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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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die ich mir zu lange angeschaut hatte. Ich richtete meine Knarre weiter auf sein Gesicht und fragte mich, warum er nicht auf mich schoss.
    Khalil lächelte mir ein weiteres Mal zu, dann beantwortete er
meine Frage. »Heute stirbt sie! Und Sie erleben es mit! Morgen sterben Sie!«
    Ich stützte meinen Schussarm ab, aber bevor ich abdrücken konnte, duckte er sich hinter sie. Dann sah ich, wie er seine rechte Hand hob, und mir wurde klar, dass der metallische Gegenstand in seiner Hand keine Knarre war. Es war ein Messer. Sein Kappmesser oder ihres.
    Ich sah die Klinge aufblitzen, als Khalil zuhieb. Kate machte eine rasche Bewegung, und ich sah, wie ihre linke Hand auf Khalils Gesicht zufuhr, dann schrie sie auf, und fast im gleichen Augenblick sah ich Blut in den Luftstrom schießen.
    O Gott  … Ich hatte kein freies Schussfeld, aber ich feuerte über ihre Köpfe.
    Khalil machte eine jähe Bewegung, und ich sah, wie er die Schnur kappte, die sie miteinander verband, und im nächsten Moment ließ er sie los und ging kopfüber in den freien Fall.
    Ich hätte einen Schuss abgeben können, aber am Boden waren Leute, und Khalil war jetzt nicht mehr das Hauptproblem. Ich blickte rasch zu Kate, die an ihrem Schirm hing, während ihr Blut im Luftstrom hochflog. Während ich meine Knarre in die Tasche schob, zog ich an meinen Risern, um näher an sie heranzukommen. Als Khalil sich abstieß, hatte er sie ins Rotieren gebracht, sodass sie jetzt zu mir schaute und ich das Blut sehen konnte, das aus ihrer Kehle sprudelte. »Kate! Drücken! Drücken! «, schrie ich.
    Sie schien mich zu hören, denn sie griff sich an die Kehle, aber ihr Blut flog weiter in die Luft. Mein Gott …
    Ich warf einen Blick auf meinen Höhenmesser: sechstausendfünfhundert Fuß. Noch sieben Minuten, bis wir am Boden waren. Bis dahin war sie tot. Ich musste etwas unternehmen, und es gab nur eine Möglichkeit, sie zu retten. Vorsichtig steuerte ich meinen Fallschirm direkt auf ihren zu, und dann, kurz bevor sich die beiden Schirme berührten, schwang ich mich im Bogen
herum, und als die Schirme kollidierten, griff ich mit der linken Hand nach ihrem Greifer und bekam ihn zu fassen. Ich warf einen kurzen Blick auf ihr Gesicht und bemerkte, dass ihre Nase und der Mund bluteten, wo er sie getroffen hatte, und ich sah das Blut, das auf der rechten Seite ihrer Kehle, wo er ihre Halsschlagader oder Halsvene aufgeschlitzt hatte, zwischen ihren Fingern hindurchquoll. Mistkerl!
    »Kate!« Sie öffnete die Augen, schloss sie dann wieder und ließ die Hände sinken.
    Die verhedderten Schirme sanken jetzt in sich zusammen, und wir gingen in einen schnellen Fall über, deshalb machte ich das Einzige, was ich tun konnte; ich riss am Trenngriff ihres Hauptschirms, der augenblicklich davonflog, mich und meinen verhedderten Schirm mitriss und Kate in den freien Fall brachte. Dann zog ich am Trenngriff meines Hauptschirms, worauf die beiden verhedderten Schirme weg waren. Jetzt befanden wir uns beide mit den Füßen voran im freien Fall.
    Ich schaute nach unten und sah sie etwa vierzig Meter unter mir, mit den Händen über dem Kopf. Sie war entweder bewusstlos oder kurz davor und konnte weder die Blutung stillen noch ihren Freifall kontrollieren. Sie wurde immer schneller und näherte sich der absoluten Höchstgeschwindigkeit von dreihundertzwanzig Stundenkilometern. Ich machte eine Rolle vorwärts, sodass mein Kopf senkrecht nach unten wies, und legte Arme und Beine an, damit auch ich auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen konnte. Dann schossen wir beide dem Boden entgegen, der uns mit einem Tempo entgegenraste, wie ich es bei dieser geringen Höhe noch nie erlebt hatte. Mit jeder Sekunde wurde da unten alles doppelt so groß, und ich konnte nichts tun, als abzuwarten.
    Der Öffnungsautomat an unseren Schirmen sollte den Reserveschirm auslösen, falls der Fallschirmspringer mit hoher Geschwindigkeit tausend Fuß fiel und die Reißleine nicht zog,
sei es, weil er in Panik geraten war, die Besinnung verloren hatte oder wegen einer Fehlfunktion. Kate war meiner Meinung nach mittlerweile bewusstlos, und der verdammte Öffnungsautomat hätte ihren Reserveschirm auslösen sollen und meinen ebenfalls, aber bislang tat sich nichts, abgesehen davon, dass wir mit mörderischer Geschwindigkeit dem Boden entgegenstürzten.
    Ich hätte die Reißleine von Hand ziehen und meinen Reserveschirm öffnen können, aber das würde ich nicht tun, solange Kates Schirm nicht aufging.
    Laut

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