Der Löwe
schaute auf die SMS, die von Paresi kam: Wir sind unten in der Grube. Wo sind Sie?
Im PA-Trailer. 1 Minute , antwortete ich.
Ich verließ den Wohnwagen und lief die lange, breite Erdrampe hinab, die in die tiefe Grube führte.
Die Baugrube war riesig, gut sechzehn Morgen groß, und sie wäre stockfinster gewesen, wenn nicht ein paar Lichter über die tiefen Betonfundamente gespannt und etwa ein Dutzend auf Pfosten montierte Strahler aufgestellt worden wären, die einen Teil des trostlosen Areals ausleuchteten.
Etliche Maschinen standen herum – größtenteils Bagger, Planierraupen und Muldenkipper, dazu ein paar Kräne. Ich sah auch ein paar Bürowohnwagen und einen großen Sattelzug, der mitten in der Grube stand.
Etwa auf halber Höhe der Rampe blieb ich stehen. Ich blickte in die Grube, sah aber niemanden. Die Strahler leuchteten nicht die ganze Baustelle aus, und weite Bereiche waren in Dunkelheit getaucht oder lagen im Schatten der Maschinen.
Ich simste an Paresi. Wo?
In der Mitte, bei dem großen Sattelschlepper , antwortete er.
Ich schaute zu dem Sattelzug, der etwa hundert Meter entfernt war, und sah jemanden vom Licht in die Dunkelheit laufen.
Ich ging auf der aus festgewalzter Erde bestehenden Rampe weiter hinab.
Okay, und warum wollte sich Paresi hier mit mir treffen? Hatte es etwas mit dem Sattelzug zu tun? Wer war sonst noch hier? Und wo waren die Cops von der Port Authority? Unten in der Grube? Und warum meldete sich niemand über Handy?
Der Nieselregen hatte aufgehört, aber das weichere Erdreich am Fuß der Rampe war matschig, und ich wünschte, ich hätte mir festere Schuhe angezogen. Außerdem bemerkte ich die tiefen, frischen Reifenspuren, die wahrscheinlich von einem Neunachser stammten, der hier vor nicht allzu langer Zeit durchgefahren war. Da ich annahm, dass sie von dem mitten in der Grube stehenden Sattelzug stammten, folgte ich ihnen. Ich lief abwechselnd zwischen Licht und Dunkelheit hindurch, und das Licht der Strahler vor mir schien mir in die Augen.
Ich sah den Sattelzug – CARLINO MASONRY SUPPLIES – etwa fünfzig Meter vor mir, konnte aber weder Paresi noch sonst jemanden entdecken.
Ich lief ein paar Schritte weiter und blieb stehen. Ich hatte ein komisches Gefühl. Irgendetwas in meinem Hinterkopf … die Strahler … die Schatten …
Ich zog meine Glock, steckte sie in den Gürtel und rückte langsam zu dem Sattelzug vor. In der stillen Grube summte mein Handy überlaut. Ich schaute auf die SMS von Paresi: Ich bin links von Ihnen.
Ich blieb neben einem großen Muldenkipper stehen und blickte nach links. Etwa zehn Meter entfernt sah ich etwas, das sich im Schummerlicht bewegte. Als sich meine Augen angepasst hatten, erkannte ich einen Gegenstand, der an der Trosse eines Krans pendelte … und es dauerte ein paar Sekunden, bis mir klarwurde, dass es ein Mensch war … und dann begriff ich, dass ich auf das Gesicht von Vince Paresi blickte.
Ich riss meine Knarre aus dem Gürtel, und als ich mich auf
ein Knie stützte, hörte ich einen schrillen Schrei, der oben von dem Muldenkipper hinter mir kam, und ein sich schnell bewegender Schatten huschte durch das Licht. Dann rammte mich irgendetwas mit so einer Wucht im Rücken, dass ich vornüber auf den nassen Boden geschleudert wurde. Die Luft wurde mir aus der Lunge getrieben, und ich sah meine Knarre ein paar Schritte vor mir im Matsch liegen. Ich wollte mich darauf stürzen, aber irgendetwas traf mich am Hinterkopf, und ein Fuß trat die Knarre weg.
Ich sprang auf und stellte fest, dass ich etwas wacklig auf den Beinen war, und als ich wieder halbwegs bei Puste war und mich orientieren wollte, sah ich jemanden in dunkler Kleidung etwa zehn Schritte vor mir stehen. Ich holte tief Luft und starrte auf den Löwen.
Asad Khalil hatte eine Knarre in der Hand, drückte sie an sein Bein und hatte die Mündung nach unten gerichtet. Ich könnte den Abstand in etwa zwei Sekunden überwinden, aber er brauchte nur eine Sekunde, um zu zielen und zu feuern, und bei dieser Entfernung musste er nicht groß zielen.
»So treffen wir uns wieder«, sagte er schließlich.
Er wollte natürlich reden, deshalb erwiderte ich: »Leck mich.«
»Das ist das zweite Mal, dass das heute Abend jemand zu mir sagt«, erklärte er mir. »Aber der letzte Mann hat es auf Russisch gesagt.«
Nun ja, ich wusste, wer das gewesen war, und da Khalil vor mir stand, wusste ich auch, dass Boris nirgendwo mehr stehen würde. Und Vince … mein
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