Der Löwe
Gemütsverfassung verständnisvoll sein.
»Stell dir vor, es ist ein schwerer Auftrag, mit dem du klarkommst. «
»Hol mich verdammt noch mal raus!«
»Du solltest mit deinem Wärter reden.«
Jedenfalls hatte Kate von der Federal Plaza 26 einen Leihlaptop bekommen, und sie erklärte mir: »Ich schreibe meinen Bericht über den Vorfall.«
»Gut. Schreib meinen mit. Wir waren beide daran beteiligt«, erinnerte ich sie.
Sie wechselte das Thema. »Mom und Dad wollen, dass wir sie besuchen, sobald ich wieder reisen kann.«
»Ich will nicht nach Montana.«
»Minnesota, John. Wo wir geheiratet haben.«
»Richtig. Was auch immer.«
Dann fragte sie mich: »Was hast du gestern Abend gemacht?«
»Gestern Abend …? Was habe ich gemacht? Ich habe mir unser Hochzeitsalbum angeschaut.«
»Und was machst du heute Abend?«
»Papierflieger vom Balkon segeln lassen.«
»Hat Tom dich gebeten … auszugehen und zuzusehen, ob Khalil dir folgt.«
Gute Frage, und ich brauchte darauf eine wohlüberlegte Antwort. »Nun ja, wir haben das mit Paresi besprochen«, sagte ich. »Aber nur als letzte Möglichkeit – falls wir Khalil mit den üblichen Methoden und Maßnahmen nicht ausfindig machen können.«
Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Du musst das nicht machen. Das steht nirgendwo in der Arbeitsplatzbeschreibung.«
»Wir haben ein persönliches Interesse daran, dass Asad Khalil dingfest gemacht wird«, rief ich ihr ins Gedächtnis.
Sie schwieg wieder, dann sagte sie: »Warum wartest du nicht, bis ich rauskomme? Dann kann ich an dem Einsatz teilnehmen.«
Sie ist ein großes Mädchen, und sie ist im gleichen Gewerbe, deshalb sagte ich unverblümt: »Was glaubst du, warum du noch hier bist? Du bist hier, damit du in Sicherheit und aus dem Weg bist, während Khalil und ich zusehen, wer wen zuerst findet.«
»Hast du einen guten Plan?«
Nun ja, ich fand den Plan ganz okay, und ich vertraute dem Überwachungsteam und wusste auch, dass die Ausführung dieses Plans von meiner Seite aus wie immer fehlerlos sein würde. Aber wie mir ein alter Army-Mann mal erklärt hat, übersteht selbst der beste Schlachtplan nur selten den ersten Feindkontakt.
»John?«
»Es ist die übliche Überwachung und Überwachungsabwehr, samt einem SEK-Team, falls keine Festnahme möglich ist.« Genau genommen würde ich dafür sorgen, dass eine Festnahme unmöglich war.
»Wann machst du das?«, fragte sie.
Ich wollte nicht, dass sie deswegen nicht schlafen konnte, deshalb log ich. »Ich hab’s dir doch gesagt – wenn alles andere nichts gebracht hat.«
Sie nickte. »Sag mir Bescheid.«
»Wird gemacht.«
»Wenn ich bis Sonntag nicht rauskomme«, erklärte sie mir, »rufe ich meinen Anwalt an und lasse ihn Haftbeschwerde einlegen. «
»Für mich auch. Und bestell eine Peperonipizza. Vermassle dir nicht die Karriere«, riet ich ihr.
Jedenfalls war Essenszeit, und Kate bestand darauf, dass ich mit ihr aß. Ich schaute mir die Speisekarte an und sagte: »Für mich den Häftlingsstreifenbarsch mit Lagerkollergemüse.«
Sie lächelte, was ich als gutes Zeichen wertete.
Beim Essen, das gar nicht so schlecht war, teilte ich ihr einen Großteil dessen mit, was in den letzten ein, zwei Tagen passiert war, worauf sie mich fragte: »Hat die Staatspolizei schon meine Waffe und mein Handy gefunden?«
»Die suchen noch.«
»Khalil könnte dich mit meiner Waffe töten«, sagte sie unverblümt.
»Nein, ich bringe ihn mit meiner Knarre um.« Eigentlich wollte ich mein Messer benutzen. Vielleicht sogar die Hände.
»Wenn er dich anruft, möchte ich, dass du ihm eine Nachricht von mir ausrichtest«, sagte sie.
»Kann ich nicht. Du bist tot«, erinnerte ich sie.
»Tja … wenn wir ihn fassen, will ich, dass er mich lebend sieht. Ich will ihn vernehmen … ich will zusehen, wie man ihn einer Leibesvisitation unterzieht.«
Offensichtlich war Special Agent Kate Mayfield immer noch stinksauer, und das war eine gesunde Einstellung – auch wenn sie vor ein paar Tagen noch Khalils Tod wollte. Jetzt hatte sie ihre Rachephantasien etwas gemäßigt und wollte, dass er gedemütigt und ein Leben lang eingesperrt wurde. Ich würde ja gern dazu beitragen, ihr den Wunsch zu erfüllen, aber ich war immer noch bei Plan A: ihn umzubringen. Trotzdem sagte ich zu ihr: »Dabei zuzusehen wäre ein Riesenspaß.«
Sie nickte, dann fragte sie mich: »Hast du Tom von Boris erzählt?«
Ich wusste, dass ich nicht lügen konnte, weil sie sich bei Walsh erkundigen
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