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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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bist du letzte Nacht gegangen?«
    »Auf einen Spaziergang in den Central Park.« Und ich fügte hinzu: »Ich bin ein niedergeschlagener Witwer, der daran denkt, sich im See zu ertränken.«
    Sie gab keinen Kommentar ab, dachte aber vielleicht, dass das keine schlechte Idee wäre.
    »Ich war gedeckt«, sagte ich, »vielleicht sogar zu gut. Und vielleicht haben Khalil und seine Kumpel unser Spiel durchschaut.«
    Sie ging eine Weile nicht darauf ein, dann sagte sie: »Er ist hergekommen, um sein eigenes Spiel zu spielen.«
    »Richtig.«
    »Gehst du heute Nacht wieder aus?«, fragte sie mich.
    »Yeah. Ich fange an der Federal Plaza 26 an, laufe dann zur Baustelle vom WTC, danach zum Battery Park, dann … ziehe ich vielleicht zu einer Schischa-Bar.«
    »Ich würde sonst was dafür geben, John Corey beim Teetrinken mit Arabern in einer Schischa-Bar zu sehen«, sagte sie.
    »Irgendjemand muss es ja machen.«
    Kate schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Es ist ziemlich
beunruhigend, wenn man sich vorstellt, dass hier Zellen leben und tätig sein könnten – ich meine, richtige Zellen mit fähigen und gefährlichen Leuten.«
    »Stimmt.« Wir hatten hier in New York noch nie ein derart organisiertes Treiben entdeckt, aber es gab eine ganze Reihe von Personen und kleinen Gruppen Verdächtiger, die so unfähig und strunzdumm waren, dass wir sie einfach im Auge behielten und darauf hofften, sie würden uns zu irgendjemandem oder irgendeiner Gruppe führen, die tatsächlich gefährlich war. Aber wenn Asad Khalil Helfer hatte, würde er nicht auf die Gangs zurückgreifen, die nicht mal geradeaus pissen konnten und die wir seit Jahren überwachten.
    Kate sagte denn auch: »Es wäre gut, wenn wir Zugang zu einer richtigen Zelle bekommen würden – vielleicht al-Qaida –, die wir dann ausheben könnten. Deshalb müssen wir Khalil lebend festnehmen.«
    »Richtig.« Aber Khalil würde nicht reden, wenn er lebend festgenommen wurde – es sei denn natürlich, die CIA schaffte ihn außer Landes und unterzog ihn einem verschärften Verhör. Aber dafür gab es keinerlei Garantie. Und wenn ja, würden wir nie erfahren, was Khalil gesagt hatte. Außerdem ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass man Folter einsetzt, um Informationen zu erhalten. Deshalb war mein Plan nach wie vor der beste – schneid ihm die verfluchte Kehle durch.
    Ich halte keineswegs viel von kaltblütigem Mord … deshalb wäre es gut, wenn Khalil mich in eine Lage brächte, in der mir nichts anderes übrigblieb – oder die Sache nicht so klar war. Ich meine, er dachte nicht daran, mich lebend festzunehmen.
    »John?«
    »Ja, du hast recht. Wir brauchen ihn lebend.«
    Was das Thema Gesetz und sich an die Buchstaben desselben halten anging, fragte mich Special Agent Kate Mayfield: »Hast du mit Tom über Boris gesprochen?«

    »Ich setze ein Memo auf.«
    »Ruf ihn an.«
    »Tom hat sich für mich unsichtbar gemacht«, erklärte ich ihr.
    »Er hat ein Telefon.«
    »Kate, ich befasse mich damit. Schluss damit.«
    Sie wechselte das Thema. »Meinst du, Tom, George und Vince sind in Gefahr?«
    »Was meint Tom?«, fragte ich sie.
    »Er schließt es nicht aus, aber er glaubt auch nicht unbedingt, dass er gefährdet sein könnte«, erwiderte sie.
    »Wie recht er hat.« Die Friedhöfe sind voll mit solchen Leuten. »Sag Tom, dass du eine Knarre willst«, sagte ich zu ihr.
    Ein paar Sekunden lang erwiderte sie nichts, dann sagte sie: »Vor meiner Tür steht rund um die Uhr ein Polizist in Uniform. «
    »Selbst Cops müssen mal pissen. Besorg dir eine Knarre. Wenn Tom nein sagt, geb ich dir eine. Die zählen beim Rausgehen keine Knarren.«
    »In Ordnung.«
    »Ich kann heute Abend nicht kommen«, erklärte ich ihr. »Ich muss um sechs an der Federal Plaza 26 sein.«
    »Ich verstehe.« Sie gab mir ihre Handynummer und sagte: »Ruf mich heute Nacht an und überbringe mir eine gute Nachricht. «
    Nun ja, falls es eine schlechte Nachricht gab, würde ich nicht derjenige sein, der anrief.
    Als ich wieder in meinem Apartment war, arbeitete ich an meinem Bericht, entwarf dann ein Memo zu diesem Fall und fing damit an, wie das Ganze vor drei Jahren begonnen hatte. Das Memo enthielt alles, was ich wusste und was geheim war, aber auch meine eigenen Gedanken und Theorien zu gewissen Dingen, wie zum Beispiel der Beteiligung der CIA an dem ursprünglichen
Fall. Ich hatte keine Ahnung, für wen dieses Memo bestimmt war – vielleicht war es ja für die Nachwelt bestimmt; für

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