Der Löwe
und meine NYPD-Plakette und der FBI-Dienstausweis brachten mich ohne große Schikanen durch die Sicherheitsschleuse. Das Gute daran war, dass Asad Khalil nicht auf diese Etage gelangen würde.
Eigentlich sollte Asad Khalil nicht einmal ahnen, dass Mrs Corey am Leben, wohlbehalten und hier war. Ich fragte mich allerdings, ob seine Freunde die Nachrufe überprüften oder in den öffentlich zugänglichen Behördenregistern nachschlugen. Ich wollte nicht allzu paranoid sein, aber wenn Khalil wusste oder vermutete, dass Kate nicht tot war, dann würden seine hiesigen Freunde vermutlich erraten, dass sie genau hier war. Wir könnten natürlich einen falschen Nachruf veröffentlichen, wie wir das früher schon gemacht hatten, aber dann würde mein Telefon ununterbrochen klingeln und sämtliche ledigen Frauen in meinem Haus würden mit Kasserollen an die Tür klopfen. Also kein Nachruf, aber ich machte mir in Gedanken eine Notiz, dass ich Walsh darauf hinweisen wollte, eine falsche Sterbeurkunde ausstellen und zu den Akten legen zu lassen.
Als ich jetzt neben Kates Bett saß, teilte ich ihr mit, dass sie noch eine Weile im Krankenhaus bleiben musste, aber sie hatte das bereits erfahren und war ganz und gar nicht froh darüber. Kate ist allerdings FBI-Angestellte und tut das, was für ihren Arbeitgeber, das Team und den Auftrag am besten ist. Ich hingegen
würde inzwischen an zusammengeknoteten Bettlaken aus dem Fenster klettern.
Ich bemerkte, dass der Plüschlöwe mit einer Jalousieschnur um den Hals am Fenster aufgehängt war, und fragte sie: »Hast du die ärztliche Begutachtung schon machen lassen?«
Sie lächelte und sagte: »Ich versuche auf die Irrenstation zu kommen, damit wir zusammensein können.«
Wir plauderten eine Weile, und Kate erzählte mir, dass sie einen Anruf von Tom Walsh bekommen habe, der, wie sie mir erklärte, neben Vince Paresi der Einzige an der Federal Plaza 26 war, der wusste, dass sie im Bellevue Hospital war. »Ich habe Tom gebeten, mir mein Handy zu schicken, und ich habe ihn gefragt, wer meine Waffe hat«, sagte sie.
Ich ging nicht darauf ein.
Sie fuhr fort: »Tom hat gesagt, meine Waffe und mein Handy wären nicht gefunden worden und möglicherweise im Besitz meines Angreifers.«
»Die Staatspolizei sucht noch danach«, erwiderte ich.
»Das hat Tom auch gesagt …« Sie schwieg eine Weile, dann erklärte sie mir: »Ich kann mich nicht genau erinnern … aber ich glaube, er könnte sich meine Waffe geschnappt haben …«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Er hat jede Menge Knarren.«
»Aber wenn er mein Handy hat, hat er mein Telefonverzeichnis«, erwiderte sie. Sie schaute mich an. »Er wird dich anrufen.«
»Hoffentlich.« Ich wechselte das Thema und erklärte ihr: »Kann ich dir irgendetwas bringen?«
»Meine Entlassungspapiere.«
»Bald.«
»Ich habe Tom von meiner Idee erzählt, die Handyunterlagen des ermordeten Taxifahrers zu überprüfen und festzustellen, wer ihn angerufen hat und wen er angerufen hat, aber es gibt keine Unterlagen zu dem Handy des Mannes«, teilte sie mir mit.
»Richtig. Guter Gedanke, aber eine Sackgasse.«
Sie starrte eine Weile an die Decke, dann sagte sie: »Ich komme mir hier so ohnmächtig vor … so nutzlos.«
»Du bist womöglich der einzige Mensch auf diesem Planeten, der sich gegen Asad Khalil gewehrt und es überlebt hat«, versuchte ich sie aufzumuntern.
Sie rang sich ein Lächeln ab und erinnerte mich: »Zweimal. Er hat mich – uns beide – vor drei Jahren verfehlt.«
»Richtig. Und das wird er noch bereuen.«
»Warum hat er diesmal nicht … versucht, dich umzubringen? «, fragte sie mich.
Kate fing offensichtlich an, über das Ganze nachzudenken, und ich sagte: »Er hatte mit dir alle Hände voll zu tun.«
Sie schaute mich an. »Ich glaube, er wollte, dass du mich sterben siehst.«
Da ich sie von den unerfreulichen Themen abbringen und beruhigen wollte, erzählte ich ihr, dass ich auf Schritt und Tritt von Spezialeinsatzteams umgeben war und unser Apartmentgebäude unter strenger Überwachung stand.
Kate nickte geistesabwesend, und ich sah, dass sie in Gedanken ganz woanders war. Sie schaute mich an. »Wir haben Khalil davonkommen lassen, John.«
Ich ging nicht darauf ein, und sie fuhr fort: »Wir hatten vor drei Jahren die Chance, ihn zu töten oder zu fassen, und wir – «
»Kate, ich will das nicht noch mal durchhecheln, was wir hätten tun können oder tun sollen. Wir haben seinerzeit, als uns die Kugeln um
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