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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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eine solche Explosion mitten in Manhattan ausgelöst wird, würde sie im Umkreis von einer Meile Tod und Zerstörung anrichten, und man würde sie über hundert Meilen weit hören.«
    Khalil dachte darüber nach und wünschte, die Bombe würde mitten in Manhattan gezündet werden, zwischen den Wolkenkratzern und Hunderttausenden von Menschen auf den Straßen und in den Gebäuden. Aber die Leute, die diese Unternehmung geplant hatten, hatten sich für etwas anderes entschieden – etwas, das nicht ganz so tödlich und verheerend war, sondern eher ein symbolischer Terrorakt, der die Amerikaner schockieren und eine noch frische Wunde wieder aufreißen würde. Ein Anschlag, der das Selbstvertrauen und die Moral der Amerikaner erschüttern und ihrer Arroganz einen schweren Schlag versetzen würde.
    Bojan, der Mann, der neben ihm saß, zündete sich eine Zigarette an, und Khalil sagte: »Machen Sie sie aus.«

    Bojan protestierte. »Die Zutaten sind nicht brisant – nicht explosiv. Sie sind ungefährlich, bis sie gezündet werden.«
    »Ich mag den Tabakgestank nicht.« Er hätte ihnen am liebsten gesagt, dass er gerade einen Mann getötet hatte, dessen Zigaretten ihn beleidigt hatten, aber er blaffte nur: »Machen Sie sie sofort aus!«
    Bojan warf die Zigarette auf den Boden und drückte sie mit dem Absatz aus.
    »Wie wird die Bombe gezündet?«, fragte Khalil Tarik.
    »Elektrisch«, erwiderte Tarik. »In den Fässern sind fünfzig Sprengkapseln – mehr als genug –, die ich mit Drähten an eine handelsübliche Zwölfvoltbatterie angeschlossen habe. Der Batteriestrom muss über einen Schalter laufen, und dieser Schalter stellt die elektrische Verbindung her, wenn die Uhrzeit erreicht ist, auf die ich den elektronischen Zeitzünder eingestellt habe. Verstehen Sie?«, fragte er Khalil.
    Khalil verstand es nicht ganz. Seine Erfahrung mit Sprengstoff war beschränkt, und die Straßenbomben, die er in Afghanistan gesehen hatte, wurden von Hand gezündet – von jemandem, der einen mobilen Zünder hatte und den Zeitpunkt wählte, zu dem er die Bombe hochgehen lassen wollte. Oder ein Selbstmordattentäter löste die Explosion mit einem simplen Gerät aus.
    Khalil traute elektronischen Zeitzündern nicht – er hätte einen Märtyrer für vertrauenswürdiger gehalten und hinten im Anhänger vorgezogen. Aber die Idee zu dieser Bombe stammte nicht von ihm – er war in Amerika, um mit dem Messer und der Schusswaffe zu töten, so wie ein Mann tötet, wie ein Mudschahedin tötet. Doch sein Dschihad musste finanziert werden, und deshalb hatte er sich bereit erklärt, bei der Bombe zu helfen. Aber er hatte dafür gesorgt, dass der letzte Teil seines Auftrags und der Auftrag seiner Unterstützer von al-Qaida in der letzten Nacht seines Besuches über die Bühne gingen.
    Khalil blickte auf seine Uhr und sagte: »Ich habe heute Abend
noch viel zu tun. Ihr werdet gegen zehn Uhr von mir hören, und bis dahin werdet ihr diesen Lastwagen jede halbe Stunde woanders hinfahren und nichts tun, was Aufsehen oder Verdacht erregt.«
    Niemand erwiderte etwas, und Khalil fuhr fort: »Wenn ein Polizist neugierig wird und euch bittet, den Anhänger zu öffnen, verhaltet ihr euch genauso wie beim Tunnel. Wenn er noch neugieriger wird, müsst ihr ihn töten.«
    Diesmal nickten sie.
    Khalil sprach alle drei namentlich an und sagte: »Edis, Bojan, Tarik, seid ihr alle bewaffnet?«
    Jeder der Männer zog eine automatische Pistole, und sie sorgten dafür, dass Khalil die Waffen in Augenschein nehmen konnte.
    Khalil nickte. »Gut. Ihr werdet nicht für den Kauf der Chemikalien oder das Fahren eines Lastwagens bezahlt. Ihr werdet dafür bezahlt, dass ihr jeden tötet, der diese Aktion gefährdet.« Und er fügte hinzu: »Ich werde euch später beim Töten der Wachmänner helfen. Danach könnt ihr gehen.« Natürlich würden sie nicht gehen – sie würden sterben. Aber Khalil glaubte nicht, dass sie das ahnten. Und selbst wenn, waren sie so dumm und arrogant, dass sie glaubten, drei ehemaligen Soldaten, die Schusswaffen hatten, könnte nichts passieren. Aber Khalil hatte in Afghanistan schon bessere Männer getötet, Männer, die besser bewaffnet und besser ausgebildet waren als diese drei, die in seinen Augen nur gedungene Söldner waren, keine Mudschahedin, die für den Islam kämpften.
    Khalil hätte ihnen seine abschließende Ermutigung gern auf Arabisch übermittelt, der Sprache des Propheten, die schön und wohlklingend war, aber er sagte auf

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