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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Ein komisch gekleideter irischer Cop?
    Ich steckte die Fotos von Asad Khalil in meine Jackentasche, verließ mein Apartment und lief zum Lastenaufzug, der sich in einer abgelegenen Ecke des Stockwerks befand. Es war eine Art Express-Aufzug in das unterirdische Parkhaus, und aus Sicherheitsgründen brauchte man einen Schlüssel, den ich mir von Alfred hatte geben lassen.
    Die Detectives, die dieses Gebäude vermutlich inspiziert hatten, bevor ich heimkam, mussten sich gedacht haben, dass der Lastenaufzug ein Fluchtweg sein könnte, aber selbst wenn sie es getan hatten, sahen sie bei mir keine Fluchtgefahr; ich war ein Kollege, der unter Personenschutz stand – nicht unter Hausarrest. Noch nicht jedenfalls.
    Die Tür ging auf, und ich stieg in die große, ausgepolsterte Kabine und drückte den Knopf zur Parkebene. Der Lastenaufzug
ließ die Lobby aus und fuhr weiter hinunter ins Parkhaus, wo Lastwagenlieferungen eingingen.
    Die Tür öffnete sich, und ich trat aus dem Aufzug und in das unterirdische Parkhaus. So weit, so gut.
    Oder saß ich jetzt in der Falle, weil die Zufahrt zum Parkhaus von dem Spezialeinsatzteam auf der Straße überwacht wurde? Selbstverständlich konnte ich weder die Rampe hochlaufen noch mit meinem grünen Jeep auf die 72 nd Street fahren, ohne hopsgenommen zu werden. Wenn ich mit dieser Aufgabe betraut worden wäre, hätte ich jedenfalls einen Beobachter hier unten. Und vielleicht war auch einer da, und ich würde ihm im nächsten Moment begegnen. Wenn nicht, hatte ich einen leichten Fluchtweg aus meinem Haus gefunden.
    Ich ging zum Schalter des Parkwächters, und in dem kleinen Raum dort saß ein älterer Herr, den ich nicht kannte. Er sah fern, und ich sagte: »Entschuldigen Sie. Ich brauche eine Fahrgelegenheit. «
    Er wandte sich vom Fernseher ab – ein Spiel der Mets – und fragte mich: »Wie lautet Ihre Nummer?«
    »Nein. Ich brauche nicht mein Auto. Ich brauche eine Fahrgelegenheit«, erklärte ich.
    »Ich glaube, da sind Sie an der falschen Stelle, Freundchen.«
    »Ich gebe Ihnen fünfzig Dollar, wenn Sie mich runter zur Achtundsechzigsten Straße, Ecke Lexington Avenue bringen. Ich habe einen Termin beim Proktokologen«, erklärte ich.
    Er schaute mich an und fragte: »Warum laufen Sie nicht?«
    »Ich habe Hämorrhoiden. Kommen Sie schon – wie heißen Sie?«
    »Irv. Nennen Sie mich Gomp«, riet er mir.
    »Warum?«
    »Das ist mein Name. Irv Gomprecht. Die Leute nennen mich Gomp.«
    »Okay, Gomp. Sechzig Dollar.«

    »Ich hab kein Auto.«
    »Sie haben zweihundert Autos. Suchen Sie sich eins aus. Sie können sich das Spiel am Radio anhören«, versicherte ich ihm.
    Gomp musterte mich, sah das Seidenhemd und alles weitere, kam zu dem Schluss, dass ich ein Mann war, dem man trauen konnte – oder der bei der Mafia war –, und sagte: »Okay. Aber wir müssen schnell machen.«
    Ich warf drei Zwanziger auf den Schalter, die er sich schnappte, dann nahm er einen Schlüssel vom Brett und sagte: »Der Typ hat sein Auto seit zwei Monaten nicht benutzt.« Und er fügte hinzu: »Muss mal wieder gefahren werden.«
    Jedenfalls saß ich innerhalb von ein paar Minuten auf dem Beifahrersitz einer neuen Lexuslimousine, und Gomp fuhr die Rampe hoch. »Ich mach das ab und zu für die alten Leutchen«, vertraute er mir an, »aber sechzig Kröten hat mir noch nie jemand gegeben.«
    »Ich komme mir dämlich vor, Gomp.«
    »Nee. Ich hab bloß gemeint, dass ich normalerweise – hey, was machen Sie da?«
    »Meine Schuhe binden.«
    »Oh …«
    Ich blieb unter dem Armaturenbrett und spürte, wie das Auto rechts auf die 72 nd Street einbog. Ich wartete, bis wir an der Ampel an der Third Avenue hielten, ehe ich mich aufsetzte.
    Ich blickte in den Außenspiegel und sah keine der üblichen Automarken, die die Task Force benutzte. Es wäre ziemlich komisch, wenn Lisa Sims in diesem Trupp wäre und mich hopsnehmen würde. Vielleicht doch nicht so komisch.
    »Wohnen Sie in dem Haus?«, fragte mich Gomp.
    »Nein«, entgegnete ich. »Ich wohne an der östlichen Achtundvierzigsten. « Ich streckte die Hand aus und sagte: »Tom Walsh.«
    Gomp nahm meine Hand und sagte: »Schön, Sie kennenzulernen, Tom.«

    »Meine Freunde bezeichnen mich als Knicker.«
    »Hä?«
    Herrgott, hoffentlich vernimmt das FBI den Typ heute Abend.
    Eingedenk dessen fragte ich ihn: »Sind Sie ein Überwachungscop? Vom FBI?«
    Er fand das komisch und sagte: »Nein, ich bin bei der CIA.«
    Nicht komisch, Gomp.
    Die Ampel sprang um, und er

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