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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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über das Vorfeld, ging durch das Sicherheitstor, war binnen weniger Minuten bei seinem Auto und fuhr vom Flughafengelände. Er kehrte ins Best Western Hotel zurück und verstaute seine blutige Kleidung unter dem Bett, wo Farid Mansur lag.
    Khalil duschte sich, zog ein frisches Sportsakko, ein anderes Hemd und eine neue Hose an und las dann im Koran. Um sechs Uhr morgens warf er sich auf den Boden, wandte sich nach Osten, gen Mekka, und sprach das Fadschr, das Morgengebet zu Ehren Allahs. Dann nahm er sein Gepäck, verließ das Zimmer und ging durch den Hinterausgang aus dem Hotel. Er stellte seinen Koffer und eine der Reisetaschen in den Kofferraum, die andere auf den Beifahrersitz. Die Fahrt zurück zum Flughafen dauerte keine zehn Minuten.
    Um diese Tageszeit war dort nicht viel los, und Khalil parkte auf einem Stellplatz in der Nähe der Sterling Air Charters. Er lud sein Gepäck aus, schloss den Wagen ab und ging ins Büro von Sterling.
    Ein junger Mann blickte von seinem Schreibtisch auf und fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
    »Ich bin Mr Demetrios«, erwiderte Khalil, »und ich habe einen Charterflug nach New York gebucht.«
    Der junge Mann stand auf und sagte: »Ja, Sir. Ihre Buchungsunterlagen liegen vor, sowohl die Maschine als auch die Piloten sind bereit. Wenn Sie bereit sind, können wir jederzeit starten.«
    »Ich bin bereit«, erwiderte Khalil.

DRITTER TEIL
Catskill Mountains

7
    F allschirmspringen.
    Ich habe in meinem Leben schon allerhand dämliche Sachen gemacht, und es würde mir schwerfallen, sie in der Reihenfolge ihrer Dämlichkeit aufzuzählen. Abgesehen von der Nummer eins: Fallschirmspringen. Was hatte ich mir dabei gedacht? Und ich konnte es nicht einmal auf meinen Schwanz schieben. Aber ich konnte es auf meine bezaubernde Frau Kate schieben. Als ich sie vor drei Jahren heiratete, wusste ich nicht, dass sie einst Fallschirmspringerin gewesen war. Und als sie es mir vor sechs Monaten gestand, kam es mir so vor, als hätte sie »Straßendirne« gesagt, was verzeihlich gewesen wäre. Nicht verzeihen kann ich ihr, dass sie mich dazu überredet hat, mit diesem sogenannten Sport anzufangen.
    Deshalb waren wir – Mr und Mrs John Corey – also am Sullivan County Airport, der im Grunde genommen mitten in der Pampa im Norden des Staates New York liegt, weit weg von meinem Revier in Manhattan. Wenn man auf Natur und dergleichen steht, sehen die Catskill Mountains hübsch aus, und es war ein herrlicher Sonntag im Mai, mit klarem Himmel und Temperaturen um die achtzehn Grad. Vor allem aber, und das war angesichts dessen, was wir vorhatten, am wichtigsten, war es ein nahezu windstiller Tag; ein idealer Tag, um aus einem Flugzeug zu springen. Kann es besser kommen?
    »Ich bin ganz erregt«, sagte Kate, die gut aussah in ihrem silbernen Springeroverall.
    »Gut. Lass uns ins Hotel zurückgehen.«

    »Das ist das erste Mal, dass ich aus einer Douglas DC-7B springe«, sagte sie.
    »Ich auch«, gestand ich.
    »Das ist eine sagenhafte Ergänzung für unser Springerlogbuch. «
    »Sagenhaft.«
    »Weißt du, dass das die letzte noch fliegende DC-7B der Welt ist.«
    »Das wundert mich nicht.« Ich schaute zu der großen, alten viermotorigen Propellermaschine, die den Großteil des asphaltierten Vorfelds einnahm. Sie war offenbar nie lackiert worden, abgesehen von einem orangefarbenen Blitz am Rumpf, der sich vom Bug bis zum Heck zog. Das blanke Aluminium war blau-grau angelaufen wie ein alter Kaffeetopf. Dieser Eindruck wurde dadurch noch verstärkt, dass sämtliche Fenster des einstigen Luxuspassagierflugzeugs mit Aluminium verkleidet waren, ausgenommen natürlich die Windschutzscheibe des Cockpits, die man sich ungefähr so wie einen kleinen gläsernen Perkolator vorstellen durfte … nun ja, jedenfalls war die Maschine der reinste Schrott. »Wie alt ist das Ding?«, fragte ich meine Frau.
    »Ich glaube, älter als du.« Und sie fügte hinzu: »Das ist ein historisches Stück. Wie du.«
    Kate ist fünfzehn Jahre jünger als ich, und wenn man mit einer so viel jüngeren Frau verheiratet ist, kommt der Altersunterschied hin und wieder zur Sprache, wie zum Beispiel jetzt, als sie fortfuhr: »Ich bin mir sicher, dass du dich noch an diese Maschinen erinnern kannst.«
    Ich konnte mich tatsächlich leise daran erinnern, diesen Flugzeugtyp gesehen zu haben, als ich mit meinen Eltern nach Idlewild  – heute John F. Kennedy Airport – gefahren war, um Leute zu verabschieden. Dort gab es früher,

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