Der Löwe
Privatflugzeugen, Charterunternehmen und Frachtmaschinen vorbehalten.
Man hatte ihm gesagt, er solle auf den Flughafenstreifenwagen achten, der diesen Bereich regelmäßig kontrollierte, aber er sah keinerlei Fahrzeuge hinter dem Maschendrahtzaun. Er fuhr durch das offene Tor auf einen langen, schmalen Parkplatz, der von mehreren niedrigen Gebäuden gesäumt war, an deren Rückseite sich die Stellplätze für die Flugzeuge befanden. Die meisten Gebäude waren dunkel, aber an einem war ein beleuchtetes Schild mit der Aufschrift STERLING AIR CHARTERS, und das war sein zweites Ziel.
Er fuhr an ein paar weiteren Gebäuden vorbei und stellte fest, dass auf dem Parkplatz insgesamt drei Fahrzeuge standen, sah aber weder einen Menschen noch ein fahrendes Auto. Bislang stimmten seine Informationen. Al-Qaida hatte seinen Einsatz in Amerika nicht ermöglicht – wie sie fälschlicherweise glaubten –, aber, das musste er zugeben, sie hatten ihn erleichtert. Asad Khalil, der Löwe, hatte in ganz Europa und Amerika ohne fremde Hilfe etliche Feinde des Islam getötet, aber al-Qaida hatte ihm Unterstützung für den Einsatz in Amerika angeboten, wenn er im Gegenzug einen Auftrag für sie in New York ausführte. Und das würde er tun, aber erst, wenn er seinen persönlichen Rachefeldzug zu Ende gebracht hatte.
Etwa zweihundert Meter vom Gebäude der Sterling Air Charters entfernt befand sich ein beleuchtetes Schild mit der Aufschrift ALPHA AIR FREIGHT – der Arbeitsplatz von Mr Chip Wiggins. Khalil sah sogar einen dunklen Ford Explorer in der Nähe des Büros der Luftfrachtfirma stehen, der genauso aussah wie der Wagen auf dem Foto, das man ihm in Tripolis gezeigt hatte. Mr Wiggins – einstmals Lieutenant Wiggins von der United States Air Force – arbeitete, wie vorgesehen, an diesem Abend. Heute war Freitag, und Mr Wiggins war erst wieder für Sonntagabend zum Dienst eingeteilt, aber dies würde Mr Wiggins’ letzter Arbeitstag sein.
Khalil parkte den Ford Taurus auf einem Stellplatz gegenüber von Alpha Air Freight, genau neben Wiggins’ Fahrzeug. Er schaltete die Scheinwerfer aus, stellte den Motor ab und überprüfte zur Sicherheit noch mal die Nummernschilder. Er öffnete seinen Kofferraum, holte die Segeltuchtasche heraus, die das Brecheisen und die Schlachtersäge enthielt, und hängte sie sich über die Schulter.
Khalil lief raschen Schrittes über den Parkplatz und zu dem offenen Gelände zwischen dem Frachtgebäude und dem Nachbargebäude.
Dort stand ein Zaun mit einem Hochsicherheitstor, das zum Flughafenvorfeld führte. Khalil benutzte die Zugangskarte, die er von Farid Mansur bekommen hatte – möge er im Paradies für seine Aufopferung belohnt werden –, öffnete das Tor und huschte in den Sicherheitsbereich. Das Gelände zwischen den Gebäuden war nicht gut beleuchtet, und er hielt sich im Schatten dicht am Alpha-Gebäude, kniete sich dann neben einen Müllcontainer an der Ecke des Gebäudes und suchte den Bereich hinter sich ab.
Hier, hinter den Gebäuden, waren die Stellplätze für die Flugzeuge, und dort standen einige kleinere und mittelgroße Maschinen in Reih und Glied. Unmittelbar hinter dem Alpha-Gebäude standen zwei kleine, zweimotorige Maschinen mit der Alpha-Kennzeichnung am Heck. Diese Flugzeuge, so hatte man ihm gesagt, waren zwei der drei Maschinen, die Alpha in Betrieb hatte, und sie kehrten normalerweise zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens zurück – offenbar war das auch an diesem Morgen der Fall gewesen. Die dritte Maschine der Alpha-Flotte – die nicht am Stellplatz parkte – war eine weiße zweimotorige Cessna, die von Mr Wiggins geflogen wurde, der aufgrund seiner Flugroute für gewöhnlich nicht vor drei oder vier Uhr morgens hier eintraf. Khalil blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr und sah, dass es jetzt 2.58 Uhr war. Er hoffte, dass Mr Wiggins auf seiner Strecke Zeit gutgemacht hatte und in Kürze landen würde.
Khalil kauerte weiter im Schatten des Müllcontainers und schaute hinaus auf den Flugplatz. In der Ferne sah er die Lichter des Hauptterminals und die Landebahnbeleuchtung. Um diese Tageszeit starteten und landeten nicht viele Flugzeuge, aber er sah die Lichter einer kleinen Maschine, die tief über der nächstgelegenen Landebahn einschwebte.
Das Flugzeug setzte auf, und ein paar Minuten später sah Khalil, wie die Strahlen zweier Landescheinwerfer die Dunkelheit
durchschnitten und die Rollbahn erleuchteten, die zu den Stellplätzen
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