum Überdruss vorgebetet.
Hier konnte ich ein gutes Leben führen. Ein Team, zu dem ich gehörte, ein gemeinsames Ziel. Freunde, Gefährten. In diesem Leben wäre kein Platz für unnütze Gefühle, für David Stahl oder andere Unruhestifter. Das beste Leben war eines, in dem nicht die Gefahr bestand, dass man zerbrach, ein Leben, in dem man nicht zu viel zu verlieren hatte. Schließlich konnte ich selbst wählen, wonach ich strebte. Ich würde der Vergangenheit nicht länger nachtrauern, sondern vorwärtsschreiten. Selbst wenn ich nie erfahren sollte, was mit David passiert war, würde ich mich nicht länger grämen. Ich hatte nie zuvor zugelassen, dass jemand mein Herz so in Aufruhr brachte wie David. Diesen Fehler konnte ich mir nicht noch einmal leisten.
Obwohl ich keine Kellnerin war, brachte ich das Essen an Laitios Tisch. Dann verriegelte ich die Eingangstür, über der eine Überwachungskamera angebracht war. Die zweite befand sich an der Hintertür, zwei weitere waren im Raum installiert. Monika hatte mir nicht erlaubt, auch in der Küche eine Kamera einzubauen, weil sie fürchtete, das Personal würde sich bespitzelt fühlen. Ein paar seltsam erscheinende Mitarbeiter hatte ich überprüft. Dabei hatte ich zwar nichts Verdächtiges gefunden, aber Gelegenheit macht Diebe.
Von Laitios Schnurrbart tropfte Fett, und er wirkte zufrieden. Sein Atem stank wie der eines Vampirjägers. Da meine Arbeit getan war, genehmigte ich mir ein Bier. Monika sah glücklich aus, aber auch ein wenig klapprig, als ob sie gleich ohnmächtig würde. Die Eröffnung des Restaurants glich einer Hochzeit: kein Abschluss, kein glückliches Ende à la «Sie bekamen einander», sondern der Beginn von etwas, dessen Ende man nicht voraussagen konnte.
Ich drängte Monika, ruhig schon zu gehen, und bat Petter, sie im Taxi nach Hause zu bringen. Ich würde alles abschließen. Gegen zwei Uhr
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