Der Löwe
sie, dann öffnete er den Koffer. Darin befanden sich die anderen Sachen, die er brauchte, um diesen Einsatz zu vollenden – Bargeld, Kreditkarten, gefälschte Pässe und andere Dokumente sowie ein paar Karten, ein Fernglas und ein Handy samt Ladegerät. Außerdem eine Ausgabe des Korans. Darüber hinaus enthielt der Koffer eine Reisetasche. Darin waren die Mordwerkzeuge, die er angefordert hatte: eine automatische Pistole vom Kaliber .45 mit Reservemagazinen, ein großes Schlachtermesser mit gut geschliffener Klinge und ein paar kleinere Messer. Außerdem ein Paar Lederhandschuhe und eine Garotte. Und zu guter Letzt war da der Eispfriem, um den er gebeten hatte.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alles da war, warf er einen Blick auf Mansurs Rücken, dann zog er die Lederhandschuhe an und holte die mit einer Klaviersaite bespannte Garotte aus der Tasche.
»Ziehen Sie die Vorhänge zu«, sagte Khalil zu Mansur.
Mansur tat, wie ihm geheißen, blieb aber dem Fenster zugewandt.
Khalil trat hinter ihn, worauf Mansur sagte: »Bitte, Sir.«
Khalil warf die Drahtschlinge über Mansurs Kopf und verdrehte den Holzgriff. Der Draht straffte sich, worauf Mansur ihn von seiner Kehle wegzuziehen versuchte, während ein schrilles Quieken aus seinem Mund drang. Khalil straffte den Draht noch mehr, Mansur geriet ins Torkeln und fiel schließlich bäuchlings zu Boden, worauf sich Khalil auf seinen Rücken kniete und den Draht gespannt hielt. Ein Blutfaden quoll ringsum aus dem Hals des Mannes, wo der Draht ins Fleisch schnitt.
Mansur trat mit den Beinen um sich und bäumte sich auf. Schließlich lag er reglos da.
Khalil blieb auf ihm und wartete eine ganze Minute, bevor er den Draht löste. »Die Engel werden dich emportragen«, sagte er zu Mansur.
Khalil kniete sich neben den Toten, zog die Brieftasche aus seiner Hosentasche und wälzte ihn dann auf den Rücken. Farid Mansurs Augen starrten zu Asad Khalil auf, und sein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet.
Als Khalil die Taschen des Mannes durchsuchte, bemerkte er, dass Mansur in die Hose gemacht hatte und ein unangenehmer Geruch im Zimmer hing. Khalil nahm seine Garotte an sich, dann schob und wälzte er den Toten unter eines der Doppelbetten.
Er holte den Aufziehwecker aus dem Koffer und stellte ihn auf 2.30 Uhr. Damit konnte er vier Stunden schlafen, was ihm genügte.
Khalil holte die 45er Colt Automatik aus der Reisetasche, überprüfte das Magazin, lud sie durch und steckte sich die Pistole in den Hosenbund.
Außerdem nahm er den Koran aus dem Koffer, schaltete dann sämtliche Lichter bis auf die Leselampe aus und legte sich voll bekleidet aufs Bett. Khalil schlug den Koran auf und las einen Vers für den unter dem Bett liegenden Mann. »Wo immer ihr
sein werdet, wenn das Ende über euch kommt, Gott wird euch am jüngsten Tag allesamt beibringen.«
Danach las er ein paar weitere Lieblingsverse, schaltete das Licht aus und schloss die Augen.
Er meinte unter dem Bett ein Geräusch gehört zu haben, aber wahrscheinlich waren das nur Gase, die aus dem Leichnam entwichen.
Er dachte kurz an seinen letzten Aufenthalt hier, daran, wie er um seine Rache an dem letzten noch lebenden Piloten des Luftangriffs auf Tripolis gebracht worden war. Diesmal würde Mr Wiggins seinem Schicksal nicht entrinnen und auch der Mann nicht, der ihn um seine Rache gebracht hatte – John Corey.
Und andere ebenso wenig.
Asad Khalil schlief nicht. Wie der Löwe, nach dem er benannt war, ruhte er sich aus, doch seine Sinne waren wach. Er dachte an ein altes arabisches Sprichwort: »Am Tag des Sieges ist niemand müde.«
6
D er Wecker weckte ihn nicht – er war wach –, aber er verriet ihm, dass es 2.30 Uhr war.
Asad Khalil schwang sich aus dem Bett, ging ins Badezimmer, trank einen Schluck Wasser und verließ dann das Zimmer. Er überzeugte sich davon, dass das BITTE-NICHT-STÖREN-Schild noch an der Tür hing. Wenn Mansurs Leiche gefunden würde – vom Reinigungspersonal oder dem nächsten Gast –, wäre Khalil schon weit weg.
Er trat in den kühlen, dunklen Morgen hinaus, stieg ins Auto und fuhr vom Parkplatz. Unterwegs nahm er das Bargeld aus Mansurs Brieftasche und warf sie danach zusammen mit der Blume vom Armaturenbrett in einen Entwässerungsgraben.
Auf den Straßen herrschte kaum Verkehr, sodass er sich nach knapp zehn Minuten dem nordöstlichen Rand des Santa Barbara Airport näherte. Dieser Teil des Flughafens lag weitab vom Hauptterminal und war
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