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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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denjenigen, der sich mit dem Fall befasste, falls ich zu Tode kommen sollte.
    Unter der Überschrift »Khalil II« berichtete ich von meiner jüngsten Zusammenkunft mit Boris Korsakov, was mich daran erinnerte, dass ich nichts mehr von ihm gehört hatte, seit ich ihn im Svetlana verlassen hatte und er über ein Wiedersehen mit seinem besten Superschüler nachgedacht hatte. Das könnte bedeuten, dass er tot war, aber ich glaube, das hätte ich in den Nachrichten gehört oder vielleicht über andere Kanäle. Wahrscheinlicher war, dass Boris mir nichts mehr zu sagen hatte. Oder er hatte sich, wie schon gesagt, aus der Stadt abgesetzt, was zwar schlau wäre, aber vielleicht nicht das, was ein von sich selbst eingenommener ehemaliger KGB-Mann tun würde. Und wie ich schon vor langer Zeit festgestellt habe, ist die meistverbreitete Todesursache unter Alphamännchen ein zu großes Ego. Ich sollte es wissen.
    Ich benutzte mein ATTF-Handy, um Boris anzurufen, und konnte nur hoffen, dass er die Nummer erkannte, die ich ihm gegeben hatte, und den Anruf annahm. Oder dass sich eine andere Stimme meldete: »Khalil hier.«
    Boris Korsakov ging ran. »Guten Tag, Mr Corey.«
    »Gleichfalls. Wo sind Sie?«, fragte ich ihn.
    »Wo ich war, als ich Sie zum letzten Mal gesehen habe.«
    Natürlich konnte er sonst wo sein, deshalb sagte ich zu ihm: »Mir war, als hätte ich im Hintergrund einen Schweizer Jodler gehört.«
    Er lachte und erwiderte: »Nein, Sie hören den Chor der Roten Armee, der Kalinka singt.«
    »Ernsthaft? Sagen Sie ihnen, sie sollen mal eine Pause machen«, schlug ich vor.
    »Moment.«

    Der Chor der Roten Armee packte ein und ging, und Boris sagte zu mir: »Man wird nostalgisch, wenn man älter wird.«
    »Richtig. Unten an meiner Straße gibt es einen deutschen Feinkosthändler, dem das Dritte Reich furchtbar fehlt. Und was machen Sie so?«
    »Nichts. Und Sie?«
    »Desgleichen. Und wo ist Mrs Korsakov?«
    »In Moskau.«
    »Die Glückliche. Schauen Sie, ich denke gerade noch mal über Ihre Stellungnahme nach, dass wir Ihr Lokal nicht überwachen sollen. Was meinen Sie?«
    Ohne zu zögern, erwiderte er: »Sie haben mir eine Woche versprochen.«
    »Boris, das habe ich nicht versprochen, und wenn ich’s getan habe, bin ich zur Vernunft gekommen, und ich kann nur hoffen, dass Sie es auch sind.«
    »Wir haben diesbezüglich beide die richtige Entscheidung getroffen«, erklärte er. »Sie sollten nicht noch mal darüber nachdenken. «
    »Nun ja, mach ich aber. Was glauben Sie denn, was Sie erreichen, wenn Sie sich in Ihrem Büro einsperren?«
    »Vielleicht nicht mehr, als am Leben zu bleiben, während Sie Khalil suchen. Aber wir werden sehen.«
    »Er wird nicht zu Ihnen kommen, wenn er weiß, dass Sie sich dort verbarrikadiert haben. Genau genommen ist das für ihn ein Hinweis, dass Sie wissen, dass er hier ist.«
    »Ich bleibe oft tagelang in meinem Büro, wenn meine Frau nicht hier ist«, erklärte er mir. »Daher ist das nicht ungewöhnlich. «
    »Aha? Was machen Sie den ganzen Tag?«
    »Kommen Sie her, dann sehen Sie es.«
    Er lachte, und es war dieses spezielle Lachen. Männer sind Schweine.

    Ich kehrte zum Thema zurück. »Schauen Sie, Boris, Sie haben keine große Chance, Khalil umzubringen oder ihn zu fassen. Ich glaube, Sie brauchen meine Hilfe. Ich möchte Ihren Laden beobachten lassen, und ich möchte, dass Sie mich eine Falle stellen lassen.« Ich erklärte es. »Sie verlassen Ihr Fort, kehren in Ihr Apartment zurück, unternehmen lange Spaziergänge auf der Strandpromenade, gehen Ihren üblichen Angelegenheiten nach, und ich habe Leute in der Nähe, die Sie beschützen und gleichzeitig Khalil schnappen können, wenn er einen Mordversuch auf Sie unternimmt. Ich habe das tausendmal gemacht«, versicherte ich ihm. »Und ich habe noch nie jemand verloren.« Nicht mal mich selber.
    Er schien darüber nachzudenken, dann sagte er: »Ich werde es mir überlegen.«
    Ich wusste, dass er mich hinhalten wollte, deshalb fragte ich ihn: »Warum wollen Sie ihn umbringen?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn umbringen will«, erwiderte er.
    »Okay, Sie wollen also vernünftig mit ihm reden?«
    »Mit dem Mann kann man nicht vernünftig reden.«
    »Was haben Sie dann vor? Was bezwecken Sie damit?«
    »Ich will mich verteidigen, bis Sie ihn fassen. Oder ich ihn hier fasse.«
    »Und dann wollen Sie ihn der Polizei oder dem FBI übergeben. «
    »Genau.«
    »Aber wenn Sie das tun, wird er singen – und zwar nicht Kalinka

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