Der Löwe
von Asad Khalil auf den Schalter und fragte: »Hat Ihnen Detective Nastasi das gegeben?«
»Ja, Sir.«
»Sehen Sie zu, dass Sie es an den nächsten Portier weiterreichen. «
»Ich weiß Bescheid.«
»Gut. Habe ich irgendwelche Lieferungen erhalten? Pakete, die ticken?«
»Nein, Sir. Nur die Samstagspost in Ihrem Briefkasten.«
Ich fragte mich, ob meine Kollegen mein Apartment verwanzt hatten oder ob Asad Khalils Kollegen eingedrungen waren, um meine Ersatzschlüssel zu klauen. »Ist irgendjemand in meinem Apartment gewesen? Jemand von der Telefongesellschaft? Ein Elektriker?«
Alfred schlug in seinem Besucherbuch nach. »Hier sind keine Besucher verzeichnet, während Sie weg waren. Wie war Ihr Wochenende?«
»Interessant.« Aber ich wusste, dass ich ihn aufklären musste. »Mrs Corey hatte oben im Norden einen kleinen Unfall, deshalb wird sie erst in zwei, drei Tagen wieder hier sein.«
»Das tut mir leid.«
»Ihr geht’s gut«, versicherte ich ihm, »aber wir beide werden ein paar Wochen daheim arbeiten.«
»Ja, Sir.«
»Wir erwarten weder Besucher noch Lieferanten.«
Alfred ist nicht dumm und macht diesen Job seit etwa zwanzig Jahren, deshalb hat er schon alles Mögliche erlebt – fremdgehende Gatten, Ruhestörungen, vielleicht ein paar hochklassige Nutten, Partys, die aus dem Ruder liefen und weiß Gott, was sonst noch. Kurzum, Portiers in Manhattan wissen, wann sie wachsam sein und wann sie wegschauen müssen.
»Ich habe Gepäck in meinem Jeep«, sagte ich zu Alfred. »Lassen Sie es bitte in mein Apartment bringen.«
»Ja, Sir.«
»Und überzeugen Sie sich bitte davon, dass mein Jeep abgeschlossen ist, und lassen Sie sich vom Parkwächter meine Schlüssel geben. Ich hole sie später ab.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Es gilt eine ganze Reihe kleiner, aber wichtiger Dinge zu bedenken, wenn es um die persönliche Sicherheit geht, und ich habe schon viele Zeugen, Informanten und andere gefährdete Personen bei diesen praktischen Vorsichtsmaßnahmen beraten. Und jetzt musste ich meinen eigenen Rat annehmen. Ich meine, wenn einen jemand wirklich kriegen will, kriegt er einen auch; aber man muss es ihm nicht leicht machen. Im Grunde genommen vermeidet man einen Angriff am besten, wenn man dem anderen zuvorkommt.
Ich ging zu den Briefkästen im äußeren Foyer und holte meine Post heraus, die hauptsächlich aus Rechnungen und Katalogen bestand. Das Einzige, was verdächtig aussah, war ein Umschlag von Reader’s Digest , auf dem man mir mitteilte, dass ich möglicherweise fünf Millionen Dollar gewonnen hatte.
Ich ging zu den Aufzügen und fuhr zu meinem Apartment im 34. Stock hinauf.
Als Kate und ich am Sonntagmorgen mit diesem Aufzug nach unten gefahren waren, hatte ich mir vor allem Sorgen über den Wochenendverkehr zum Sullivan County, ein ödes Motelzimmer und über das Springen aus einem Flugzeug gemacht. Zur selben Zeit war Asad Khalil in seinem gecharterten Citation-Jet quer durchs Land geflogen, und wir waren auf Kollisionskurs, auch wenn nur er das wusste.
Ich gebe nicht gern das Opfer ab, und meine übliche Vorkehrungsmaßnahme dagegen besteht darin, sicherzugehen, dass ich ein volles Magazin in meiner Glock habe. Es passte mir ganz und gar nicht, dass dieser Mistkerl hinter mir her war und ich den ganzen Tag über die Schulter blicken musste. Und am meisten
stank mir, dass dieses Arschloch sich einbildete, er könnte mir drohen und am Leben bleiben, damit er hinterher darüber reden konnte.
Wenn Asad Khalil dachte, er wäre sauer, dann wusste er nicht, was sauer sein war.
31
M it dem Schlüssel in der linken und der Glock in der rechten Hand betrat ich mein Apartment.
Ich kenne meine Wohnung ganz gut, und innerhalb von fünf Minuten hatte ich sämtliche Zimmer und Schränke durchkämmt. Asad Khalil konnte von Glück sagen, dass er nicht da war. Außerdem hielt ich Ausschau nach Hinweisen darauf, dass irgendjemand in dem Apartment gewesen war, aber allem Anschein nach war nichts durcheinandergebracht worden, auch wenn das bei Kates Schrank und Schminktisch schwer zu sagen ist, weil sie immer so aussehen, als wäre ein Einbrecher drüber hergefallen.
Meine nächste wichtige Anlaufstelle war die Bar, wo ich mir einen kleinen Lunch eingoss. Danach setzte ich mich an meinen Schreibtisch im Wohnzimmer und rief im Catskill Regional Medical Center an. Ich gab mich als John Corey zu erkennen und erkundigte mich nach meiner Frau. Die diensthabende Schwester auf der Intensivstation
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