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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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irgendetwas, das wie »Aal« klang.
    Ich wandte mich an den Typen und rief langsam, deutlich und laut: »Was – machen – Sie – da?«
    Er schien mich zu hören und winkte.
    »Wer – sind – Sie?«, rief ich.
    Er griff nach oben und zog an Kates linkem Riser, worauf der Schirm im Kollisionskurs auf mich zuglitt.
    Guter Gott  … Ich ließ meine Riser los, worauf meine Fallgeschwindigkeit sank, während sie schneller wurden, sodass Kates Schirm nur etwa drei Meter unter meinen Füßen vorbeizog. Der Typ war verrückt. Selbstmörderisch. Mein Herz hämmerte, und ich bekam einen trockenen Mund.
    Erneut betätigte ich meine Riser, worauf ich schneller absank und wir binnen einer Minute wieder nur mehr fünfzehn Meter voneinander entfernt waren.
    Ich ließ meine Riser los, zog meinen rechten Handschuh aus und öffnete den Reißverschluss an der Tasche, in der meine Glock steckte. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Typ war oder was er vorhatte, aber er hatte etwas sehr Gefährliches getan und hing an meiner Frau; wenn ich einen Schuss abgeben konnte, ohne Kate zu gefährden, würde ich ihn umbringen.
    Auch Kate hatte ihre Glock in ihrem Overall, aber wie sollte sie da rankommen, solange der Typ sie umschlang.

    Ich war wieder genauso weit wie zuvor, ehe dieser Scheißkerl seine Kamikazemanöver gemacht hatte. »Weg – von ihr!«, rief ich ihm zu. »Sofort! Loslassen!!«
    Der Typ drehte sich zu mir um, dann schob er sein Visier hoch. Er grinste mich an. »Hallo, Mr Corey!«, rief er.
    Ich starrte ihn an.
    Asad Khalil.
    Mein Herz fing wieder an zu rasen.
    Ich hörte Kate schreien: »John! Es ist Khalil! Khalil! Er hat ein – «
    Khalil schlug ihr ins Gesicht, sodass ihr Kopf zurückflog.
    Ich zog meine Glock und zielte, aber ich pendelte unter dem Schirm und Khalil drehte sich und Kate so, dass sie zwischen ihm und mir war. Ich konnte nicht schießen, ohne Kate zu gefährden, aber schießen konnte ich, deshalb drückte ich zweimal ab und zielte weit rechts vorbei.
    Khalil bekam es mit, worauf er sich noch dichter an Kate drückte.
    Ich steckte die Glock ein und betätigte die Riser, bis ich wieder auf gleicher Höhe war und uns etwa fünfzehn Meter voneinander trennten.
    Asad Khalil.
    Ein libyscher Terrorist. In internationalen Antiterror-Kreisen als der Löwe bekannt. Für mich war er das Böse an sich.
    Unglücklicherweise hatten sich unsere Wege vor drei Jahren gekreuzt, als ich frisch bei der Antiterror-Task Force war. Genau genommen bin ich ihm nie begegnet, aber Kate und ich hatten ein interessantes Handygespräch mit ihm, als wir eine furchtbare Woche lang der Blut- und Todesspur folgten, die er von New York bis nach Kalifornien hinterließ.
    Khalil zog an Kates Risern, worauf sie wieder auf mich zutrieben. »Ich habe Ihnen doch versprochen, dass ich zurückkomme, Mr Corey!«, rief er.

    Ich schaute zu Khalil, und wir starrten einander an. Als ich ihn da am klaren blauen Himmel schweben sah, fiel mir ein, dass Asad Khalil bei seinen Morden ein großes Maß an Effekthascherei und Originalität bewiesen hatte – er hatte es uns regelrecht gezeigt –, und ich wunderte mich nicht, dass er sich für diese Art der Rückkehr entschieden hatte. War es seine Gegenwart gewesen, die ich heute im Flieger gespürt hatte?
    »Ihre Frau scheint nicht froh darüber zu sein, mich zu sehen!«, rief er.
    Komm schon Kate. Halte dich ran . Aber ich sah, dass sie von dem Schlag ins Gesicht benommen war.
    »Ich möchte, dass Sie das mit ansehen!«, rief Khalil.
    Jetzt bemerkte ich, dass etwas in Khalils Hand in der Sonne funkelte. Eine Knarre.
    Ich zog wieder meine Glock, als sie näher kamen.
    Ich sah Khalils Gesicht über Kates linker Schulter, aber mehr konnte ich nicht von ihm sehen. Ich hatte kein freies Schussfeld, gab aber meinerseits ein leichtes Ziel ab, solange ich unter meinem Fallschirm hing.
    Unsere Schirme waren jetzt nur noch knapp drei Meter voneinander entfernt und erneut auf Kollisionskurs. Ich musste was unternehmen; ich hätte den Trenngriff zum Abwerfen meines Hauptschirms ziehen, in den freien Fall gehen und dann meinen Reserveschirm auslösen können, und damit wäre ich weg von ihm und seiner Knarre. Aber Kate würde das gar nichts nützen, deshalb ließ ich Khalil näher treiben und hoffte darauf, einen Schuss abgeben zu können, ehe er feuerte. Unsere Schirme berührten sich fast, und wir starrten einander an. Ich erinnerte mich an diese dunklen, tiefliegenden Augen von einem Dutzend Fotos her,

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