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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gern, doch der Wagen war leer. Langsam schlich ich nach oben. Frida hatte sich einen Spaß daraus gemacht, uns zu überraschen, uns von einem Ast aus anzuspringen und zu Boden zu werfen. Ich rechnete also die ganze Zeit damit, dass Laitios Katze mir auf den Kopf springen würde. Als ich die zweite Etage erreichte, sah ich den Kater in der Ecke hocken, mit gesträubtem Fell und aufgestelltem Schwanz. Bei meinem Anblick fauchte er achtunggebietend.
    «Hier ist er!», rief ich nach oben. Laitios Schritte dröhnten zwei Stockwerke über mir. Die Katze machte nicht den Eindruck, als würde sie sich von einer Fremden auf den Arm nehmen lassen. Ich näherte mich ihr langsam, vermied jeden Blickkontakt. Als ich in Reichweite kam, maunzte das Tier wütend, und sein Schwanz glich einem Pelzkragen. Laitio schnitt ihm von oben den Weg ab.
    «Koch …» So hatte ich Laitios Stimme noch nie gehört, sie klang zärtlich, beschwörend und viel höher als normal. «Na, komm schon.» Laitio bückte sich ein wenig mühsam und versuchte die Katze hochzuheben. Sie fauchte.
    «Nimm die.» Ich zog meine Jacke aus und warf sie Laitio zu. Als Frida noch halbwüchsig war, hatte sie einmal einen Splitter in der Pfote gehabt, und es war schwierig gewesen, sie festzuhalten. Da hatte Onkel Jari die Luchsin in eine dicke Decke gewickelt, die ihn schützte, als er sie festhielt, während ich mit einer Pinzette den Splitter entfernte. «Wickel die Katze damit ein.»
    Es war eine dünne, hüftlange Steppjacke. Laitio schüttelte den Kopf.
    «Die zerfetzt er völlig.» Er zog seine senffarbene Strickjacke aus. An dem Hemd, das darunter zum Vorschein kam, fehlten zwei Knöpfe, und aus dem Spalt blitzte ein runder, behaarter Bauch hervor. Als sich Laitio erneut über die Katze beugte, fauchte sie und schlug mit der Tatze nach ihm. Er wich hastig aus.
    Offenbar hatte Laitio Angst vor seiner Katze. Ich nahm ihm die Strickjacke ab und handelte, so schnell ich konnte, wickelte das Tier in die Jacke, obwohl es fauchte und zappelte. Es war groß für eine Katze, aber doch viel kleiner, als Frida gewesen war, und ich war inzwischen viel größer und stärker als damals. Trotzdem musste ich meine ganze Kraft aufwenden, um die Katze festzuhalten, während ich sie zwei Stockwerke höher trug. Laitio ging voraus und öffnete die Tür. Ich warf die Katze samt Strickjacke in die Wohnung, und Laitio knallte die Tür blitzschnell ins Schloss, als hätten wir es mit einem Serienmörder zu tun, der nach tagelanger, unermüdlicher Arbeit endlich gefasst worden war. Laitio wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    «Der Briefträger hat ein Einschreiben gebracht, und beim Quittieren war ich einen Moment lang unachtsam. Deshalb konnte Koch rausschlüpfen. Rate mal, von wem der Brief war.»
    «Na?»
    «Vom stellvertretenden Direktor der Zentralkripo. Eine schriftliche Abmahnung. Wenn ich nicht ab Anfang nächsten Monats wieder im Hauptquartier arbeite, setzt er den Kündigungsprozess in Gang.»
    Es war sinnlos, Laitio vorzuschlagen, im Hauptquartier seinen Zigarrenkonsum auf die Mittags- und Kaffeepause zu konzentrieren, das wusste ich. Sowohl für ihn wie für seine Vorgesetzten ging es offenkundig um mehr als um Zigarrenrauch. Dieser Zwist erleichterte mir meine Aufgabe. Wir betraten Laitios Arbeitszimmer, ich nahm die Zigarre an, die er mir offerierte, und ließ sie von ihm anschneiden. Mit einem grimmigen Lächeln kappte er das Ende. In der Nachbarwohnung polterte es, anscheinend demolierte Koch die Einrichtung. Laitio versuchte vergeblich, sein Hemd über den Bauch zu ziehen, und setzte sich dann rasch hin, sodass der Schreibtisch seine Wampe verdeckte.
    «Du würdest dich sicher freuen, wenn du ein Instrument bekämst, mit dem du Rytkönen festnageln kannst», sagte ich nach dem ersten Zug an der Zigarre.
    «Und du hast eins?»
    «Vielleicht. Es ist eine lange Geschichte, und dir wird nicht alles gefallen, was du jetzt hörst, aber versuch trotzdem, mich nicht zu unterbrechen.» Als ich meine Geschichte von ihrem eigentlichen Anfang an erzählte, von dem Moment an, als ich Davids klingelndes Handy in Carlo Dolfinis Tasche gefunden hatte, musste ich die Augen auf die Tischplatte senken, um Laitios puterrotes Gesicht nicht zu sehen. Laitio hörte zu, schniefte und schnaubte, zündete seine Zigarre noch einmal an und machte lange Züge. Ich erzählte von der Kommode, den Kopparnäs-Unterlagen und dem Kaleidoskop. Und schließlich von Rytkönen, der sich am Handy des

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