Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
eine private religiöse Feierlichkeit, aber wir werden nächste Woche, wenn möglich, auch eine Gedenkfeier für ihn und seine Familie veranstalten. Hängt davon ab, was geschieht.«
    Richtig. Hängt von unserer eigenen Beerdigung ab. »Okay«, sagte ich.
    »Wie geht’s Kate?«, fragte mich Paresi.
    »So gut, dass sie aus dem Krankenhaus kommen könnte, aber Walsh will sie dort behalten, und keiner von uns ist froh darüber. «
    »Sie ist dort sicherer, und Sie sind besser dran, wenn Sie sie nicht zu Hause haben«, erwiderte er.
    Ohne darauf einzugehen, sagte ich: »Sie müssen etwas machen  – lassen Sie so schnell wie möglich eine Sterbeurkunde ausstellen und im Sullivan County zu den Akten legen, und sorgen Sie dafür, dass man im Catskill Medical Center die Unterlagen dementsprechend ändert.«
    »Okay … wenn Sie meinen, jemand könnte dort nachschlagen. «
    »Gehen wir einfach davon aus, dass Khalil auf eine Bestätigung seiner Opferzahlen fixiert ist.«
    »Na schön. Wird gemacht. Haben Sie etwas erfahren oder ist Ihnen etwas eingefallen, über das ich Bescheid wissen sollte?«
    Das war im Grunde genommen meine letzte Chance, in Bezug auf Boris reinen Tisch zu machen, und ich hatte das Für und Wider abgewägt, ob ich meine Kontaktaufnahme mit Boris Korsakov melden sollte. Boris jedoch hatte ganz richtig festgestellt, dass ich auf eigene Faust handelte, und mich darum gebeten, ihm eine Woche Zeit zu lassen, ohne dass sich die Polizei oder das FBI einmischten – eine Woche, um herauszufinden, ob Khalil versuchen würde, ihn im geschützten Revier in seinem Nachtclub kaltzumachen. Boris hatte natürlich vor,
Khalil für immer zum Schweigen zu bringen, doch mir war es eigentlich egal, was Boris wollte – er leitete diese Operation nicht. Aber wir hatten die gleichen Interessen. Eine schwere Entscheidung.
    »John?«
    »Ich denke nach.«
    Andererseits könnte Boris mittlerweile ernüchtert und zur Vernunft gekommen sein, und möglicherweise rief er mich an und sagte, er hätte es sich anders überlegt und ich möchte ihm bitte die Polizei schicken, damit man ihn beschützte. Aber ebenso gut könnte Boris, der verschlagene KGB-Mann, in diesem Moment mit seiner Frau nach Moskau verduften – oder ohne seine Frau an die französische Riviera. Ich würde es ihm nicht verübeln.
    »Hallo? John?«
    »Mir fällt nichts ein«, erwiderte ich. Dann wechselte ich das Thema und fragte ihn: »Hat die Spezialeinsatzgruppe bei den konspirativen Wohnungen der Schurken irgendwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Nein.«
    »Versuchen wir noch andere konspirative Wohnungen ausfindig zu machen, die wir nicht kennen?«
    »Wir erkundigen uns bei Vermietungsagenturen nach Firmenanmietungen, die man möglicherweise für verdächtig hält – aber das ist sehr zeitraubend und ein Schuss ins Blaue.«
    »Stimmt. Mir kam gerade nur in den Sinn, dass ich, wenn ich Khalils Kumpel wäre, eine Bleibe an meiner Straße gemietet, einen Minicamcorder am Fenster angebracht hätte und meine Haustür auf einem Monitor in dieser Bleibe im Auge behalten würde.«
    Paresi schwieg eine Weile, dann erwiderte er: »Ein guter Gedanke … aber Ihre Straße ist von Hochhäusern gesäumt – das sind Tausende von Apartments und Büros – «

    »Richtig. Ich wohne hier. Ich sehe sie. Sie sollten ein paar Leute dafür abstellen, Captain.«
    »Richtig. Sie sollten sich von Ihrem Balkon fernhalten«, riet er mir.
    »Ich wollte Sie gerade zu ein paar Drinks auf meinen Balkon einladen.«
    Paresi wusste meinen schwarzen Humor manchmal zu schätzen, aber diesmal war dem nicht so. »Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir ziemlich dünn besetzt sind, aber ich werde zusehen, ob uns die FBI-Außenstelle und die Polizei ein paar Leute abtreten«, sagte er.
    Ich dachte an meine unergiebige Observation des iranischen Diplomaten und schlug vor: »Ziehen Sie ein paar Leute von der UN-Truppe ab. Dieser Fall hat absoluten Vorrang.«
    »Ich weiß. Aber Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Hinweise, Drohungen und Spuren wir in den letzten paar Monaten bekommen haben, denen wir nachgehen müssen.«
    Ich dachte darüber nach und sagte: »Es könnte sein, dass das geplante Ablenkungsmanöver sind.«
    Er schwieg einen Moment, dann erwiderte er: »Vielleicht. Ich hätte nie gedacht, dass wir so überlastet sein könnten … wissen Sie?«
    »Die Welt«, erinnerte ich ihn, »hat sich verändert.«
    »Yeah. Aber wir rüsten personell auf.« Er riskierte einen Witz. »Deshalb haben

Weitere Kostenlose Bücher