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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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haben sie nicht. Sie sind faul.«
    Tarik, der Mann auf dem Beifahrersitz, berichtigte Edis. »Wir können gut bluffen.«
    Khalil kannte das Wort nicht, aber ihm war klar, warum sie ihm das erzählten – sie wollten Anerkennung, wahrscheinlich auch mehr Geld und vielleicht einen weiteren Auftrag. Khalil wusste nicht, ob sie tatsächlich von der Polizei angehalten worden waren, und was er nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, glaubte er nicht. Genau genommen traute er ihnen jetzt noch weniger; er traute nicht einmal Arabern, die im Westen lebten, und diese drei, die Europäer waren und von ihren christlichen Nachbarn vermutlich verdorben worden waren, mochte er noch weniger.
    Auf jeden Fall würden sie in ein paar Stunden tot sein.
    »Erzählt mir, was ihr hier habt«, sagte Khalil.
    »Wir haben Düngemittel«, sagte Tarik. Er lachte, und die beiden anderen Männer fielen ein. Khalil lachte nicht, worauf die Männer verstummten. Keiner von ihnen arbeitete gern mit Arabern. Araber hatten so gut wie nie Humor, sie mochten weder Alkohol noch Zigaretten, so wie die bosnischen Muslime, und sie behandelten ihre Frauen – alle Frauen – sehr schlecht.
    »Was habt ihr?«, fragte Khalil erneut.
    »Ammoniumnitrat« erwiderte Tarik mit ausdrucksloser Stimme. »Das ist das Düngemittel, dazu flüssiges Mitromethan, Dieselöl und Tovex-Gel. Alles ist in Zweihundertliterfässern – insgesamt achtundachtzig – miteinander vermischt, und die Hälfte der Fässer sind mit elektrischen Sprengkapseln verbunden.« Er fügte hinzu: »Es hat zwei Jahre gedauert, die Chemikalien in
dieser Menge zusammenzubekommen, ohne Verdacht zu erregen. «
    »Und woher wisst ihr, dass ihr bei diesen Einkäufen keinen Verdacht erregt habt?«, fragte Khalil. »Oder habt ihr sie gestohlen? «
    »Alles wurde gekauft«, erwiderte Edis. »Alle diese Chemikalien sind völlig legal, wenn man sie für den Zweck verwendet, für den sie bestimmt sind, und sie wurden in kleinen Mengen von anderen Leuten erworben, die dazu berechtigt sind, sie zu verwenden, und dann zu einem kriminellen Preis an uns weiterverkauft. « Er lächelte und sagte: »Nicht legal ist es allerdings, sie miteinander zu mischen.« Und er fügte hinzu: »Beziehungsweise Sprengkapseln an dem Gemisch anzubringen und es hochgehen zu lassen.«
    Jetzt lächelte sogar Khalil, weshalb Edis nachschob: »Die teuerste Zutat war bei den heutigen Preisen das Dieselöl.«
    Bojan und Tarik lachten, und Edis sagte zu Khalil: »Die Araber treiben dieses Land mit ihren Ölpreisen noch in den Ruin.«
    Khalil hielt die drei für Idioten – aber nützliche Idioten, die offenbar ihre Aufgabe erfüllt hatten. Dennoch ermahnte er sie: »Das FBI ist nicht so wie die Polizei in den meisten Ländern. Sie nehmen einen nicht gleich fest, wenn sie etwas Illegales bemerken. Sie beobachten, warten ab und beobachten weiter, bis sie sicher sind, dass sie jeden Beteiligten kennen und alles wissen, was sie wissen müssen. Sie sind bekannt dafür, dass sie jahrelang warten, bis es zu einer Massenfestnahme kommt – manchmal nur wenige Stunden, bevor eine Unternehmung anfängt.«
    Keiner der Männer erwiderte etwas, aber dann sagte Tarik: »So lange hätten sie nicht gewartet – ihrer Ansicht nach könnte der Truck jede Sekunde hochgehen.«
    Khalil nickte. Da war etwas Wahres dran.
    »Seit dem 11. September behalten die Behörden bestimmte Chemikalien besser im Auge, aber mit der entsprechenden
Erlaubnis für den rechtmäßigen Verwendungszweck und dem Kauf kleiner Mengen – und mit viel Geduld – kann man die Zutaten für eine sehr große Bombe zusammenbekommen«, versicherte Edis dem arabischen Freund.
    »Wie groß ist die hier?«, fragte Khalil.
    »Hinter uns sind 20 000 Kilo Sprengstoff«, antwortete Tarik, der offenbar der Experte war. Er war sich nicht sicher, ob der Araber das verstand, deshalb fügte er hinzu: »Im Vergleich dazu bestand die Bombe, die in Oklahoma City gezündet wurde, nur aus 2000 Kilo Sprengstoff in einem kleinen Lastwagen. Und diese Bombe hat einen zehn Meter breiten und drei Meter tiefen Krater gerissen, über dreihundert Gebäude zerstört oder beschädigt und hundertachtundsechzig Menschen getötet.«
    Khalil nickte erneut. Doch er wusste nichts von dieser Explosion und fragte sich, wer sie ausgelöst hatte und warum.
    Tarik fuhr fort: »Die Explosion, die durch diese Chemikalienmenge entsteht, entspricht der Wirkung von dreiundzwanzigtausend Kilo TNT.« Und er fügte hinzu: »Wenn

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