Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
Oder soll ich die Polizei rufen?»
    «Diese Veranstaltung ist doch für alle offen.»
    «Nicht für dich. Hau ab!»
    Trankow blieb ruhig. Er lächelte aufreizend.
    «Ich bin ein freier Mann in einem freien Land. Die Abgeordnete Lehmusvuo interessiert mich nicht mehr, denn die Entscheidung über den Bau der Gas-Pipeline ist ja längst gefallen. Die Lehmusvuo ist nur eine Nebenfigur. Aber zwischen uns beiden steht noch eine Rechnung offen. Mir tanzt keine Frau auf der Nase herum.» Trankow sagte die letzten Worte so zärtlich, als mache er mir eine Liebeserklärung, aber der ältere Mann, der neben uns stand, blickte ihn dennoch alarmiert an.
    «Du hast Walentin damals eine phantastische Show geliefert. Ich wüsste zu gern, welche versteckten Talente du sonst noch hast. Allerdings scheinst du nachlässig geworden zu sein, denn du warst leicht zu finden. Hast du immer noch die Angewohnheit, dich als Mann zu verkleiden und am Bahnhof nach mir zu suchen? Hast du mich vermisst?»
    «Dich? Überschätz dich nicht.» Dennoch musste ich Trankow insgeheim Anerkennung dafür zollen, dass er mich erkannt hatte, als ich in Reiskas Gestalt versuchte, ihn zu finden, bevor er mich fand. Allerdings würde ich ihm diesen Hauch von Respekt nicht öffentlich zeigen.
    Es wurde Zeit für den Türstehergriff. Ich legte meine Hand auf Trankows Schulter. Es war ihm anzusehen, dass er kampfbereit war. Aber ich wollte nicht, dass die Geschichte des Sans Nom mit einer Schlägerei begann.
    «Du hast Walentin reingelegt, aber in Wahrheit hast du nie zu Wasiljews Team gehört. Du warst bloß das Flittchen von Wasiljews Vasallen David Stahl.»
    Bei der Erwähnung von Davids Namen hätte ich wie ein Luchs den Schwanz aufgestellt, wenn ich einen gehabt hätte. Ich konnte Trankow nicht in aller Öffentlichkeit schlagen, doch es fiel mir schwer, mich zu beherrschen. Ich packte ihn fester an der Schulter.
    «Was weißt du über Stahl?»
    «Eine ganze Menge. Sicher auch Dinge, von denen du genauso wenig ahnst wie Stahls sogenannte Arbeitgeber. Aber hier ist nicht der Ort, darüber zu sprechen. Sei unbesorgt, Ilveskero, ich werde dich abermals finden. Dann führen wir ein fruchtbares Gespräch,
dorogaja maja
.» Trankow nahm meine Hand und drückte seine Lippen darauf, bevor ich sie zurückziehen konnte. Ich riss mich zusammen, um ihn nicht zu ohrfeigen.
    «He, Hilja, hast du einen neuen Freund? Hast du mich ganz vergessen?» Petter hatte offenbar schnell geraucht. Er sah, dass mir Trankows Gesellschaft zuwider war.
    «Du bist immer die Nummer eins», erwiderte ich und hakte mich bei ihm unter. Wie schwierig war es, die Innenministerin oder den Leiter der Polizeiabteilung zu erreichen? Helena würde es wissen. Trankow musste außer Landes geschafft werden, vorzugsweise in Handschellen und in einem vergitterten Wagen. Ich würdigte ihn keines Blickes mehr, als ich mit Petter davonging. Als ich nach ein paar Minuten wieder zum Fenster schaute, war Trankow verschwunden. Petter wollte mir Bowle aufschwatzen, aber ich durfte nichts trinken, denn ich musste wachsam bleiben.
    Erst spät am Abend hatte ich Gelegenheit, mit Helena zu sprechen. Normalerweise trank sie höchstens ein Glas Wein, aber diesmal war es etwas mehr geworden. Ihr Gesicht war leicht gerötet, und ihre Augen glänzten. Sie schien sich so gut zu amüsieren, dass es mir fast leidtat, auf das unangenehme Thema zurückzukommen.
    «Ich bitte meinen Bekannten bei der Polizei, festzustellen, wieso Trankow nach Finnland einreisen konnte. Oder möchtest du lieber selbst mit der Innenministerin sprechen?»
    Helena winkte mit einer weit ausgreifenden Bewegung ab, die mir verriet, dass sie noch beschwipster war, als ich vermutet hatte.
    «Lass gut sein, wenn er mir keine Schwierigkeiten mehr macht. Das Allerschlimmste wäre, wenn die Skandalblätter Wind von der Entführungsgeschichte bekommen. Ich bin ja sehr für Transparenz in der Politik, aber ich möchte nicht, dass sich die ganze Welt das Maul darüber zerreißt, was mir hätte zustoßen können.» Tief in ihren Augen lag eine Furcht, die auch der Wein nicht vertreiben konnte.
    «Ich rede trotzdem mit Hauptmeister Laitio. Du erinnerst dich vielleicht an ihn, er war bei der Besprechung im Regierungsgebäude dabei.»
    «Ich glaube schon … Der Zigarrenraucher mit dem großen Schnurrbart.»
    «Genau der. Ich hätte übrigens eine Frage», fügte ich hinzu, obwohl Helena im Moment sicher nicht erpicht darauf war, über Politik zu reden. «Was muss

Weitere Kostenlose Bücher