Der Löwe
wollen.«
Nun ja, Boris wurde zugeknöpfter, und es wurde allmählich Zeit, dass ich aufbrach. Danach musste ich Walsh und Paresi von diesem Gespräch berichten. Bislang konnte ich mit dem, was ich getan hatte, davonkommen – Cops und Agenten unternehmen manchmal einen Vorstoß, ohne dem Boss alles zu erzählen. Aber wenn man nicht schnell und umfassend von so etwas berichtet, steckt man schwer in der Bredouille.
Andererseits … sollte ich nicht hier sein. Ich meine, Walsh war sich vermutlich ziemlich im Klaren über meine beschränkten Pflichten, meine begrenzte Bewegungsfreiheit und dass ich
einen Peilsender trug. Ein weiterer Grund, weshalb ich nicht davon berichten sollte, bestand darin, dass Boris und ich bei dieser Sache anscheinend einer Meinung waren. Khalil musste nicht dingfest gemacht werden – er musste umgebracht werden.
Ich stand auf und sagte: »Wir sprechen morgen weiter darüber. «
Doch Boris war tief in Gedanken versunken und schien mich nicht zu hören.
Boris ist, wie schon gesagt, nicht dumm und hat in der guten alten Zeit Spielchen getrieben, die gefährlicher, hinterhältiger und verzwickter waren als das hier. Und ich erkannte auch, dass sein KGB-Hirn wach und am Arbeiten war. Er war zweifellos daran interessiert und auch scharf darauf, wieder ins alte Gewerbe einzusteigen. Er schaute mich an und fragte: »Weiß jemand, dass Sie hier sind?«
Nun ja, Veronika. Viktor. Du. Das war nicht die Frage, die ich hören wollte. Und ich hatte eine gute, starke Antwort. »Was meinen Sie damit?«, sagte ich.
»Ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Warum sind Sie allein? «, fragte er mich.
»Ich arbeite allein. Wie James Bond.«
Er schüttelte den Kopf und sagte: »Sie sollten einen FBI-Agenten bei sich haben.« Und er fügte hinzu: »Ich meine das nicht unhöflich, Mr Corey, aber Sie sind Detective bei der New Yorker Stadtpolizei – wie man mir vor drei Jahren gesagt hat. Wo ist Ihr Pendant vom FBI?«
»Sie ist an der Bar.«
»Nein. Ich glaube, Sie gehen dieser Sache auf eigene Faust nach, und mir ist auch klar, warum.«
»Glauben Sie, was Sie wollen. Morgen komme ich mit meinem Team wieder her.«
Er dachte darüber nach, dann schaute er mich an und sagte: »Lassen Sie mir eine Woche Zeit. Lassen Sie sich eine Woche Zeit.
Einer von uns, glaube ich, wird dieses Problem auf eine Art und Weise lösen, die für uns beide am besten ist.«
»Hier geht es nicht um uns«, erwiderte ich prompt. »Es geht um Recht und Gesetz und um die nationale Sicherheit.«
Wieder schüttelte er den Kopf und sagte: »Nein. Es geht um uns.«
Ich wollte das Thema nicht weiterverfolgen, deshalb wechselte ich es. »Sie haben meine Karte«, sagte ich. »Ich brauche auch Ihre Telefonnummer.«
Er zog eine Karte und einen Stift aus der Innentasche seiner Jacke, schrieb etwas auf die Karte, reichte sie mir und sagte: »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden.«
Ich holte Khalils Foto aus meiner Tasche, gab es ihm und sagte: »Um Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.«
Er nahm das Foto, schaute es aber nicht an und erwiderte: »Meinem Gedächtnis muss nicht auf die Sprünge geholfen werden.«
»Nun ja, dann kopieren Sie es und geben es Ihren Leuten«, schlug ich vor.
»Ja, danke. Er ist sehr gut darin, sein Äußeres zu verändern«.
»Richtig. Und das hier ist drei Jahre alt, auch wenn man mir mitgeteilt hat, dass er noch genauso aussieht. Und die Augen lassen sich nicht verändern.«
Boris warf einen Blick auf das Foto und sagte: »Ja … diese Augen.«
Ich ging zur Tür und sagte: »Ich finde allein raus.«
»Ich fürchte nein.« Er stand auf, ging zum Telefon, drückte auf die Taste für die Gegensprechanlage und sagte etwas auf Russisch. Dann wandte er sich an mich. »Lassen Sie mich eine Frage stellen, die möglicherweise sowohl für Sie als auch für mich wichtig ist.«
Ich mag Fragen, die wichtig für mich sind, deshalb erwiderte ich: »Schießen Sie los.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, ob Khalil allein agiert, oder ob er für den libyschen Nachrichtendienst oder vielleicht eine andere Gruppe arbeitet?«
»Warum fragen Sie?«
»Nun, weil das natürlich einen Unterschied ausmacht, was seine … Fähigkeiten angeht. Die Fähigkeit herauszufinden, was er über uns wissen muss.« Und er fügte hinzu: »Und vielleicht auch bei seinem Einsatz.«
»Richtig. Nun ja, die Frage kann ich nicht direkt beantworten, aber ich würde sagen, er hat allem Anschein nach Unterstützung. «
Boris
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