Der Löwe
sich mit mir an der WTC-Baustelle, PA-Trailer. So schnell wie möglich.
Ich starrte auf den Text. War das der Durchbruch, auf den ich gewartet hatte?
Ich war mir nicht sicher, was Paresi mit vertraulich meinte, und in seiner SMS stand auch nicht: »Das muss unter Cops bleiben«, aber es klang durch. Vielleicht kam er endlich doch noch zur Besinnung.
20 Minuten , simste ich ihm.
Ich rief unten im Parkhaus an und war froh, als Gomp sich meldete. »Gomp, hier ist Tom Walsh«, sagte ich.
»Hey, Tom, wie geht’s?«
»Prima. Ich brauche wieder eine Fahrgelegenheit zur Achtundsechzigsten, Ecke Lexington.«
»Klar doch.«
»Ich muss mich am Lastenaufzug mit Ihnen treffen.«
»Am Lastenaufzug?«
»Richtig. In zwei Minuten. Und keinem was sagen.« Ich fügte hinzu: »Fünfzig Piepen.«
»Klar doch.«
Ich legte auf und schnallte meinen Waffengurt samt Hüftholster um. An dem Gürtel hing auch die Scheide mit Onkel Ernies Kampfmesser, das ich bei allen meinen Spaziergängen mitgenommen hatte. Ich zog eine blaue Windjacke an und verließ mein Apartment.
Als ich raschen Schrittes zum Lastenaufzug lief, wurde mir klar, dass meine kugelsichere Weste im Gepäck war. Normalerweise trage ich keine Weste, deshalb war mir das noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen, jedenfalls nicht so wie bei meiner Knarre und der Dienstmarke, die ich automatisch mitnehme, oder dem Toilettensitz, den ich grundsätzlich oben lasse. Ich zögerte und schaute auf meine Uhr. Zum Teufel damit. Ich stieg in den Lastenaufzug, drückte auf den Knopf zum Parkhaus und fuhr hinunter.
Die Aufzugtür ging auf, und da war Gomp, der in einem schönen BMW SUV saß. Ich war froh, dass er nicht meinen grünen Jeep gewählt hatte.
Ich ging um das Auto herum und sagte zu ihm: »Sie müssen mir mit was im Aufzug helfen.«
»Klar doch.«
Er stieg aus dem BMW und ging zum Lastenaufzug, worauf ich auf den Fahrersitz sprang.
»Hey! Tom!«, schrie Gomp. »Wo wollen Sie – ?«
Ich trat aufs Gaspedal, fuhr die Rampe hoch und bog nach
rechts in die 72 nd Street ein. Ich erwischte die grüne Ampel an der Third Avenue und fuhr weiter.
Ich blickte in den Rückspiegel. In einer nieseligen Sonntagnacht war hier nicht viel los, und ich sah keine Scheinwerfer, die zu mir aufschlossen. Das war einfach.
In Manhattan kommt man mit der U-Bahn schneller voran als mit dem Auto, aber die nächstgelegene Station am World Trade Center war beschädigt und seit 9/11 geschlossen, und die anderen Stationen waren zu Fuß fünf bis zehn Minuten von der Liberty Street entfernt, wo ich mich mit Paresi beim Wohnwagen der Port Authority treffen sollte. Außerdem änderten sich die U-Bahn-Verbindungen in diesem verwüsteten Teil der Stadt ständig, was wiederum zu Verspätungen führte. Deshalb fuhr ich. Es war ein schönes Auto.
Der Verkehr quer durch die Stadt war nicht allzu schlimm, und ich fuhr auf der 65 th Street Transverse Road durch den Central Park, stieß dann auf den West Side Highway und steuerte am Hudson River entlang gen Süden. Der Verkehr floss zügig, und innerhalb einer Viertelstunde war ich an der West Street und fuhr zwischen den dunklen, verwüsteten Arealen von World Financial Center und World Trade Center hindurch.
Vor 9/11 hatte eine Fußgängerbrücke die West Street an der Liberty überspannt, und ich sah die Überreste des Bauwerks und bog links ab. Ich parkte den BMW nahe dem Maschendrahttor und stieg aus. Eigentlich hatte ich erwartet, hier ein paar Zivilfahrzeuge oder Streifenwagen zu sehen, aber das einzige Fahrzeug weit und breit war der Polizeiwagen der Port Authority Police, der in der Nähe des Zauns stand.
Ich ging rasch zum Tor und sah, dass Kette und Schloss vorgelegt waren, aber die Kette war so schlaff, dass ich mich durchzwängen und zum Wohnwagen laufen konnte.
Ich klopfte an die Tür, dann probierte ich den Griff. Die Tür war nicht abgeschlossen, deshalb holte ich meinen Dienstausweis
heraus, öffnete die Tür und rief hinein: »Bundesagent! Hallo? Ich komme rein.«
Ich trat in den Wohnwagen und sah, dass der vordere Teil – ein Büro mit zwei Schreibtischen, einem Funkgerät und Karten – leer war. Eine elektrische Kaffeemaschine stand in der Kochnische, aber der Fernseher auf der Arbeitsplatte war ausgeschaltet.
Ein schmaler Gang führte zu einem Badezimmer und einem Schlafraum, wo die PA-Cops ein Nickerchen oder sonst was machen konnten, und ich rief: »Ist jemand da?«, aber niemand antwortete.
Mein Handy summte. Ich
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